Menden. Auf einmal ist das Geld futsch. Dem Immobilienservice Menden fehlt Millionenbetrag. Wie es zu der Panne gekommen ist – und welche Folgen das hat.
Dem Immobilienservice Menden (ISM) fehlen 2,2 Millionen Euro für die Sanierungsarbeiten am Bürgerhaus. Betriebsleiter Martin Niehage hat den kuriosen Buchhaltungsfehler nun öffentlich gemacht. Was es damit auf sich hat – und warum das für die Arbeiten am Bürgerhaus trotzdem keinen Stillstand bedeutet.
Tiefgaragendach aufwändiger als gedacht
Die Arbeiten im Bürgerhaus laufen weiter wie bisher geplant. Lediglich auf dem Platz zwischen Rathaus und Bürgerhaus gibt es Rückschläge zu verzeichnen. Doch das, so Martin Niehage, habe nichts mit den nun fehlenden 2,2 Millionen Euro zu tun. Das liege vor allem daran, dass sich der Aufbau des neuen Tiefgaragendaches anders darstellt als geplant. Knackpunkt seien Schwellenwerte bei Niederschlagsmengen. In früherer Zeit sei man von Maximalbelastungen von 123 Litern Regen je Quadratmeter ausgegangen. Doch diese Zahlen seien längst überholt, erklärt Martin Niehage im ISM-Ausschuss. Mit 312 Litern je Quadratmeter seien die Werte auch auf Starkregenereignisse abgestimmt.
So steht’s ums Bürgerhaus
Eigentlich hätte alles schon Mitte Februar unter Dach und Fach sein sollen: das Betreibermodell für das Mendener Bürgerhaus. Doch dann kam es anders.
Nach dem Vortrag von Dr. Christian Teuber von der Kanzlei Baker Tilly waren noch zu viele Fragen offen. Fragen, die nun aber geklärt scheinen. „Wir wollen das Ganze in Bürgerhände geben und haben uns dafür viele Projekte angeschaut“, erklärt Bürgermeister Dr. Roland Schröder zuletzt in einer Sondersitzung des Sozialausschusses.
Grundlegende Bedenken zum Betreibermodell scheinen sich nun fraktionsübergreifend zu zerstreuen.
Für 200 Euro könnten Mendenerinnen und Mendener künftig Genossenschaftsanteile zeichnen.
Laut dem Modell soll die Bürgergenossenschaft das Bürgerhaus tragen und betreiben, während das Gebäude weiterhin der Stadt gehört.
Es zu betreiben hieße: ein Hausmanagement einzustellen und zu begleiten oder die Regeln für Vermietungen festzulegen und gemeinsam über die beste Nutzung der Räume zu entscheiden.
Die ursprüngliche Planung muss auf diese Werte hin angepasst werden. „Das ist eine Grundlage, um ein Retentionsdach zu schaffen. Jeder Kubikmeter, den wir aufnehmen können, ist wichtig“, erklärt Niehage. Ideal wäre mit Blick auf das Modell Schwammstadt die Integration von Wassertanks in der Schicht zwischen Tiefgarage und Zeltdachplatz. Spätestens nach der Pfingstkirmes – weil im Bereich des Rathauses für die Großveranstaltung auch Rettungswege offen gehalten werden müssen – soll es bei den Platzarbeiten wieder aufgenommen werden.
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Immobilienservice Menden: Wirtschaftsplan muss komplett neu aufgesetzt werden
Doch im ISM ist die Arbeit damit keineswegs getan. Weil unterm Strich 2,2 Millionen Euro im Wirtschaftsplan fehlen, muss eben dieser Plan komplett neu aufgesetzt werden. Üblicherweise wird der Wirtschaftsplan kurz vor Jahresende im politischen Raum eingebracht. Nach Überprüfung und Beratung wird dieser angepasst und abgesegnet. Lediglich bei tiefgreifenden Änderungen muss das Zahlenwerk nochmal in Gänze auf den Prüfstand. Und das sei bei einer Summe von 2,2 Millionen Euro nunmal der Fall. „Das ist eine Mega-Aufgabe. Es ist schon sportlich“, gibt Niehage im Gespräch mit der Westfalenpost zu. Üblicherweise beginnen die internen und externen Abfragen für den Wirtschaftsplan bereits im Juli, ehe man im Dezember alles der Politik vorstellt. Nun hat das Team des ISM nur rund vier Wochen Zeit. Der Vorteil: „Wir nehmen dort nichts Neues auf. Aber wir müssen alle Maßnahmen prüfen und abfragen“, erklärt der Betriebsleiter. Heißt: Architekten und Planungsbüros abklappern – und auch einen Blick in die eigenen Vorhaben werfen.
Parallel drei sehr große Projekte für den ISM
Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass ein Millionenbetrag einfach vergessen worden ist? Der Grund ist laut Niehage deutlich banaler als man zunächst glauben mag. Zum einen seien für die entsprechenden Bereiche Netto- statt Bruttozahlen mitgeteilt worden – und zum anderen habe sich der Baupreisindex in Folge des Ukrainekrieges seit Jahresbeginn weiter erhöht. Allerdings, das macht Niehage deutlich, spiegelt der Millionenbetrag unterm Strich keine nichtgeplanten Mehrausgaben wider. Man wolle Gelder, die für diese Arbeiten eigentlich für 2024 geplant gewesen sind, vorziehen. Politisch beschlossen sind diese Ausgaben in jedem Fall – lediglich das passende Zahlenwerk fehlt nun.
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Am Zwischenziel – einer Fertigstellung des Platzes zwischen Rathaus und Bürgerhaus mitsamt neuem Zeltdach – bis 31. Dezember 2023 habe sich indes nichts geändert. Durch die Schwierigkeiten an der Tiefgaragendecke liege man inzwischen allerdings etwas hinter dem Zeitplan. „Wir haben drei parallele, sehr große Bauprojekte“, ordnet Martin Niehage dazu im ISM-Ausschuss ein.