Lendringsen. Trotz des tödlichen Autounfalls vom März sollte an der Wolfskuhle nichts weiter passieren. Das lässt die Mendener Politik aber so nicht stehen.
Nach dem tödlichen Unfall eines 18-jährigen Mendener Fahranfängers im März will die Mendener Politik die Kreisstraße „Wolfskuhle“ sicherer machen. Dieses einstimmig beschlossene Anliegen an den Märkischen Kreis als Baulastträger erfolgte im Ausschuss für Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Der Beschluss erging vor dem Hintergrund einer Erläuterung der Stadtverwaltung: Sie begründete, warum das zunächst geforderte Tempolimit auf 50 oder 70 km/h auf der kurvenreichen und engen Straße durch den Wald zwischen Lendringsen und Oesbern nicht möglich sei (die WP berichtete). Somit bleiben dort weiter 100 Stundenkilometer erlaubt.
Kreis soll rissige Fahrbahn sanieren und die Straße mittelfristig deutlich ausbauen
Jetzt aber soll der Kreis auf Antrag von Peter Köhler (Die Grünen) auf seiner Straße kurzfristig zumindest die rissige Fahrbahn sanieren und die verblassten Markierungen erneuern. Mittelfristig soll der MK die Wolfskuhle dann so ausbauen, dass Autounfälle nicht mehr vor einem Baum enden müssen. Diesem Antrag stimmten alle Fraktionen zu. Deutlich wurde zuvor in vielen Wortbeiträgen das Unverständnis darüber, warum auf dem nahen, ebenfalls kurvenreichen und waldumsäumten Oesberner Weg das Tempo-70-Limit möglich ist, in der Wolfskuhle nach mittlerweile drei tödlichen Unfällen aber nicht.
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Verkehrskommission überzeugt: Weitere Maßnahmen nicht erforderlich
Einen entsprechend schweren Stand hatte Andreas Schröder vom Ordnungsamt. Er erinnerte daran, dass laut Tempomessungen in der Wolfskuhle 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht schneller als 53 km/h fuhren. Laut der Unfallkommission aus Vertretern von Straßen NRW, der Polizei, des MK und der Stadt hätten die Messungen gezeigt, dass sich die meisten Verkehrsteilnehmer der besonderen Situation bewusst seien und ihre Fahrweise den örtlichen Gegebenheiten anpassten. Die Kommission habe daher ein Tempolimit abgelehnt.
Widerspruch aus den Fraktionen: „Gesunder Menschenverstand“
Peter Köhler wandte dazu ein, dass es sich bei dem jüngsten Unfallopfer um einen Anfänger gehandelt habe: „Gerade für die müssten dort zusätzliche Schilder stehen.“ Und: Auf der viel breiteren B7 von Wickede nach Menden gelte Tempo 70, ebenso wie auf dem schnurgeraden Osterfeld. Marion Trippe (FDP) sekundierte: „Ich fahre jeden Tag durch die Wolfskuhle. Die Fahrbahn dort ist nicht in Ordnung, die Markierungen nicht, und jedes Opfer ist ist eines zu viel!“ Auf den gesunden Menschenverstand berief sich SPD-Fraktionschef Sebastian Meisterjahn: „Wenn ich unmittelbar nach einem tödlichen Unfall die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke messe, ist doch klar, dass dort vorsichtiger gefahren wird.“
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Ordnungsamt: Wolfskuhle laut geltenden Kriterien kein Unfallschwerpunkt
Doch laut Andreas Schröder gibt es in Menden viele Straßen wie die Wolfskuhle ohne ein Tempolimit, aber mit Kurvenanzeigen. Sogar Serpentinen im Kreisgebiet hätten keine Geschwindigkeitsschilder, weil sich Tempo 100 dort erkennbar nicht fahren lasse. Die schmalen Kurven der Wolfskuhle seien zudem mit jeweils fünf Richtungspfeilen zu beiden Seiten bestückt, die zu langsamerem Fahren anhalten sollen. Zudem sei die Straße ungeachtet des tragischen Geschehens vom März kein Unfallschwerpunkt. Die B7 und der Oesberner Weg seien das mit bis 30 Unfällen dagegen sehr wohl gewesen.
Grüne wollen im Kreistag weiter für ein Tempolimit kämpfen
Wolfgang Exler (CDU), von Beruf Polizeibeamter, sprang Andreas Schröder bei: Die Stadt könne keine Schilder an eine Straße stellen, die ihr gar nicht gehört. Worauf Köhler ungeachtet der ersten Abfuhr aus dem Kreishaus ein weiteres Mal das Tempolimit beim MK beantragen wollte, worauf er letztlich wegen der Aussichtslosigkeit verzichtete. „Wir werden das aber als Grüne im Kreistag beantragen.“