Fröndenberg. Kurz vor dem zweijährigen Bestehen vermelden die Betreiberinnen des Unverpackt-Ladens in Fröndenberg das Ende des Start-Ups. Die Hintergründe.
Der Unverpackt-Laden in der Fröndenberger Innenstadt schließt zum Jahresende. Es ist das Ende einer guten Idee, die von einer Entwicklung gestoppt wird, die aktuell nicht nur in Fröndenberg um sich greift.
Ist das diese oft beschworene Lücke zwischen Reden und Handeln? Nachhaltigkeit oder das Reduzieren von Müll werden immer wieder so betont. Und kaum jemand wird die Idee eines Unverpackt-Ladens schlecht finden, bei dem man die Lebensmittel in selbst mitgebrachten Gefäßen mit nach Hause nimmt. Aber wie viele Kunden gehen dann tatsächlich in so ein Geschäft? In Fröndenberg wohl auf Dauer nicht genug. Die beiden Betreiberinnen Delia Mols und Tanja Schröder hören auf, der Laden schließt zum Jahresende, der Mietvertrag ist schon gekündigt. Vermutlich wird der 9. Dezember der letzte Öffnungstag sein, damit anschließend noch genug Zeit ist zum Ausräumen. Ab November soll es einen Ab- und Ausverkauf geben mit vielen lohnenden Angeboten, teilen die beiden mit. Ist das also nur ein Konzept für Sonntagsreden?
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Der Blick in die Umgebung lässt es fast so erscheinen. Delia Mols berichtet vom Austausch mit anderen Unverpackt-Läden: „In dem Forum hört man fast nur von Schließungen im Moment.“ Das sei eine ernüchternde Erfahrung. In der unmittelbaren Nähe Fröndenbergs bleibt nun noch ein Laden in Werl.
Unterm Strich zu wenig Umsatz
Mit spürbarem Engagement und Leidenschaft für das nachhaltige Anliegen waren Tanja Schröder und Delia Mols im Frühjahr 2022 gestartet mit „Nackt & Unverpackt“ in dem kleinen Ladenlokal am Bruayplatz gegenüber des Aldi-Marktes, auch weil sie selber überzeugte Kunden solcher Läden sind. Der Start war gut, die Corona-Pandemie lief langsam aus, die Gruppe der Stammkunden wuchs, Öffnungstage wie etwa im Rahmen von Frühlings- und Bauernmarkt schafften weitere Aufmerksamkeit. Der Einbruch kam Anfang 2023, erzählt Delia Mols. Die allgemeine Inflation sei vermutlich der Grund für eine spürbare Zurückhaltung im Laden. „Die Menschen sparen wohl als erstes an den Lebensmitteln“, vermutet Delia Mols. Nudeln, Getreide, Müsli, Wein aber auch Hygieneprodukte und noch vieles mehr gibt es hier auf gar nicht so großer Fläche, und es habe auch alles seine Abnehmer gefunden, erzählt Mols weiter. Man könne nicht sagen, dass bestimmte Produkte gar nicht liefen. Aber unterm Strich sei es einfach zu wenig Umsatz im Moment.
Erschwerend kommt hinzu: Die Förderung im Rahmen des städtischen Leerstandsprogramms, die einen nicht unwesentlichen Teil der Miete in der Anfangszeit zuschießt, läuft nun aus. Und da habe man eben anfangen müssen zu rechnen. „Da war klar, es wird schwierig. Und wir wollen nicht in die Miesen rutschen. Das Risiko war uns zu hoch weiterzumachen“, berichtet Delia Mols. Nun also der Schlussstrich, den natürlich vor allem auch die Stammkunden traurig aufgenommen haben. „Wir hatten schon viele, die man nach und nach kennengelernt und mit denen man gerne gequatscht hat.“ Und die natürlich auch Wertschätzung für das Konzept ausdrückten. Delia Mols sieht die eigene Entscheidung natürlich mit mindestens einem weinenden Auge, aber auch nüchtern und unumgänglich. Auch ihre Mitstreiterin Tanja Schröder sieht die Zukunft des Konzeptes überall im Moment sehr ernüchternd.
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Beide appellieren und wünschen sich, dass vielleicht bald die großen Supermärkte doch zumindest Teile ihrer Fläche für solche Konzepte nutzen könnten. „In Kanada ist das schon normal“, hat Mols erfahren. „Hier bei uns passt der Weg extra in ein anderes Geschäft vielen wohl nicht in den Alltag“, vermutet Tanja Schröder.
Was die Schließung für die beiden privat bedeutet? Sie blieben von Anfang an ihren alten Jobs in einem Zahntechnik-Labor verbunden, zur Sicherheit. Hatten zuletzt dort auch wieder Stunden aufstocken müssen, erzählt Delia Mols, im Laden war zuletzt immer nur jeweils eine der beiden. Auch wenn es bis zum zweijährigen Geburtstag von „Nackt & Unverpackt“ nicht mehr reichen wird, blicken die beiden Frauen auch dankbar zurück. Delia Mols: „Wir hatten viel Spaß hier, es war eine schöne Erfahrung.“