Menden. Die Mendener Stadtverwaltung weist Vorwürfe aus Lendringsen zurück: Kanäle, die Riesenmengen an Regenwasser aufnehmen, wären „unbezahlbar“.

Die Stadtverwaltung Menden wehrt sich gegen den Vorwurf, mit ihrem Kanalnetz nicht ausreichend für Starkregen-Ereignisse vorzusorgen. Die treten immer häufiger auf: Zuletzt am frühen Dienstagmorgen dieser Woche hat es über Menden wieder heftig gekracht, kräftiger Regen ging nieder und sorgte in Lendringsen erneut für die Überschwemmung eines Parkplatzes am Eilinger Kamp – und entsprechende Anliegerbeschwerden. Ausgerechnet die Hönne war nach Messungen des Ruhrverbandes neben der Sieg bei Weidenau der einzige Fluss im Einzugsgebiet, der die „Informationswerte 1“ überschritt. Dieser Wert ist der erste von drei Hochwasserstufen und steht für eine beginnende Ausuferung des Gewässers. Dabei können laut Definition land- und forstwirtschaftliche Flächen und Verkehrsflächen überflutet werden, wie in Lendringsen geschehen. Am Dienstagnachmittag fielen die Werte auch an den beiden Flüsse wieder auf Normalwerte.

Starkregen-Management: Stadt Menden entwickelt neue Gefahrenkarten

Im Zuge ihres Starkregen-Managements entwickelt die Stadt Menden bekanntlich gerade neue Gefahrenkarten, die zeigen sollen, welche Bereiche im Stadtgebiet besonders gefährdet sind wenn es richtig schüttet. Bürgermeister Dr. Roland Schröder will indes erreichen, dass Eigentümer auch selbst umfassende Schutzmaßnahmen gegen volllaufende Keller ergreifen. Wie die im Detail aussehen können, beschreiben Michael Mathmann und Hubertus Allhoff vom Stadtentwässerungsbetrieb Menden, kurz SEM.

In Lendringsen war nach der großen Überschwemmung durch Starkregen im Mai auch kritisch nach der Dimensionierung des Kanalnetzes gefragt worden. Mittlerweile, hieß es gegenüber der WP; sorge dort jeder Regen für Angst, auch weil die Kanäle kaum Wasser aufnähmen. Aber: „Bei extremem Starkregen spielt das Kanalnetz keine Rolle mehr, das muss man klipp und klar sagen“, macht Thomas Höddinghaus deutlich. Er leitet im Rathaus das Projekt der Starkregenkarten.

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Für Wohngebiete wird laut Höddinghaus für die Größe der Kanäle ein Regenereignis angesetzt, das von seiner Menge und Intensität her statistisch gesehen alle drei Jahre auftritt. Für Menden sind das 19 Millimeter Wasser auf den Quadratmeter. Bei der Berechnung von Kanalnetzen in Gewerbegebieten wird ein fünfjähriges Regenereignis mit 22 Millimetern zugrunde gelegt. Doch bei Starkregen treten weitaus größere Niederschlagsmengen auf. Hinzu kommt wild abfließendes Wasser aus Wäldern und Feldern wie zuletzt im Mai in Lendringsen. „Dafür ein Kanalnetz zu schaffen, ist unbezahlbar“, sagt Höddinghaus.

Stadtentwässerungsbetrieb Menden unterhält 286 Kilometer Abwasserkanäle

Der Mendener Stadtentwässerungsbetrieb sorgt laut Michael Mathmann dafür, dass 286 Kilometer öffentlicher Abwasserkanäle mit 7550 Schacht- Sonderbauwerken wie Pumpstationen, Staukanäle, Regenrückhaltebecken oder Düker nach den gesetzlichen Vorgaben baulich und betrieblich unterhalten werden. „Zu reinigen sind zudem rund 7500 Gullys, das übernehmen seit Jahren in regelmäßigen Intervallen beauftragte Unternehmen.“ Die reinigten jeden Gully im Stadtgebiet mindestens ein Mal pro Halbjahr, in Schwerpunktbereichen sogar alle sechs Wochen. Weitere Reinigungen würden im Bedarfsfall durch den Mendener Baubetrieb MBB erledigt.