Oesbern. Besondere Sporteinheit: Auf dem Bauernhof Goeke in Oesbern wird Yoga gemacht – auf einer Kuhweide. Das sind die Hintergründe der Aktion.

Yoga auf der Kuhweide – eine etwas ungewöhnliche Situation. Auf dem Bauernhof Goeke in Oesbern fand jetzt diese besondere Art der Sporteinheit statt. Im Rahmen der Aktion „Speeddating mit der Landwirtschaft“ hat sich Landwirtin Wiebke Goeke diese ungewöhnliche Aktivität ausgedacht. „Wir wollten etwas Auffälliges“, sagt sie.

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Und das Kuh-Yoga kommt an. Rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchen den Hof des Familienbetriebs. „Ich habe das auf Instagram gesehen“, sagt Milena Heß. Sie folge dem Bauernhof Goeke schon seit längerer Zeit in den sozialen Netzwerken. Die Idee findet sie super. „Auch mit geschlossenen Augen weiß man direkt, dass die Kühe da sind“, sagt sie. Denn obwohl die Kühe abgegrenzt hinter einem Weidenzaun stehen, sind sie definitiv nicht zu übersehen oder zu überhören.

Beruhigende Geräusche der Kühe

Kuh-Yoga auf dem Bauernhof Goeke.
Kuh-Yoga auf dem Bauernhof Goeke. © Westfalenpost | Jeanne Vesper

„Die Geräusche die Kühe wirken einfach total beruhigend“, sagt Lisa Nückel. Sie ist gut mit der Familie Goeke befreundet und leitet an diesem Samstag die Yoga-Einheit an. Die Nähe zu den Kühen sei ganz bewusst gewählt. Denn das Schmatzen oder das leise Muhen habe einen entspannenden Effekt auf Menschen, sagt sie. „Die sind auch Wiederkäuer, das heißt, sie verbringen viel Zeit damit, ihre Nahrung nochmal zu genießen.“ Dieses entschleunigte, entspannte Umfeld sei eine super Umgebung für Yoga.

Mit Isomatten auf die Wiese

Nach der Willkommensrunde geht es für alle auf die Wiese. Neben dem Zaun werden die Isomatten ausgebreitet. Zu Beginn bittet Nückel alle Teilnehmer, ihre Schuhe und Socken auszuziehen und einmal barfuß über die Wiese zu laufen. Die frisch gemähte Heuwiese fühlt sich noch ziemlich stoppelig unter den Füßen an. „Ich möchte, dass ihr euch dabei auf eure Umgebung konzentriert. Was fühlt ihr? Was hört ihr für Geräusche?“, fragt Lisa Nückel. Als alle fertig sind, geht es mit dem eigentlichen Yoga los. Gestartet wird mit der Katze-Kuh-Position. „Passend zu unserer Umgebung heute“, lacht Nückel. Dabei führt sie alle Teilnehmer zuerst in den Vierfüßlerstand und dann langsam vom Hohlkreuz in den Katzenbuckel.

Die ganze Einheit, bei der auch noch einige andere Yoga-Figuren für Anfänger wie der Sonnengruß, der Baum, die Kobra oder die Happy-Baby-Position durchgeführt werden, dauert eine gute Stunde.

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Nach dem Yoga lädt Familie Goeke die Teilnehmer noch ein, etwas mehr über den Hof und die Landwirtschaft zu erfahren. Großes Highlight dabei ist auch das drei Tage alte Kälbchen, das im schattigen Stall von seiner Mutter bewacht wird.

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Dialog zwischen den Menschen und den Landwirten

„Es geht darum, wieder einen Dialog zwischen den Menschen und den Landwirten herzustellen“, erklärt Wiebke Goeke. Das Kuh-Yoga ist Teil der Aktion „Speeddating mit der Landwirtschaft“ vom Landwirtschaftsverband. Dabei laden die Familien auf ihre Bauernhöfe ein, um einen besseren Einblick in die Tätigkeit der Landwirte zu geben. „Oft wissen die Leute gar nicht, was wir eigentlich so machen“, sagt Goeke. Im gesamten Märkischen Kreis finden deshalb über 25 interessante Aktionen statt, darunter Traktor fahren in Meinerzhagen oder Altena, Hochbeete bauen in Plettenberg, ein Hofmusikfestival beim Hof Brinckmann in Iserlohn oder Kartoffeln legen in Werdohl.

Besonderer Effekt

Auf das Kuh-Yoga sind Wiebke Goeke und Lisa Nückel eher zufällig gekommen. „Uns ist aufgefallen, dass wir uns ganz häufig nach der Arbeit zu den Kühen gesetzt haben, um zu entspannen“, sagt Goeke. Die Kühe, die sie alle mit Namen kennt, seien durch ihre beständige Atmung und das Wiederkäuen total beruhigend. „Das ist ein Effekt, den man sonst – glaube ich – gar nicht kennt, wenn man nicht auf dem Land wohnt.“

Doch auch bei den Teilnehmern scheint das Kuh-Yoga einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. „Ich merke direkt, wie gut mir das tut“, sagt Doris Rosenthal. Die 64-Jährige macht schon viele Jahre Yoga, konnte ihren Kurs durch Corona aber leider nicht weitermachen. Als ihre Tochter ihr von der Aktion erzählte, habe sie sofort zugeschlagen. „Ich muss mich dringend wieder bei einem Kurs anmelden“, sagt sie. Wieder eine Einheit mit den Kühen zu machen, könne sie sich aber auch vorstellen. „Wenn das noch mal angeboten wird, komme ich gerne wieder!“