Menden. Die festgenommene mutmaßliche Brandstifterin (60) soll im Sommer in Lendringsen 25 Brände gelegt haben. Ihr drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Seit sie in der Nacht zum 22. August festgenommen wurde, ist die Brandserie in Lendringsen zu Ende: Die 60-jährige mutmaßliche Brandstifterin, die selbst in Lendringsen lebte und jetzt in einem Untersuchungsgefängnis für Frauen sitzt, ist weiterhin dringend verdächtig, die zahlreichen Feuer gelegt zu haben. Erst brannte es nur im Wald, dann auch an Straßenrändern und auf Parkplätzen, schließlich in Gartenhäuschen gefährlich nah an Wohnhäusern. Die Feuer hielten Polizei und Feuerwehr in Atem und versetzten den ganzen Stadtteil über den Sommer in Angst und Schrecken. Jetzt drohen der Frau, die weiterhin nur einen Teil der Taten gestanden hat, bis zu 15 Jahre Haft, falls vor Gericht auf einen besonders schweren Fall von Brandstiftung erkannt würde.
Ermittlungen laufen: Frage der Schuldfähigkeit ist noch nicht geklärt
Doch noch ist gar nicht klar, ob sie überhaupt eine Kandidatin für einen Prozess und eine Haftstrafe wäre: „Ein Gutachten zur Schuldfähigkeit steht noch aus“, erklärt der Arnsberger Oberstaatsanwalt Thomas Poggel auf Anfrage der WP. Gegenstand des laufenden Verfahrens seien 25 Brände. Sie seien „je nach Tatobjekt teilweise als Brandstiftung nach § 306 StGB, teilweise als Sachbeschädigung nach § 303 StGB unter Strafe gestellt und von der Beschuldigten teilweise eingeräumt worden“. Wie berichtet, hat die Tatverdächtige in den ersten Vernehmungen abgestritten, etwa auch für die Fahrzeugbrände verantwortlich zu sein. In zwei Nächten Ende Juli waren nacheinander auch ein Auto und ein Wohnmobil in Flammen aufgegangen.
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Nicht alle Taten gestanden, doch die verbliebene Unsicherheit weicht
Dass die 60-Jährige nur ein Teilgeständnis ablegte, sorgt bis heute dafür, dass die Polizei in Lendringsen weiterhin wachsam und stärker präsent bleibt als üblich. Auch Anwohner, die aus Angst vor dem nächsten Brandanschlag kaum noch eine Nacht durchschliefen, zeigten sich nach der Festnahme gegenüber der WP nur zum Teil erleichtert: Die Möglichkeit eines zweiten Täters blieb ja noch offen. Allerdings hat es seit der Festnahme der 60-Jährigen, die in der Nähe des letzten Tatorts Oberm Rohlande gelang, kein einziges weiteres Feuer gegeben.
Tatmotiv bleibt noch unklar
Unter anderem beschäftigt die Ermittler jetzt die Frage, warum jemand nachts loszieht und die Gartenhäuschen der Nachbarn auflodern lässt. „Das Motiv für die Taten ist Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen, nähere Angaben sollen daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfolgen“, erklärt dazu der Oberstaatsanwalt.
Was kostet ein kleiner Waldbrand? Schadenshöhe vielfach nur zu schätzen
Die Gesamthöhe der angerichteten Sachschäden könne nur geschätzt werden, erklärte Poggel, der sich auf keine Summe festlegte. Tatsächlich werden etwa die ersten kleineren Brandlegungen im Wald, die stets in Phasen großer Trockenheit erfolgten, kaum in Euro und Cent zu beziffern sein. Sollten der Frau dagegen auch die Fahrzeugbrände nachgewiesen werden, dürfte die Schadenssumme enorm ansteigen.
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Seit der Festnahme der 60-Jährigen kein einziges Feuer mehr
In den nächsten Wochen und Monaten wird indes vor allem die Frage des Motivs und damit auch der Schuldfähigkeit im Vordergrund der Ermittlungen stehen. Poggel hatte kurz nach der Festnahme erklärt, dass die Frau bisher ein unbeschriebenes Blatt sei: Sie sei vorher noch nicht straffällig geworden. Sie wurde an Ort und Stelle vorläufig festgenommen und verhört. In ihrer Vernehmung kurz nach der Festnahme legte sie das Teilgeständnis ab. Sie räumte dabei auch ein das jüngste Feuer in der Gartenhütte Oberm Rohlande gelegt zu haben, bei dem sie gefasst wurde. Seitdem können die Lendringser wieder ruhiger schlafen.