Fröndenberg. Hanna Sprakel ist die neue Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg. Warum die 32-Jährige ihrem Bauchgefühl folgte.
Das Bauchgefühl gab den Weg vor. Hanna Sprakel entschied sich erst spät, Pfarrerin zu werden. Und obwohl sie noch nie zuvor in Fröndenberg war, ist ihre Stelle bei der Evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen nun ein bisschen wie nach Hause zu kommen.
An der Universität begann die heute 32-Jährige damals erst ein Lehramtsstudium, Englisch und evangelische Theologie. Letzteres aber zunächst nur, weil es mit Geschichte nicht klappte. „Und weil Theologie ja auch was mit Geschichte zu tun hat", wie Hanna Sprakel heute augenzwinkernd erzählt. Und dann das: „Vom ersten Semester an habe ich mich in der Gemeinschaft der Theologiestudenten so wohl gefühlt. Das war etwas ganz anderes als im anderen Fach.“ Sie fühlte sich hier also von Anfang an zu Hause, obwohl sie in Kindheit und Jugend eigentlich nicht mit einer besonderen Bindung an die Kirche aufgewachsen sei. +++ Pfarrer Jörg Rudolph verabschiedet sich aus Fröndenberg +++
Der Weg führte Hanna Sprakel zu einem Studium der Volltheologie
Die Eltern konfessionell verschieden, ging Hanna Sprakel zur Konfirmation, ohne aber danach eine besondere Leidenschaft für die Kirche zu empfinden. Aufgewachsen ist sie in Nottuln, einer kleinen Gemeinde westlich von Münster, wo die evangelischen Christen deutlich in der Minderheit sind.
Irgendwann im Studium meldete sich dann das Bauchgefühl. Eine Professorin hatte sie angesprochen, ob sie nicht Pfarrerin werden wolle anstatt Lehrerin, erinnert sich Sprakel. Für sie zunächst eine absurde Vorstellung. „Ich dachte, dafür reicht mein Glauben gar nicht.“ Aber das Bauchgefühl, vielleicht aber auch die Berufung vom lieben Gott, nagte weiter. „Und irgendwann saß ich in einer Englisch-Vorlesung und dachte, was mache ich hier überhaupt noch?". Der Weg sollte also zu einem Studium der Volltheologie fürs Pfarramt führen. „Vielleicht war es von oben so gewollt.“
Das Ruhrgebiet liegt ihr am Herzen
Hanna Sprakel musste dafür von der Uni Dortmund nach Bochum wechseln. Wenige Kilometer weiter nach Westen, aber Hauptsache immer noch im Ruhrgebiet. Diese Region, auch wenn ein paar Kilometer entfernt davon groß geworden, habe ihr schon immer sehr nah am Herzen gelegen. „Im Ruhrgebiet geht es locker zu, die Menschen sind herzlich und direkt. Das mag ich", sagt die Pfarrerin, die seit August nun auch das Examen in der Tasche hat. Eigenschaften, die sie auch am Glauben mag. „Ich würde mich nicht als fromm bezeichnen. Man muss auch mit der Religion Spaß haben und sich auch darüber lustig machen können.“ Was auch Folgen für ihre eigenen Botschaften hat: „Glaube und Religion müssen frei machen. Wenn das den Menschen beengt, läuft etwas falsch. Für mich habe ich den Glauben immer als Erleichterung empfunden.“ Und ihr Bauchgefühl habe sie schließlich immer wieder bestätigt, gerade auch die späte berufliche Entscheidung.
Predigt in Stiftskirche
Gottesdienste hat Sprakel bisher in der Bausenhagener Dorfkirche gefeiert, am 21. November ist dann um 10 Uhr auch ihr erster in der Stiftskirche. Das ist der Ewigkeitssonntag. Über ihre Predigten sagt Hanna Sprakel: „Sie sollen nicht so theologisch aufgeladen sein. Sondern es geht darum, warum dieser alte Bibeltext auch für uns heute noch relevant ist.“ Außerdem seien ihre Predigten eher kurz und knackig.
Dieser Weg hat Hanna Sprakel nun nach Fröndenberg geführt, offiziell seit Anfang Oktober ist sie in der evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen tätig. Rein formell als Vakanzvertretung. Ursprünglich sollte sie in der Elternzeit von Pfarrerin Runa Ahl aushelfen, nach dem Abschied von Pfarrer Jörg Rudolph tritt sie nun seine Stelle an. Als Pfarrerin im Probedienst, denn gewählt von der Gemeinde ist sie nicht. Das könnte nach zwei Jahren durchaus passieren, so weit in die Zukunft möchte Hanna Sprakel aber noch nicht schauen.
Beeindruckt von der Vielfalt
Zunächst freut sie sich über ihre Ankunft in Fröndenberg, zusammen mit Mann und Kind. Das Pfarrhaus in Westick ist das neue Zuhause. Und weil Fröndenberg nicht weit weg ist von den Metropolen ihres Herzens und offiziell zum Ruhrgebiet gezählt werden kann, ist es wie ein nach Hause kommen, sagt die Seelsorgerin. Auch wenn sie zuvor in der Stadt noch nie war. Ihre letzte berufliche Station war Oelde, zwischen Hamm und Bielefeld gelegen. +++ Fröndenberg: Breite Unterstützung für Jugendarbeit +++
Hanna Sprakel tritt offen und neugierig auf. Sie sei im Moment dabei, die Akteure in der Gemeinde kennenzulernen. Ohne einen langjährigen Pfarrer oder Pfarrerin vor Ort sei es sicher nicht ganz leicht (Runa Ahl wird demnächst erst aus der Elternzeit zurückkehren), aber von der Vielfalt des Gemeindelebens zeigt sich Sprakel schon mal beeindruckt. Sie wird schwerpunktmäßig etwa die Jugendarbeit übernehmen. „Das Jugendzentrum, der eigene Bulli, den wir haben, das sind großartige Sachen, die es anderswo oft nicht gibt. Hier gibt es Grundlagen, auf die man wunderbar aufbauen kann.“ Aber die auch inhaltlich gefüllt werden müssen: „Wenn wir die Jugend nicht begeistern können, hat die Kirche keine Zukunft.“ Und dafür sei der klassische Sonntagsgottesdienst nicht mehr unbedingt immer das beste Mittel.
Und wieder ein großes Lob für ihren neuen Arbeitsplatz: „Wir haben auch so viele andere tolle Formen hier wie die Lighthouse Lounge oder die Mache-dich-auf-Gottesdienste.“ Eine bunte Vielfalt, an der sie nun mitarbeiten kann. Und wenn der Stress aus Umzug mit Familie und Einarbeitung etwas weniger wird, wird vielleicht auch Zeit sein für manch geliebtes Hobby: Radfahren (das möchte Hanna Sprakel eigentlich zur Arbeit noch viel mehr nutzen), reiten oder auch mal Computerspiele. +++ Stiftskirche Fröndenberg: Orgelbauer reinigt 1600 Pfeifen +++