Balve/Menden/Lüdenscheid. Das Team des MK-Jugendamtes arbeitet mit Herzblut - und geht dabei ans Limit. So sieht die Arbeit mit unbegleiteten jungen Flüchtlingen aus.

Sie flohen ohne Eltern aus Kriegs- und Krisengebieten: In Balve sind, wie anderswo im Märkischen Kreis, Jugendliche untergekommen, im Verwaltungsdeutsch als Unbegleitete minderjährige Ausländer oder auch als UmA bezeichnet. Wie hier die Integration gelingt, war ein Thema im Jugendhilfeausschuss des Märkischen Kreises.

Das Gremium kam kürzlich zu einer turnusmäßigen Sitzung im Balver Rathaus zusammen. Meistens trifft man sich im Lüdenscheider Kreishaus, zieht aber auch schon mal durch die Kommunen vor Ort. Einer der Tagesordnungspunkte war die Situation der unbegleiteten minderjährige Ausländer, sprich Kinder und Jugendliche die ohne Familie, ohne Erziehungsberechtigte in Deutschland angekommen sind. Früher waren es eher díe 16- und 17-Jährigen, die hier alleine ankamen, inzwischen seien es auch schon 12- oder 13-Jährige. Das berichtete Kathrin Dudeck, die Sachgebietsleiterin des Jugendamtes beim Regionalen Sozialen Dienst Nord im MK und zuständig für Balve, Neuenrade und Herscheid. Das Büro von ihr und ihrem Team ist in Balve, neben dem Rathaus.

+++ BALVE: DIE FLUT UND DAS JUGENDAMT +++

Im gesamten Kreisgebiet seien aktuell 42 dieser Minderjährigen untergebracht, wobei man in der aktuellen weltpolitischen Lage noch eine Steigerung erwarten dürfte. Fachfrau Dudeck berichtete ganz konkret von Balve: Hier leben vier männliche Jugendliche aktuell in einer Ferienwohnung zusammen, sozialpädagogisch vom Jugendamt betreut. Männliche UmA, so Dudeck weiter, seien überhaupt die große Mehrheit, Mädchen würden in den Herkunftsländern von ihren Familien fast nie allein losgeschickt. Und der überwiegende Teil der Kinder und Jugendlichen komme aus Syrien und Afghanistan. Jugendamtsmitarbeiterin Kristina Bratic erzählte im Ausschuss zudem von der Betreuung und der Integration der minderjährigen Flüchtlinge, nannte als Bespiel eine kurzfristig ermöglichte Unterbringung anderer Betroffener in der Jugendbildungsstätte des Kreises in Lüdenscheid. Die Situation erfordere oft den sehr kurzfristigen Einsatz der Betreuer, auch über Wochenenden und Feiertage. Gleichzeitig seien diese sogenannten Brückenlösungen für schelle Hilfe allen Beteiligten des Jugendamtes eine Herzensangelegenheit.

+++ KITA IN BALVE: SO SIEHT DIE BETREUUNGSQUOTE IM MK-VERGLEICH AUS +++

Dass die Mühlen der Bürokratie oft langsam mahlen, ist nicht so neu. Während Bratic von dort aus Lüdenscheid über Probleme bei der schnellen Integration der Schützlinge in die Schule berichtete - Ende 2022 angekommen und immer noch keinen Platz -, konnte Kathrin Dudeck für die Balver eine schnelle Lösung verzeichnen: „Die Jungs mussten vier Wochen auf den Schulbesuch warten.“ Und sind nun an der Realschule oder am Berufskolleg. Die Herausforderungen, hieß es, seien groß für die Jugendlichen: Viele haben Sorgen um die in der Heimt zurückgebliebene Familie. Zusätzlich ändert sich in Deutschland natürlich einiges wenn man volljährig wird, die Verantwortung für das eigene Leben wird größer: „Sie müssen deshalb so schnell wie möglich selbstständig werden.“ Aber Dudeck führte auch weiter aus, dass die Jugendhilfe bei Bedarf bis zum 21. Lebensjahr weiter greife und das Team vom Jugendamt die Schützlinge auch an weitere Hilfsangebote wie Flüchtlingspaten anbinde.