Menden. .

Befürchtet worden war es schon länger, jetzt ist der Tag tatsächlich gekommen: Das Parkhaus Nordwall muss sofort geschlossen werden. Die Standsicherheit, so ein Statiker, sei nicht mehr gewährleistet. Täglich werden nun gut 200 Dauerparker auf die Suche nach einem Stellplatz in der Innenstadt gehen.

Die Liste der Gutachten, die in den vergangenen Monaten und Jahren zum Parkhaus Nordwall in Auftrag gegeben wurden, ist lang. Die Einschätzung des Mendener Ingenieurs Günter Werner, die am späten Dienstagvormittag im Rathaus eingegangen war, gab aber schließlich den Ausschlag. Werner hatte die Ergebnisse der jüngsten Gutachten anderer Büros analysiert und war zum Schluss gekommen: Die Tragfähigkeit des Parkhauses ist um 35 Prozent vermindert.

Grund hierfür ist Korrosion an den Stahlträgern durch das jahrelange Einsickern von Wasser, verbunden mit Streusalz. Eine Entwässerung sei noch nicht vorgesehen gewesen, als das am 12. Oktober 1977 eingeweihte Parkhaus gebaut worden sei, so der städtische Bau-Fachbereichsleiter Frank Wagenbach gestern.

Notbremse gezogen

Ingenieur Werner mahnt in seiner jüngsten Stellungnahme dringend eine zügige Sanierung an. Da die aber nicht in Sicht ist, zog Wagenbach in Abstimmung mit Bürgermeister Volker Fleige nur kurze Zeit nach Erhalt des Ingenieur-Schreibens die Notbremse: Am Mittwochabend wird das Parkhaus Nordwall dauerhaft gesperrt. Einen Weiterbetrieb könne die Stadt nicht verantworten.

Der Mittwoch soll noch zu einem geordneten Übergang genutzt werden. Alle Mietverträge mit Dauerparkern würden sofort fristlos gekündigt, so Rüdiger Merse, der Leiter der Bauverwaltungsabteilung. Eventuell schon gezahlte August-Mieten würden zurückerstattet. All jene, die jetzt im Urlaub seien, könnten ihr Auto natürlich noch später abholen. In dem blauen Container neben dem Parkhaus finde sich noch für geraume Zeit ein Ansprechpartner.

Kampf um Innenstadt-Parkplätze

Mit dem Wegfall der Parkhaus-Stellplätze wächst der Kampf um die Innenstadt-Parkplätze. Die Kurzzeitparker sind dabei nicht das ­Problem, sie haben das Parkhaus in der Vergangenheit zum Verdruss der Stadt ohnehin oft gemieden. Aber die Dauerparker drängen „auf den Markt“.

Der städtische Verkehrsexperte Andreas Nolte geht von folgender Rechnung aus: Das Parkhaus hat eigentlich 450 Stellplätze. Weil die unteren Parkdecks schon vor längerer Zeit wegen der Schäden gesperrt wurden, sind bereits 122 Stellplätze weggefallen – bleiben also knapp 330 Plätze. Gut 250 Dauerparker zählt die Stadt, nicht wenige davon sind Verwaltungsmitarbeiter.

Längere Wege

Da nicht alle gleichzeitig da sind, rechnet Nolte mit 200 Dauerparkplätzen, die ersetzt werden müssen. „Rein rechnerisch haben wir genug Plätze in der Innenstadt“, so Nolte. Allerdings würden die Wege weiter: „Wir sind dann schnell bei Battenfelds Wiese. Wer bislang am Alten Schlachthof noch einen bezahlfreien Parkplatz gefunden hat, dem wird dies nun nicht mehr so leicht gelingen.“ Ähnlich sieht er es für den Lenzenplatz.

Kurzzeitparkplätze in der Innenstadt sollten aber auf keinen Fall für Dauerstellplätze geopfert werden. Die Stadt versuche derzeit, neue Flächen zu gewinnen. Zu welchen Konditionen dort dann geparkt werden kann, ist aber noch unklar. Auf ihrer Internetseite (www.menden.de) und per Handzetteln will die Stadt heute offensiv auf schon bestehende andere Parkmöglichkeiten hinweisen.

Kritik von Dauerparkerin

Für Petra Hollstegge ist das zu wenig. Die Ex-UWG-Ratsfrau hat seit Jahren einen Dauerstellplatz im Parkhaus, Dienstagabend stieß sie dort auf ein Infoblatt der Stadt. Dass die Stadtverwaltung gehandelt hat, kritisiert sie nicht: „Aber da die Diskussion um das Parkhaus schon seit Monaten anhält, wird die Stadt doch wohl einen besseren Plan B in der Tasche haben.“ Es sei lange genug Zeit gewesen, Alternativen für die Dauerparker, die meist Bürger des Innenstadtkerns seien, zu entwickeln – etwa mit Sonderparkgenehmigungen.

Prüfungsamt aktiv

Mit der Schließung des Parkhauses dürfte auch die Frage wieder aktuell werden, ob sie hätte verhindert werden können, wenn das Parkhaus früher saniert worden wäre. Das Rechnungsprüfungsamt ist auf der Suche nach Fehlern und etwaigen Verantwortlichen. Die Prüfung soll kurz vor dem Abschluss stehen.