Menden. Die Telekom hat die Stadt laut dem Bürgermeister nicht über das Kabel-Fiasko informiert. Das Rathaus arbeitet jetzt an Katastrophen-Szenarien.

„Das war kein Katastrophenfall.“ Bekräftigt hat Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder vor dem städtischen Ausschuss für Soziale Teilhabe, Demografie und Gesundheit die Haltung der Stadtverwaltung nach dem riesigen Kabelschaden in Menden und Umgebung. Bekanntlich hatte der Fehlgriff eines Baggers auf der Siepmann-Baustelle am vergangenen Freitag bis zu 10.000 Anschlüsse auf einen Schlag totgelegt. Danach gab es öffentliche Kritik auch an der angeblich untätig gebliebenen Mendener Stadtverwaltung – und eine gleichfalls kritische Anfrage der Grünen-Fraktion dazu.

Notruf 112 funktioniert auch bei einem ausfallenden Mobilfunk-Anbieter

Schröder sagte vor den Sozialpolitikern am Mittwochabend, ihm sei zuletzt häufig erklärt worden, dass es den Bürgern nichts helfe, wenn der Notruf 112 zwar funktioniert, aber mangels Mobilfunknetz nicht erreichbar ist. „Das gibt es nicht“, sagte Schröder. Jeder Handy-Notruf suche sich in Schadensfällen immer das nächststärkere Netz, unabhängig vom eigenen Anbieter, von Guthaben oder sonstigen Faktoren. Nur wenn keine Sim-Karte eingelegt sei, funktionierten die Notrufe 110 und 112 nicht. Beigeordneter Uwe Siemonsmeier ergänzte, dass auch dies erst seit 2009 so sei. Vorher habe man den Handynotruf sogar ohne Karte absetzen können, was aber zu massenhaftem Missbrauch geführt habe.

Telekom informierte die Stadtverwaltung nicht über den Schaden

Schröder stellte weiter fest, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger völlig zurecht über die Ausfälle von Telefon und Internet geärgert hätten, das verstehe er sehr wohl. Und auch die Stadt habe sicher nicht alles richtig gemacht, war aber bei der Informationsweitergabe auf die Telekom angewiesen, betonte Schröder. So habe man auch den Bürgerinnen und Bürgern, die ratlos ins Rathaus kamen, nicht sagen können, wann die Netze wieder funktionierten. Obendrein habe man feststellen müssen, dass die Telekom in Krisen zwar hervorragend mit ihren Kunden kommuniziere, dass sie aber der Stadt Menden den Kabelausfall überhaupt nicht gemeldet habe. Das werde man für die Zukunft zu ändern versuchen, da gebe es noch Luft nach oben. „Am Freitagmittag haben wir erst durch einen Anruf der WESTFALENPOST davon erfahren“, berichtete der Bürgermeister.

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Krisen-Kommunikation der Stadt und Mobilfunk-Abdeckung jetzt genau zu analysieren

Zugleich wolle aber auch die Stadtverwaltung anhand des Kabel-Ausfalls ihrerseits „genau analysieren, was wir selbst in der Krisen-Kommunikation hätten besser machen können“. Als Bürgermeister sei er nach Corona, Hochwassern und anderen Ereignissen einerseits wahrhaftig krisenerprobt, sagte Schröder weiter. „Wir bleiben im Rathaus aber selbstkritisch und lernen aus jedem Ereignis etwas´dazu.“ So habe man sich jetzt genau angesehen, ob es in Menden Ortsteile mit nur einem einzigen Mobilfunk-Anbieter gibt, was die Verletzlichkeit von Verbindungen erhöhe. Tatsächlich sei das nirgends im Stadtgebiet der Fall. Am schwächsten sei die Versorgung noch in Oesbern, wo es mit O2 und der Telekom aber immerhin Masten von zwei Providern gebe.

Mendener Projektgruppe entwirft Lösungen für Katastrophen-Szenarien

Schon seit einiger Zeit arbeitet laut Schröder eine Projektgruppe im Rathaus an einem Handbuch für Katastrophenlagen aller Art. Im Boot sitzen dabei auch die Bereiche Sicherheit und Ordnung, Rettungsdienste, Feuerschutz und andere. Zu den Szenarien, die hier entworfen werden, zähle auch ein kompletter Strom-Blackout. Schröder: „Dann hätten wir tatsächlich einen Katastrophenfall. Da ginge in der ganzen Stadt erstmal gar nichts mehr.“

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Schröder: „Froh über analoge Informationen“ – und über Bürger-Selbsthilfe

Abschließend sagte der Bürgermeister er sei letztlich froh über jede analoge Möglichkeit zur Information für die Bürgerinnen und Bürger. Und die WP als Heimatzeitung sei eben nicht nur online zu lesen, sondern auch an jedem Kiosk. Darüber hinaus hätten Netzwerke funktioniert, die im Krisenmanagement gerne übersehen würden: „Die informellen Netzwerke unserer Bürgerinnen und Bürger selbst, in den Familien, in den Nachbarschaften, in Vereinen. Das hat auch diesmal hervorragend funktioniert, wir dürfen die Fähigkeiten der Bürger zur Selbsthilfe nicht unterschätzen.“