Menden. Nach der Serie von Brandstiftungen in Lendringsen verhaftet die Polizei eine 60-jährige Frau. Einen Teil der Taten hat sie gestanden.
Eine 60-jährige Frau aus Menden soll für die Serie von Brandstiftungen im Stadtteil Lendringsen verantwortlich sein. Die mutmaßliche Täterin wurde nach dem Brand an der Straße Oberm Rohlande in der Nacht zum Dienstag von der Polizei vorläufig festgenommen. Sie hatte sich in der Nähe des Brandortes aufgehalten und war Polizeibeamten aufgefallen, die eine Nahbereichsfahndung durchführten. Die Frau gilt als dringend tatverdächtig, dort und auch an anderen Stellen im Dorf wiederholt die Feuer gelegt zu haben, die ganz Lendringsen in Angst und Schrecken versetzt hatten. Das teilten die Staatsanwaltschaft Arnsberg und die Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis am Mittwochmittag in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.
Mutmaßliche Täterin sitzt nach Teilgeständnis jetzt in Untersuchungshaft
Die mutmaßliche Täterin war für die Polizei laut dem Arnsberger Oberstaatsanwalt Thomas Poggel bisher ein unbeschriebenes Blatt: Sie sei vorher noch nicht straffällig geworden. Sie wurde an Ort und Stelle vorläufig festgenommen und verhört. In ihrer Vernehmung legte sie ein Teilgeständnis ab. Die Frau soll eingeräumt haben, auch das jüngste Feuer in der Gartenhütte Oberm Rohlande gelegt zu haben, bei dem sie festgenommen wurde, und noch für weitere Brände verantwortlich sein. Allerdings bestreitet sie die Feuer an Fahrzeugen wie einem Wohnmobil und zwei Autos gelegt zu haben. Diese Behauptung, sagt Poggel, werde aber im Rahmen der jetzt noch anstehenden Ermittlungen überprüft. „Es gibt Möglichkeiten das festzustellen.“ Der zuständige Sachbearbeiter der Staatsanwaltschaft werde angesichts des Verhaltens der Frau sicher auch die Frage ihrer Zurechnungs- und Schuldfähigkeit gutachterlich klären lassen.
In Lendringsen dürften viele jetzt wieder ruhiger schlafen
Am Mittwoch wurde die 60-Jährige auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ den Untersuchungshaftbefehl. Mittlerweile sitzt die mutmaßliche Brandstifterin in einem Frauen-Untersuchungsgefängnis, von denen es in NRW zwei gibt – in Köln und in Gelsenkirchen. Für die Dauer einer U-Haft gelten indes Fristen, nach maximal einem halben Jahr kann nur das Oberlandesgericht die Fortdauer einer Untersuchungshaft anordnen. In Lendringsen dürften jetzt viele Menschen nachts wieder ruhiger schlafen.
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Frauen legen Brände: Bundesweit mehrere Fälle – einer auch in Menden
Zwar gilt es noch immer als ungewöhnlich, dass Frauen Feuer legen, und auch an den Schauplätzen hieß es stets: „Warum macht der das?“ Doch zeigt ein Blick in die Kriminal-Schlagzeilen der letzten beiden Jahre, dass weibliche Brandstifter gar nicht so selten sind. So werden Fälle aus Dorsten, München, Fulda oder Mühldorf geschildert, in denen Frauen auch serienweise Brände legten. In Menden verübte 2017 ein weibliches Gemeindemitglied einen Brandanschlag auf das Gebäude der Zeugen Jehovas am Grüner Weg.
Immer bei Dürre: Unheimliche Brandserie beginnt im Waldstück am Salzweg
In Lendringsen geht es jetzt um rund ein Dutzend gelegter Feuer in diesem Sommer. Angefangen hatte die unheimliche Brandserie im Juni im Waldstück am Salzweg, wo es mehrfach nacheinander fackelte. Dass diese Brände keine Zufälle waren, konnten die Ermittler damals leicht an den unterschiedlichen Stellen erkennen, an denen es zeitgleich zu brennen begonnen hatte. Der größte Sachschaden bei diesen Bränden im Wald entstand, als dabei eine riesige Baum-Erntemaschine, ein sogenannter Harvester, in Flammen aufging. Auffällig war hier, dass die Waldfeuer nur in den Trockenperioden dieses Sommers gelegt wurden, offenbar, um größtmöglichen Schaden anzurichten.
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Festgenommene bestreitet die Brandlegungen an Fahrzeugen
Zwischenzeitlich verlagerten sich die Brände – zum einen in Lendringser Wohngebiete und außerdem vermehrt in die Nachtstunden. Jetzt brannten unter anderem ein Wohnmobil und mehrere Autos aus – für die Taten an den Fahrzeugen will die festgenommene Frau nicht verantwortlich sein. Hinzu kamen zwei Gartenhütten, die sehr nah an den Wohnhäusern lagen. Es waren die für Leib und Leben von Menschen wohl gefährlichsten Taten.
Polizei greift genau in dem Moment zu, als Anwohnerkritik laut wird
Beim letzten Feuer in der Nacht zum Dienstag hatten Anwohner erstmals auch gegenüber der WP ihrem Ärger und Unverständnis darüber Luft gemacht, dass die Polizei den Feuerteufel einfach nicht zu fassen bekam. Genau in diesen Minuten muss die Frau den Beamten ins Netz gegangen sein. Damit ist auch der unbekannte blonde Mann entlastet, der von Zeugen Oberm Rohlande auf der Straße als möglicher Täter identifiziert worden war.