Fröndenberg. Von Katholisch zu Evangelisch – vom Borsigplatz nach Fröndenberg. Daniel Schwarzmann ist neuer Pfarrer in der Ruhrstadt. Das sind seine Pläne.

Zuhause in evangelischer wie auch katholischer Kirche, erst „Seelsorge am Rande“, dann gehadert mit dem Alleinsein: Pfarrer Daniel Schwarzmann hat einen ungewöhnlichen Beruf(ung)sweg hinter sich und ist nun in Fröndenberg gelandet, in der Evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen. Wer könnte glaubwürdig Ökumene leben, wenn nicht er?

„Ich sehe zuerst das, was uns vereint“, sagt Daniel Schwarzmann. Sicher nur wenige haben katholische und evangelische Kirche gleichermaßen von innen kennengelernt wie der gebürtige Dattelner, der dann ein paar Kilometer weiter im nördlichen Ruhrpott in Castrop-Rauxel aufgewachsen ist. Katholisch geprägt, war er im Sommer als Jugendlicher in Osteuropa unterwegs – „Balkan statt Ballermann“, lacht Schwarzmann – und packte beim Hilfsprojekt der Caritas eines katholischen Priesters mit an, baute etwa Häuser und Kindergärten für die Menschen dort. „Hier wurde das Wort Gottes nicht nur gesprochen, sondern auch gelebt“, erinnert er sich heute dankbar an diese Erfahrungen zurück. +++ Auch interessant: Fröndenberg: Was 2023 für den Stiftskeller geplant ist +++

Zunächst Ausbildung zum Rettungssanitäter, aber: „Oft liegt auch seelisch so viel im Argen“

Da sein für andere Menschen, davon war dann auch die erste berufliche Entscheidung geprägt, sich zum Rettungssanitäter ausbilden zu lassen und beim DRK in Dortmund Zivildienst zu leisten. Der Platz nah bei den Menschen fühlte sich richtig an und Schwarzmann schätzt bis heute das, was Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei leisten, nur die Tätigkeit irgendwann nicht mehr: „Ich wollte ihnen lieber zuhören, denn oft liegt auch seelisch so viel im Argen.“ Und weil Daniel Schwarzmann, wie er erzählt, immer die Geborgenheit, den Halt im Glauben spürte, führte dann der Weg ins Theologiestudium, nach Münster, Rom und Paderborn und ins Priesterseminar.

Eine seiner Stellen war die des Obdachlosenpfarrers in der Dortmunder Nordstadt. Dass er dort auch am Borsigplatz in der Dreifaltigkeits-Kirche wirken konnte, die eng mit der Gründung des BVB verwoben ist, streichelte die Seele des bekennenden Schwarz-Gelben nur noch mehr. Die Arbeit mit den Obdachlosen, so erzählt er, glich hingegen eher der eines Sozialarbeiters und Streetworkers: Schlafsäcke verteilen, nachts bei Notfällen helfen, den Wärmebus dort hat er mit ins Leben gerufen. Aber auch Gottesdienste für Mensch und Hund gefeiert („Das sind für Obdachlose oft die einzigen Freunde.“). „Seelsorge am Rande“ nennt er diese Aufgabe. Und er habe dabei ganz viel von sich gegeben, nicht nur viel Zeit investiert, sondern auch finanziellen Einsatz, den man nicht immer auch zurückbekam, wie Schwarzmann heute zurückblickt.

Einsamkeit beginnt an ihm zu nagen: „Wollte abends nicht mehr allein sein“

Und noch etwas anderes fing irgendwann an, an ihm zu nagen: die Einsamkeit. „Die Sehnsucht nach Partnerschaft kam, ich wollte abends zuhause nicht mehr alleine sein.“ Als katholischer Priester hatte er so keine Zukunft, gut zehn Jahre hatte er in diesem Amt gewirkt. Heute ist er verheiratet, Vater eines kleinen Jungen, sagt über seine Frau: „Sie gibt mir Kraft und Liebe, ist mein Ruhepol.“ Weil Daniel Schwarzmann sagt: „Pastor, Seelsorger sein ist der schönste Beruf auf der Welt für mich“ und weil er auch damals immer schon ökumenisch dachte und handelte, führte sein Weg in die Evangelische Kirche. Die damit verbundene Bürokratie habe beiderseits gut geklappt.

Der heute 42-Jährige studierte noch ein Jahr evangelische Theologie in Bochum, besuchte Predigtseminare, wurde schließlich im unierten Bekenntnis als Pfarrer ordiniert. Schwarzmann ist nun als Vertretung für Pfarrerin Hanna Sprakel, die bis Anfang 2024 in Elternzeit sein wird, neu in der evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen. Er sei hier von der Gemeinde und den PfarrerinnenRuna Ahl undHanna Sprakel sehr offen, herzlich und freundlich empfangen worden. Und der Seelsorger unterstreicht, dass er ohne Groll die Konfession gewechselt habe: „Ich bin dankbar für alles, was mir die katholische Kirche mitgegeben hat.“ Und ebenso dankbar der Landeskirche für das Stipendium in finanziell schwieriger Zeit.

Was ihn an der katholischen Kirche immer noch bewegt: das Gespür dafür richtig zu feiern, das Mysterium begehen, die universelle Ausprägung der Weltkirche. Auf der anderen Seite hat er genauso auch die evangelischen Charakteristiken verinnerlicht: „Wie zum Beispiel die Liebe zur Heiligen Schrift, das Musizieren und Singen und die Freiheit im Glauben.“ Aber: „Zuerst sehe ich die vielen Ähnlichkeiten, in Jesus Christus, der uns verbindet.“ +++ Lesen Sie auch: Pfingsten großes Tauffest an der Ruhr in Fröndenberg geplant“ +++

Daniel Schwarzmann möchte sich für ökumenisches Miteinander in Fröndenberg einsetzen

So möchte sich Daniel Schwarzmann für das ökumenische Miteinander in der Stadt einsetzen, diesen Sonntag gibt es gleich eine Gelegenheit dazu, aber auch mit einem ökumenischen Pfarrfest, das für den Spätsommer in Planung ist. Er ist nun neugierig, viele Menschen kennenzulernen, das vielfältige bereits bestehende Engagement zu begleiten, mit eigenen Ideen zu bereichern. Und der Seelsorger aus dem Ruhrpott möchte in Fröndenberg noch viel intensiver die Natur erkunden, den Meditationsweg in Bausenhagen hat er kürzlich schon erwandert. Ein Projekt seiner neuen Kirchengemeinde, aber auch bestens zur ökumenischen Nutzung geeignet.

Ein Zusammenkommen aller Christen irgendwann kann er sich gut vorstellen oder wünschen, sagt Schwarzmann auf Nachfrage. Und bis dahin gilt: „Ich kann den anderen nur verstehen, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen.“ Für ihn gilt: „Die Mannschaft ist der Star, sich gemeinsam auf die Suche nach Gott zu machen macht uns glücklich und zufrieden.“