Menden. Auf dem Schotterparkplatz soll ein 300-Plätze-Parkhaus entstehen. Offen ist, ob es ein „grünes“ wird oder ein Standardmodell.
Mit Spannung erwarten viele Bürgerinnen und Bürger in Menden, wie es neben dem rasant aufwachsenden Siepmann-Neubau am Nordwall weitergeht: Wo heute noch der viel genutzte Schotterparkplatz angefahren wird, soll bekanntlich ein Parkhaus entstehen. Doch Parkhaus ist nicht gleich Parkhaus: Für die kommende Sitzung des Bauausschusses hat die Stadtverwaltung jetzt zwei Szenarien dafür vorgelegt. Von den Entscheidungen der Politik hängt ab, ob es ein herkömmliches Parkgebäude mit privaten Bauherren und Betreibern gibt. Oder ob die Stadt es selber macht und den Bereich Nordwall und Gartenstraße auch mit Spielflächen und sogar Tiny-Häusern städtebaulich entwickelt. Ein städtisches Parkhaus könnte zum Beispiel von den Stadtwerken betrieben werden. In jedem Fall aber muss der Bereich planerisch umgewidmet werden.
Anforderungen sind klar: Neues Parkhaus muss mindestens 300 Plätze bieten
Die Anforderungen an die Stellflächen sind unterdessen klar: Mindestens etwa 300 Plätze müssten angeboten werden. Dabei hat das Rathaus die Nutzung durch Personal und Besucher der neuen Stadtbücherei, durch Gäste von Veranstaltungen auf der Wilhelmshöhe sowie städtische oder andere Beschäftigte in der Innenstadt bereits eingerechnet. Die Politik erwartet neben dem Parkhaus auch eine Grün- und Spielfläche, einen barrierefreien Aufgang zur Wilhelmshöhe und eine „interessante Dachgestaltung“. Denn ein Dach soll das neue Parkhaus auf jeden Fall bekommen – nach den schlechten Erfahrungen mit dem ungeschützten alten Parkhaus, das nach nur 33 Jahren Nutzung im Jahr 2010 gesperrt und 2018 abgerissen werden musste.
Verfahren für den neuen Bebauungsplan dauert mindestens ein Jahr
Die Stadt will jetzt das Verfahren für den passenden Bebauungsplan fortführen. Vor knapp zwei Jahren wurde beschlossen, dass er neu aufgestellt werden soll. Als Art der baulichen Nutzung legten man ein „Urbanes Gebiet“ fest. Das aber ist für ein Parkhaus ungeeignet, ein „Kerngebiet“ treffe es besser, sagt das Rathaus. Das gelte erst recht, wenn die Grün- und Spielflächen kommen sollten, die man ebenfalls im Plan festsetzen könnte. Für ein privates Nachbargrundstück müssten dann eine Entschädigungspflicht oder die Ankaufmöglichkeiten durch die Stadt geprüft werden. In den Plan einzutragen wäre damit auch der künftige Fußweg hinauf zur Wilhelmshöhe. Alle notwendigen Voruntersuchungen, Gutachten und die Rechtsberatung sollen nach der Genehmigung des Haushalts zeitnah vergeben werden. Das Planverfahren dauere dann mindestens ein weiteres Jahr.
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Ausschreibung für Unternehmen ergäbe wahrscheinlich ein Standard-Parkhaus
Die beiden möglichen Szenarien sehen wie folgt aus: Für das einen Hektar große städtische Grundstück könnten Errichtung und Betrieb eines Parkhauses öffentlich oder europaweit ausgeschrieben werden. Denkbar sind dafür ein Interessenbekundungsverfahren, ein Wettbewerb oder andere Möglichkeiten, auf deren Grundlage sich Investoren mit Entwürfen und Angeboten bewerben. Allerdings gäbe es dann aus Kostengründen wahrscheinlich ein Standard-Parkhaus, eventuell noch mit Wohnungen oder Büros, um es noch wirtschaftlicher zu machen. Fraglich sei jedoch, ob die Stadt dann noch mitreden kann, wenn es um die Anzahl der Parkplätze für Innenstadtbesucher oder um die Höhe der Parkgebühren geht.
Stadt selbst könnte ein „grünes Parkhaus“ bauen – mit Spielflächen und Tiny-Häusern
Anders wäre das in der Variante 2 mit Grün- und Spielflächen, neuer Wegeführung und einer Brücke zur Wilhelmshöhe: Das Ganze könnte die Stadt Menden selbst planen, bauen und über ihre 100-Prozent-Tochter Stadtwerke auch unterhalten. Möglich würde „ein innovatives, klimagerechtes Parkhaus mit begrüntem Dach und begrünter Fassade, Schwammstadtelementen, Photovoltaik und attraktiven Park-Etagen“, erklärt der Mendener Baudezernent Jörg Müller. In einer Projektskizze könne auch die Aufstellung von Tiny-Häusern in diesem Bereich aufgezeigt werden.
Fördermöglichkeiten für ein Entwicklungsgebiet sind noch nicht ausgelotet
Dass diese Variante für die Stadt deutlich aufwändiger wäre als die schlichte Vergabe an einen Investor, liegt auf der Hand. Das gilt auch für die Folgekosten. Allerdings könne es auch Fördermöglichkeiten für ein solches Projekt geben, die laut Jörg Müller bisher noch nicht ausgelotet worden sind. Den Betrieb des „grünen“ Parkhauses könnten dann zum Beispiel die Stadtwerke übernehmen. Auf Grundlage dieser beiden Szenarien sollten nun die nächsten Arbeitsschritte vorbereitet werden, je nachdem, welches Szenario angestrebt wird. Die notwendigen Voruntersuchungen, Gutachten und Rechtsberatung will die Stadt nach der Genehmigung des Haushalts rasch vergeben.