Menden. Gleich mehrfach soll ein Steuerassistent Menschen über Ebay-Kleinanzeigen betrogen haben. Vor Gericht gibt sich der Mann unwissend.

Ein Steuerassistent, der nicht so recht um seine finanziellen Möglichkeiten weiß und reihenweise neue Konten bei verschiedenen Banken eröffnet: Was für den jungen Mann eher eine Lappalie zu sein scheint, wirft am Amtsgericht Menden gleich mehrere Fragen auf. Vor allem, ob der Angeklagte in Serie Menschen bei Ebay-Kleinanzeigen über den Tisch gezogen hat.

Ein Konto für kriminelle Machenschaften?

Eigentlich geht es vor dem Amtsgericht in Menden um gerade einmal 40 Euro. Die soll der 24-Jährige einem Mann aus Darmstadt als Anzahlung für eine Nintendo Switch abgeknöpft haben – allerdings ohne die Konsole zu verschicken. Gleichwohl ist es nur eines von gleich mehreren Verfahren, die gegen den jungen Mann derzeit laufen.

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Der gibt sich vor Gericht allerdings unwissend. Ein Ebay-Konto habe er nicht und auch auf Girokonten bei drei verschiedenen Banken habe er keinen Zugriff gehabt. Die Commerzbank habe ihm aus heiterem Himmel gekündigt, anschließend wechselte er zu einer reinen Online-Bank. Doch auch dort ist das Konto nach gut zwei Wochen wieder aufgelöst worden. Die Sparkasse zog dann nach gut einem halben Jahr ebenfalls den Stecker. Alles, wie der Angeklagte sagt, ohne großartige Begründung. Lediglich einen Hinweis auf „verdächtige Aktivitäten“ habe es mal gegeben. Und er habe schließlich auch ein Konto angeben müssen, um sein Gehalt überwiesen zu bekommen.

Dass der Mendener gerade bei der Online-Bank überhaupt keinen Zugriff aufs Konto gehabt haben soll, „macht aber keinen Sinn, wenn sie dort ihr Gehalt bekommen“, sagt der Staatsanwalt in Richtung des Steuerassistenten. Mehr noch: Gleich mehrfach sind auf eben diesem Konto Beträge zwischen 40 und 125 Euro eingegangen, das Gehalt hingegen nicht. Zumindest ein Indiz, dass die Ebay-Masche mehrfach zum Tragen gekommen sein könnte oder das Konto extra für diese Masche eröffnet wurde. Erst recht, da die Beträge sofort über einen britischen Zahlungsdienstleister weitergeleitet wurden. Wo das Geld schlussendlich landete – das lässt sich nicht mehr nachvollziehen, da der Dienstleister keine Bank ist, sondern vielmehr mit Angeboten wie Klarna oder Paypal zu vergleichen ist.

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Auf die Idee die Gründe für die Kontowechsel in Erfahrung zu bringen, ist der 24-Jährige demnach nicht gekommen. Auch nicht, als es im Oktober 2022 zu einer Hausdurchsuchung samt Beschlagnahmung von Computer und Co. im Haus seiner Eltern kommt, wo der junge Mann noch lebt. „Sie arbeiten bei einem Steuerberater, machen ein Studium. Da frage ich mich, ob das wirtschaftliche Verständnis gegeben ist“, sagt der Staatsanwalt. Achselzucken beim Angeklagten. Er wirkt regelrecht teilnahmslos im Gerichtssaal.

Weitere Verfahren laufen bereits gegen den Mendener

Doch das ändert sich langsam, aber sicher, als Staatsanwalt und Richter die Auswirkungen aufzeigen. Angesichts weiterer Betrugsanklagen könne man auch schnell beim gewerbsmäßigen Betrug landen. „Das ist mit einer erheblichen kriminellen Energie verbunden“, so die Staatsanwaltschaft. Die Konsequenz: Bei einer Verurteilung könnte er seinen Traum vom Beruf als Steuerberater begraben. Doch dass der junge Mann wirklich so naiv gewesen sein könnte – oder gar Opfer eines groß angelegten Hackerangriffs wurde, bei dem gleich zwei Mal seine Bankdaten erbeutet wurden –, bezweifeln sowohl Richter als auch Staatsanwaltschaft. Vor allem da der Mendener in einem ersten Durchlauf der Verhandlung noch beteuerte, keines der Konten jemals selbst eröffnet zu haben.

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Am Ende kommt der 24-Jährige mit einem sprichwörtlich blauen Auge davon. Gegen eine Wiedergutmachungszahlung in Höhe von 40 Euro wird das Verfahren nun vorläufig eingestellt. „Sie müssen aber so langsam ein bisschen aus dem Quark kommen“, gibt ihm der Richter angesichts weiterer laufender Verfahren mit auf den Weg.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.