Menden. Aufnahme und Aufteilung von Geflüchteten über das Stadtgebiet gelingt der Stadt derzeit „passabel“. Jetzt erhöht das Land NRW die Quote.

Die Unterbringung von Geflüchteten in Menden gelingt noch „passabel“, die Gesamtzahl liege bislang konstant bei etwa 750 Menschen. „Damit erfüllt die Stadt ihre Aufnahmequote zu annähernd 100 Prozent“, berichtete Dennis Bröcking, Leiter des Teams Integration im Rathaus, jetzt vor dem Integrationsrat. Doch jetzt hat die NRW-Landesregierung höhere Quoten angekündigt. Der Grund: Städte mit derzeit meist gefüllten Landes-Einrichtungen wie etwa Unna-Massen sollen bei den Zuweisungen deutlich entlastet werden. Diese Menschen würden Städten ohne Landeseinrichtungen zusätzlich zugewiesen. Menden bereite sich daher auf einen „signifikanten Anstieg“ der Zahl unterzubringender Menschen vor, erklärte Bröcking.

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Verteilung auf private Wohnungen im Stadtgebiet hat gut funktioniert

Die Hauptschule am Bieberberg sei inzwischen als Aufnahmestelle geschlossen worden, um sie zur künftigen Josefschule Lendringsen umzubauen, berichtete Bröcking weiter. Dort waren ausschließlich Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergekommen (die WP berichtete). Deren Verteilung auf private Wohnungen im Stadtgebiet habe indes gut funktioniert, sagte Bröcking. Von insgesamt 827 Menschen, die vor dem Krieg nach Menden geflüchtet sind, lebten jetzt noch 602 in Menden. Davon seien Menden nur 123 zugewiesen worden, alle übrigen seien selbstständig hergezogen, meist zu Verwandten und Bekannten.

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Die „Herausforderungen für die Stadt“, so Dennis Bröcking, bestünden jetzt darin, trotz der anstehenden Erhöhung weiter Pufferkapazitäten zu behalten. Dafür seien sanierungsbedürftige Bestandsbauten wie die Bischof-Henninghaus-Straße wieder in Ordnung zu bringen, im Zweifel auch Ausweichquartiere zu finden. Auch sei das Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner in den Übergangs-Unterkünften besser zu steuern.

Sanierung der Bischof-Henninghaus-Straße 39 für Anfang 2024 geplant

Die Sanierung der Bischof-Henninghaus-Straße 39 steht unterdessen Anfang 2024 an, nachdem sie im Nachbarhaus 37 bereits vollendet ist. Die aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner könne man anderweitig unterbringen. Gegen Jahresende werde das Haus folglich leerzuziehen sein, entweder komplett oder etagenweise. In jedem Fall sollen die Fachräume für die Diakonie und die soziale Arbeit auch in der Umbauphase an Ort und Stelle bleiben.

Als Puffer hat der Stadtrat jüngst bekanntlich die Anschaffung von zehn Wohncontainern beschlossen, die flexibel eingesetzt und platziert werden können. Dafür habe die Stadt jetzt Angebote eingeholt, die Ausschreibungsfrist läuft Mitte September aus, sagte Bröcking. Als er erwähnte, dass die Container an der Franz-Kissing-Straße aufgestellt werden sollen, erklärte Tina Reers (Grüne), dass dies noch gar nicht beschlossen sei. Die Standortfrage könne man aber in einer gemeinsame Sitzung mit dem Ausschuss für Soziale Teilhabe, Demografie und Gesundheit klären. Reers ist Vorsitzende dieses Gremiums.

Kritik von Mitgliedern des Integrationsrates: Entscheidung-Grundlagen regelmäßig verwehrt

Genau deshalb entzündete sich auch Kritik an der Stadtverwaltung im Umgang mit den Integrationsrat. Obwohl die Runde einem Fachausschuss gleichgestellt sein soll und somit auch Beschlüsse und Empfehlungen fassen kann, bleiben den Mitgliedern des Integrationsrates die Grundlagen dafür regelmäßig verwehrt: Nicht eine einzige Drucksache hatte im Vorfeld gegeben, und das, obwohl auch Themen auf der Tagesordnung standen, für die es aus anderen Gremien sehr wohl Drucksachen gibt. Das bekräftigten gleich mehrere Mitglieder des Gremiums an, etwa Nikolaus Paraschos oder Turgut Eyidenbilir. Sie erklären damit auch die deutliche gefallenen Teilnahmezahlen an den Sitzungen des Integrationsrates. „Wer nichts beschließen kann, sondern hier nur Berichte hört, bleibt irgendwann weg.“ Auch an diesem Tag waren gerade sieben Mitglieder des Integrationsrates im weitgehend leeren Ratssaal anwesend.

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Auf die Frage, warum es die Ungleichbehandlung schon seit Jahren gibt, erhielten die Ausschussmitglieder keine befriedigende Antwort. Die Erste Beigeordnete Henni Krabbe vermutet, dass der Integrationsrat bei der Festlegung der Beratungsfolge für die Themen regelmäßig keine Berücksichtigung finde. „Man müsste mal deutlich machen, dass es dieses Gremium hier tatsächlich gibt!“ Ulrich Menge, Leiter des Rathaus-Teams Schule, Sport und Soziales, sagte zu, diesen Missstand an geeigneter Stelle bekannt machen und auf Abhilfe drängen zu wollen.

Leiter des Teams Integration im Rathaus hört auf

Schließlich mussten die Mitglieder des Ausschusses noch Abschied nehmen von Dennis Bröcking, der nach anerkannt guter Arbeit in Menden in Kürze an einen Arbeitsplatz näher an seinem Wohnort wechselt. Er habe sehr gerne in Menden gearbeitet und hier immer eine konstruktive und positive Haltung erleben dürfen, sagte Bröcking, der seinerseits als ausgesprochen fähiger Manager gilt. Man könne nur hoffen, hieß es, für ihn eine gleichwertige Nachfolge zu finden.