Fröndenberg. Mit einem Kulturkonzept könnte die Ruhrstadt Künstlern, Musikern und Kulturschaffenden unter die Arme greifen. Die Hintergründe.

Wie sieht die Kulturlandschaft der Zukunft in Fröndenberg aus? Diese Frage treibt auch die Politik um. Während der Corona-Pandemie sind heimische Vereine und Kulturschaffende von der Stadt bereits finanziell unterstützt worden. Doch dabei soll es langfristig nicht bleiben. Was hinter dem Kulturkonzept steckt und was das für die Szene in Fröndenberg bedeutet.

Der Status quo

Zunächst die gute Nachricht: Um Fröndenbergs Kulturlandschaft ist es grundsätzlich gut bestellt. Das zumindest geht aus einer Analyse des Unternehmens „startklar a+b GmbH“ hervor, die im nächsten Kulturausschuss vorgestellt werden soll. „Die allgemeine Lage der Kultur in Fröndenberg wird aktuell (...) von einem großen Teil der Bevölkerung und der Akteurschaft als grundsätzlich positiv beschrieben. Das Kulturangebot wird als ein wichtiger Teil des Lebens wahrgenommen“, heißt es darin. Die Analyse bildet den Grundstein für ein umfangreiches Kulturkonzept. In Verbindung mit Angeboten in der Region - vor allem in Dortmund und Unna - seien die Fröndenberger zufrieden mit „dem Status quo“.

Das hohe und oft professionelle Maß an bürgerschaftlichem Engagement für Kunst und Kultur trägt wesentlich zu den positiven Bewertungen gerade der Bürger bei und ohne sie wäre die Fröndenberger Kulturlandschaft deutlich ärmer.
Dr. Ina Rateniek, „startklar a+b GmbH“

Dabei wird das kulturelle Leben in Fröndenberg nicht alleine von der Stadt geprägt. Vor allem Institutionen und Vereine engagieren sich in der Ruhrstadt, etwa in der Kulturschmiede oder mit dem „Theater ohne Rahmen“ (ToR), das seine Stücke oftmals in der Aula der Gesamtschule aufführt. „Das hohe und oft professionelle Maß an bürgerschaftlichem Engagement für Kunst und Kultur trägt wesentlich zu den positiven Bewertungen gerade der Bürger bei und ohne sie wäre die Fröndenberger Kulturlandschaft deutlich ärmer“, heißt es in der Kulturanalyse. Doch Fröndenberg steht vor einer Herausforderung: Organisatoren und Co. werden immer älter, mancherorts fehle der Nachwuchs. Die Förderung und Sicherung der freien Kulturarbeit – gerade auch in den Ortsteilen – sei deshalb eine zentrale Zukunftsaufgabe der Kulturverwaltung in Fröndenberg. Bestehende Strukturen und Angebote sollten daher erhalten und ausgebaut werden. Schließlich sei es Aufgabe der kommunalen Kulturpolitik, Kunst, Kultur und Bildung zu stärken. „Die Stadtverwaltung ist die zentrale Förder- und Beratungsstelle für institutionelle und freie KulturakteurInnen in der Stadt“, so der Tenor.

Die größte Herausforderung jedoch ist der Spagat zwischen dem, was sich Kulturschaffende wünschen - und dem, was die Stadt auch angesichts einer angespannten Haushaltslage überhaupt an finanzieller Unterstützung leisten kann. Im Haushalt 2023 werden die kulturellen Ausgaben pro Einwohner demnach mit rund 24 Euro veranschlagt. „Damit liegen die Ausgaben von Fröndenberg unter dem Durchschnitt von vergleichbar großen Städten in Deutschland“, heißt es in der Analyse. Die Richtung ist klar: Das reicht nicht und müsse dringend angepasst werden. Unterm Strich geht es um fünf Handlungsfelder und 39 Maßnahmen, die die Experten von „startklar a+b“ vorschlagen.

Die Maßnahmen

Gezielte Förderung der frei-gemeinnützigen Kunst und Kulturschaffenden: Dabei steht die Vernetzung von Stadt und Vereinen im Mittelpunkt. Etwa ein Fokus auf Angebote in den Ortsteilen oder aber die Verteilung von Informationen „über relevante Förderzugänge bei der Kommune, dem Kreis, Land NRW, Bund oder Stiftungen“.

Kulturverwaltung zukunftsfähig weiterentwickeln: Auch bei der Stadt selbst muss sich etwas tun. So sei etwa eine Aufstockung des Personals denkbar, die Teilnahme an der LWL-Kulturkonferenz oder aber eine zeitgemäße Homepage, die eine bessere Übersichtlichkeit bietet.

Zeitgemäße Anpassung der kommunalen Kulturförderung: Hier wird es deutlich. Die Stadt müsse in jedem Fall finanziell nachbessern - und zwar deutlich. Zudem steht eine Überarbeitung und Aktualisierung der Kulturförderrichtlinien auf dem Programm, das bisweilen noch zu umständlich ist.

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Bedarfs- und zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Kulturangebote und Kultureinrichtungen: Auch hier ist die Richtung klar. Vor allem für Kinder und Jugendliche - also Gruppen, die bisher kulturell unterrepräsentiert seien - müsse nachgebessert werden. Auch gänzlich neue Kulturformate sind dabei denkbar.

Ausschöpfung des kulturtouristischen Potenzials: Kultur und Tourismus sollten stärker miteinander verknüpft, nicht nur eigenständig betrachtet werden. Aber auch der Auftritt der Stadt in sozialen Medien müsse in diesem Sinne überarbeitet werden.

Der Ausblick

„Auch wenn die Bürger das vorhandene Kulturangebot in Fröndenberg aktuell als ausreichend und qualitätsvoll bewerten, besteht die Herausforderung, zukünftig mehr Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen zu erreichen“, resümieren die Experten in ihrer Analyse. Besonders auf die Verbesserung der kulturellen Teilhabe müsse man sich konzentrieren. Dabei werde man sich „in viel stärkerem Maße als bisher“ an der aktiven Beteiligung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen orientieren müssen. „Teilhabe, die bisher eher rezeptiv verstanden wurde, erfordert zukünftig unterschiedliche partizipative Zugänge.“