Menden. Die Ermittlungen nach dem Messer-Angriff eines Mannes auf seine Ex-Frau dauern an. Der mutmaßliche Täter ist weiter auf der Flucht.
Es ist kurz vor Weihnachten. Eigentlich eine Zeit der Besinnlichkeit. Doch in der Horlecke müssen am 22. Dezember Polizei und Ermittler einer Mordkommission aus Hagen anrücken, nachdem ein Mann mit einem Messer auf seine Ex-Frau losgegangen ist. Auch etwas mehr als zwei Wochen nach der Tat ist der mutmaßliche Täter weiter auf der Flucht.
Eine Tat mit Vorgeschichte
Es ist schon spät, als kurz vor dem Weihnachtswochenende Martinshörner und Blaulicht in der Horlecke für Alarmstimmung sorgen. Wohl nur mit einem Sprung aus dem Fenster entgeht eine Mendenerin einer tödlichen Attacke am 22. Dezember. Nach bisherigen Ermittlungen ist ein 48-Jähriger aus der Hönnestadt dringend verdächtig, mit einem Messer zuvor auf seine geschiedene Frau eingestochen zu haben. Das Opfer wird von Nachbarn vor dem Mehrparteienhaus gefunden.
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Über die Umstände der Tat ist bislang nicht viel bekannt - auch die Staatsanwaltschaft Arnsberg hält sich aus „ermittlungstaktischen Gründen“ weiterhin bedeckt. Gleichwohl: Der Messer-Attacke ist ersten Erkenntnissen ein Streit vorausgegangen. „Die Gründe hierfür liegen im privaten Bereich“, erklärt Thomas Poggel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Arnsberg. Allerdings ist der Angriff wohl nur das vorläufige Ende einer längeren Auseinandersetzung. „Es gab vor der Tat wechselseitige Strafanzeigen“, bestätigt Poggel auf WP-Anfrage. Das Opfer, das zwar nicht in Lebensgefahr schwebte, jedoch schwere Verletzungen erlitt, ist mittlerweile vernommen worden und befindet sich weiterhin in medizinischer Behandlung.
Dass man dem mutmaßlichen Täter, ein in Menden gemeldeter 48-Jähriger, bislang noch nicht habhaft werden konnte, liegt vor allem daran, dass er sich laut Ermittlern in die Türkei abgesetzt hat. „Wir gehen davon aus, dass er in diese Richtung geflohen ist“, so Thomas Poggel. Kontakt oder ein Amtshilfeersuchen an die türkischen Behörden habe es bisher jedoch nicht gegeben. Ohnehin sind die Erfolgsaussichten in diesem Falle überschaubar. Ähnlich wie Deutschland, das Staatsbürger in Strafsachen nicht ins EU-Ausland überstellt, würde das wohl auch umgekehrt für den mutmaßlichen Täter gelten. Ob es am Ende bei einem versuchten Tötungsdelikt bleibt oder gar ein versuchter Mord in Betracht kommt, ist dennoch offen. „Wir hatten ja noch keine Gelegenheit, den Verdächtigen zu vernehmen“, erklärt Poggel.
Nicht der erste Fall seiner Art in Menden
Die Tat kurz vor Weihnachten ist derweil nicht die einzige Tragödie häuslicher Gewalt, die sich in jüngerer Vergangenheit in Menden ereignet hat. Gut ein Jahr vor dem Angriff in der Horlecke ist eine Frau (39) von ihrem 46-jährigen Ehemann getötet worden, ehe er sich selbst das Leben nahm (WP berichtete). Deutschlandweit verzeichnet das Bundeskriminalamt (BKA) steigende Zahlen von Femiziden, also Taten, bei denen Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet werden. Im Lagebericht Häusliche Gewalt des BKA sind 2022 insgesamt 157.550 Fälle von Gewalt in Partnerschaften gelistet, gut 13.000 mehr als noch 2021. In 80 Prozent der Fälle sind Frauen Opfer dieser Delikte. Die Dunkelziffer solcher Angriffe ist Experten zufolge ungleich höher.