Menden/Balve/Neuenrade. Sie wollen im Hochwasserschutz ein Team sein, die Bürgermeister von Menden, Balve und Neuenrade. Doch zwei Städte tragen einen Rechtsstreit aus.
Pressemitteilungen kommen mitunter zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt. So haben jetzt die Bürgermeister von Menden, Balve und Neuenrade den Hochwasserschutz für ihre Städte offiziell zur „Chefsache“ erklärt: Alle drei Kommunen, heißt es, würden beim Flutschutz entlang der Hönne „interkommunal eng zusammenarbeiten“. Das betonten Dr. Roland Schröder für Menden, Hubertus Mühling für Balve und Antonius Wiesemann für Neuenrade. Allerdings gibt es dabei einen Haken.
Normenkontrollklage aus Menden geht jetzt vors Oberverwaltungsgericht
Denn ins Bild der Harmonie will nicht passen, dass in der kommenden Woche die Normenkontrollklage der Stadt Menden gegen die Pläne der Stadt Balve für ein neues Wohngebiet an der Hönne beim Oberverwaltungsgericht (OVG) in Hamm eingereicht wird. Genau das hat der Mendener Baudezernent Jörg Müller am Donnerstag im Bauausschuss bekanntgegeben. Dieser Ausschuss hatte kürzlich beschlossen, dass geklagt werden soll.
Balver Projekt „Hönnewiesen“ empört die Mendener: Flutschutz unterlaufen?
Worum geht es dabei? Als die Balver ihr Neubaugebiet „Hönnewiesen“ beschlossen hatten, kam in Menden Empörung auf: Während man selbst mehrere Millionen Euro für den Hochwasserschutz in die Hand nehme, hieß es, mache die Stadt Balve das alles durch ein Baugebiet direkt am gemeinsamen Flusslauf wieder zunichte. So hatte sich die Stadt Menden zuletzt eine größere Fläche in Lendringsen gesichert, um künftig noch mehr Überschwemmungsfläche zu haben.
2021 geflutet: Hönnewiesen liegen in Überschwemmungsgebiet
Die Hönnewiesen liegen in Balve hinterm Supermarkt-Gürtel an der Hönnetalstraße. Sie sind direkt an die B 229 angebunden. Entstehen sollen dort 36 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäuser. Das Baugebiet grenzt unmittelbar an ein Überschwemmungsgebiet. Der Planbereich stand beim Hochwasser von 2021 in Teilen tatsächlich unter Wasser. Davor schützen sollen das neue Wohngebiet künftig ein kleiner Wall zur Hönne und höhere Kellerfenster.
+++ Auch interessant: Menden: Bauarbeiten nach tödlichem Unfall +++
Menden ficht den Bebauungsplan der Balver jetzt juristisch an
Weil das Vorhaben in einem Bebauungsplan ausgewiesen ist, wählten die Mendener dagegen den Weg der Normenkontrollklage. So kann man einen B-Plan anfechten. Bekäme Menden recht, wäre der Balver Plan in der aktuellen Fassung unwirksam. Er müsste abgeändert oder fallengelassen werden. Hubertus Mühling konterte die Mendener Attacke mit dem Hinweis, dass man sich an die Grenzen des Überschwemmungsgebietes halte. Zudem kämen weitere Anti-Flut-Maßnahmen der Balver auch den flussaufwärts liegenden Mendenern zugute.
+++ Lesen Sie auch: Unbekannter filmt in Menden versteckt an Grüncontainern+++
Bürgermeister zählen zahlreiche Maßnahmen gegen Hochwasser auf
Von alledem ist in der Pressemitteilung für die drei Bürgermeister an keiner Stelle die Rede. Stattdessen heißt es, allen dreien liege der Bevölkerungsschutz am Herzen. Auch in den jeweiligen Stadträten genieße der gemeinsam organisierte Hochwasserschutz eine hohe Priorität. So gebe es zahlreiche Projekte zur Wasserrückhaltung, zur Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und zur Renaturierung des heimischen Flusses. Als jüngstes Beispiel werden die Aktivitäten „An der Kormke“ in Balve aufgeführt, wo zusätzliche Flussschleifen die Fließgeschwindigkeit der Hönne verlangsamen und so erheblich zum Hochwasserschutz beitragen.
„Wir müssen interkommunal an einem Strang ziehen“
Fachleute der drei Verwaltungen träfen sich regelmäßig mit den Bürgermeistern, heißt es weiter. Die wiederum zeigten sich einig: „Wir müssen interkommunal an einem Strang ziehen und uns beim Hochwasserschutz entlang unserer Hönne eng abstimmen.“