Menden. Hunderte Briefe sollen in Menden nicht zugestellt worden sein. Im Verdacht: ein Briefträger der Deutschen Post. Was bisher bekannt ist.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Post soll offenbar mehrere hundert Briefsendungen in Menden nicht zugestellt haben. Ob er Briefe auch geöffnet oder vernichtet hat, ist nicht bekannt. Genaue Angaben zur Zahl der betroffenen Briefe macht die Post nicht. Sie hat den Mann nach eigenen Angaben entlassen und Anzeige erstattet.

Mitarbeiter entlassen

Bekannt wurde der Fall Ende vergangener Woche. In einem Schreiben, das der Westfalenpost vorliegt, teilt das Service-Center Briefermittlung der Deutschen Post einem Kunden in Menden mit: „Ihre Sendungen wurden während der Beförderung entwendet und nun aufgefunden. Unsere Security prüft den Vorfall. Die Kollegen dort werten den Sachverhalt intern aus, um daraus weitere Maßnahmen ableiten zu können. Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass wir über Einzelheiten unserer Sicherheitsmaßnahmen keine Auskunft geben.“

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In dem Schreiben der Post an den Kunden waren zwei verspätet zugestellte Briefe enthalten. Bei einem davon handelt es sich um den Grundsteuerbescheid des Finanzamtes Iserlohn. Er ging nun fünf Wochen verspätet bei dem Mendener ein, so dass formal die Einspruchsfrist abgelaufen ist.

Auf Anfrage der Westfalenpost räumte die Post den Vorfall ein: „In Menden sind bedauerlicherweise Briefsendungen von einem Mitarbeiter nicht zugestellt worden. Nach Bekanntwerden des Vorfalls hat sich die Deutsche Post von dem Mitarbeiter sofort getrennt. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Sendungen verschwunden sind. Die gefundenen Briefe – allesamt ungeöffnet – sind mit einem gesonderten Anschreiben (...) zugestellt worden. In diesem Fall ist Strafanzeige erstattet worden“, teilte die Pressestelle mit.

Die Polizei bestätigte der Westfalenpost, dass es sich um mehrere hundert Briefe handelt. Ob tatsächlich keine Briefe verschwunden sind, bleibt offen. Nachforschungen dieser Zeitung haben ergeben, dass im fraglichen Zustellbereich in Menden sehr wohl von Absendern verschickte Sendungen bei den Adressaten nicht eingegangen sind. Ohnehin hatten Anwohner dort zuletzt wiederholt über Probleme bei der Zustellung geklagt.

Anzeige erst nach Presseanfrage

Weitere Fragen dieser Zeitung beantwortete die Post nicht. Wo die entwendeten Briefe in der Zwischenzeit gelagert wurden und warum der Mitarbeiter die Post nicht verteilt hat, bleibt daher offen. „Nach der gestellten Strafanzeige und angesichts des daraus resultierenden Ermittlungsverfahrens“ könne man „keine weiteren, detaillierteren Angaben zu dem Fall machen“, hieß es. Unsere Recherchen ergaben allerdings, dass die Anzeige gegen den ehemaligen Briefträger erst nach der ersten Presseanfrage der Westfalenpost bei der Polizei in Hagen eingegangen ist. Sollte der Zusteller gegen das Briefgeheimnis verstoßen haben, droht ihm eine Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

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In welchem Zeitraum die Briefe „entwendet“ wurden, wollte die Pressestelle ebenfalls nicht mitteilen. Angaben zur Zahl der betroffenen Briefe machte sie nicht. „Von Kundenseite wird gerade die Zuverlässigkeit der Zustellerinnen und Zusteller von Deutsche Post DHL Group besonders geschätzt“, teilte die Pressestelle der Post lediglich weiter mit. „Umso bedauerlicher ist ein solcher Vorgang wie jetzt in Menden. Es handelt sich dabei um leider nicht gänzlich auszuschließende Ausnahmefälle.“

Die Frage, wie viele Ausnahmefälle es in letzter Zeit in Nordrhein-Westfalen gegeben habe, wurde nicht beantwortet.