Menden/Hemer. Lisa Nückel ist Psychotherapeutin. Die Mendenerin hat eine Ausbildung zum Wald-Gesundheits-Coach absolviert. Es geht vor allem um Achtsamkeit.

Sich selber wahrnehmen, achtsam sein. Entspannung. Diese Dinge versucht Psychotherapeutin Lisa Nückel aus Menden mit ihrer außergewöhnlichen Waldbaden-Therapie bei ihren Klienten hervorzurufen. Dabei geht es vor allem darum, gezielt Achtsamkeit und Bewusstsein zu trainieren.

Beim Waldbaden denken viele vielleicht zuerst an im Schlamm suhlen und Bäume umarmen. „Das kann man natürlich machen, aber das ist nicht unbedingt mein Ansatz“, sagt Nückel schmunzelnd. Für sie gehe es mehr darum, den Wald und die Natur zu nutzen, um Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern. Das versucht sie vor allem durch Achtsamkeitsübungen. Dabei geht sie mit ihren Gruppen langsam durch den Wald und zeigt ihnen, wie man dabei alle Sinne mit einbeziehen kann. Im alltäglichen Leben würden die Meisten den Wald immer nur oberflächlich beim Hundespaziergang wahrnehmen. „Wir konzentrieren uns aber auch darauf, was man hören, riechen oder tasten kann.“ Ein Nadelwald rieche zum Beispiel ganz anders als ein Laub- oder Mischwald. +++ Auch lesenswert: Psychologische Hilfe in Menden: Fallzahlen steigen +++

Umgebung bewusst erfahren

Sich bewusst auf die eigene Umgebung zu konzentrieren, den Stress des Alltags hinter sich zu lassen und sich auf den Moment zu fokussieren. Das sind die Ziele, die sie mit ihren Übungen erreichen möchte. „Eigentlich machen das alle viel zu wenig“, sagt die 26-Jährige. Achtsamkeit zu trainieren bringe viele positive Effekte mit sich. So könnten beispielsweise Stress und Angstzustände abgebaut werden. „Die Natur und gerade der Wald sind einfach sehr beruhigend.“ Dafür müsse man aber nicht zwingend auch am Waldbaden teilnehmen. „Man kann sich auch achtsam einen Tee kochen.“

Ihre Lieblingsübung ist die 5-4-3-2-1 Übung. Dabei soll einen Moment innegehalten werden. Dann soll man sich bewusst auf die eigenen Sinne konzentrieren und fünf Dinge, die man sehen, vier Dinge die man hören, drei Dinge die man fühlen, zwei Dinge die man riechen und ein Ding, das man schmecken kann, aufzählen. Sogar so eine kleine Übung helfe, sich in stressigen Situationen zu beruhigen oder die Konzentration zu stärken. +++ Lesen Sie auch: Mendenerin Lisa Nückel rettet Ochsen vor Schlachter +++

Waldbaden-Trainings ab Juni im offiziellen Therapieplan

Für sie selbst habe die Therapie einiges bewirkt. „Ich merke, dass es mir selbst total gut tut“, erzählt Lisa Nückel. Nach ihrem Psychologiestudium habe sie in der LWL-Tagesklinik Plettenberg angefangen, wo sie ab Juni die Waldbaden-Trainings auch als Teil des offiziellen Therapieplans für die Patienten anbietet. „Die Krankheitsbilder sind da ziemlich breit gestreut“, sagt Nückel. Die Therapie helfe bei Depressionen sowie Angststörungen, aber auch bei sozialen Phobien. Auf die Idee hat sie Stefan Alberts aus der LWL-Psychiatrieklinik Hemer gebracht, der die Waldbaden-Stunden schon seit Jahren mit seinen Patienten durchführt. „Das ist eine schöne Ergänzung zur Psychotherapie“, sagt Nückel.

Die Ausbildung, die den korrekten Titel „Wald-Gesundheits-Coach“ trägt, habe sie bei der Wanderakademie des Sauerländischen Gebirgs-Vereins (SGV) gemacht. Neben den Achtsamkeitsübungen habe sie da auch viel über den Wald an sich und seine Vegetation gelernt. Seitdem bietet sie die Therapie hauptsächlich für ihre Bekannten an. Aus Zeitgründen habe sie es bisher nicht geschafft, eine Internetseite oder Ähnliches zu erstellen, grundsätzlich sei aber jeder eingeladen, an den Gruppentrainings teilzunehmen.