Menden. KI spürt Polypen auf, die Power-Spirale kann den Dünndarm untersuchen: Das St.-Vincenz-Krankenhaus Menden investiert 1,2 Mio Euro in neue Geräte.
Das St.-Vincenz-Krankenhaus Mendeninvestiert rund 1,2 Millionen Euro in die Zukunft. Die Abteilung für Gastroenterologie hat 30 neue Geräte angeschafft. So können nun Untersuchungen durchgeführt werden, die bislang in dieser Form nicht möglich waren.
Polypen im Dünndarm entdecken
Es sind gleich mehrere Bereiche, in denen Patienten von den Neuanschaffungen profitieren. So gibt es im St.-Vincenz-Krankenhaus nun eine motorisierte so genannte Power-Spirale zur Untersuchung des Dünndarms. „Der Motor schraubt sich schrittweise in den Dünndarm“, erläutert Dr. Sabine Redemann, Chefärztin der Gastroenterologie.
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Mit der herkömmlichen Koloskopie können der Dickdarm und nur wenige Zentimeter des angrenzenden Dünndarms untersucht werden. „Jetzt können wir vier bis sechs Meter sehen“, erläutert Dr. Sabine Redemann. Wenn ein Patient beispielsweise eine Blutung im Dünndarm habe, „dann können wir direkt einen Clip draufsetzen“. Auch Polypen im Dünndarm könnten durch die neue Untersuchungsmöglichkeit entdeckt werden.
Der Einsatz der Power-Spirale von Olympus ist indes keine Prophylaxe-Untersuchung. Bei entsprechenden Indikationen wird zunächst eine Koloskopie durchgeführt. Danach folgt gegebenenfalls eine Untersuchung mit der Kamera-Kapsel, bei der der Patient eine Kapsel schluckt, die auf ihrem Weg 20.000 Bilder macht. „Erst nach Auswertung dieser Bilder würde man die Power-Spirale einsetzen“, erläutert Dr. Sabine Redemann.
Untersuchungen unter Vollnarkose
Vor dem Einsatz der neuen Geräte haben die Mitarbeiter entsprechende Schulungen besucht. Die Untersuchungen werden stationär unter Vollnarkose durchgeführt.
Sinnvoll sei eine solche Untersuchung beispielsweise bei Patienten, die unter Blutarmut leiden, „oder auch bei Patienten mit Bauchschmerzen, die Richtung Morbus Crohn gehen können“, erklärt Dr. Sabine Redemann. Die Power-Spirale „dreht sich immer weiter rein“, per Fuß-Schalter kann der Untersucher die Spirale vor und zurück bewegen. Durch den so genannten Arbeitskanal kann beispielsweise ein Clip auf ein blutendes Gefäß gesetzt oder ein Polyp entfernt werden. Der Darm wird bei der Untersuchung aufgefädelt, so dass die Power-Spirale nach dem Dickdarm problemlos einige Meter in den Dünndarm gelange.
Weitere Neuerung: Bei allen Spiegelungen wird Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. So schlägt das Gerät Alarm, wenn es meint, einen Polypen entdeckt zu haben. „Dadurch wird der Untersucher unterstützt.“ Auf dem Bildschirm leuchtet dann ein grüner Hinweis auf. Denn bis zu fünf Prozent aller Polyen würden trotz allergrößter Sorgfalt übersehen, sagt Dr. Redemann. Da bei jeder vierten Darmspiegelung Polypen entdeckt würden, sei die KI hier äußerst hilfreich, erläutert die Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie.
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KI hilft auch bei der Beurteilung, ob ein Polyp gut- oder bösartig ist, erklärt Mohanad Zayed, leitender Oberarzt in der Gastroenterologie. Das Ergebnis der KI sei zu 98 Prozent sicher. Natürlich werde die Probe anschließend ohnehin noch zur Untersuchung in die Pathologie geschickt, um vollständige Gewissheit zu haben.
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Neue Aufbereitungsschränke
Darüber hinaus hat die Gastroenterologie-Abteilung neue Aufbereitungsschränke für Endoskope. Nachdem die Endoskope zunächst manuell gereinigt werden – bürsten und spülen –, durchlaufen sie das maschinelle Wasch- und Trockenprogramm, das für die thermische und chemische Desinfektion sorgt. „Dazu bekommt jedes Endoskop einen Barcode, damit später genau nachvollzogen werden kann, wer wann was gemacht hat“, führt Jean-Marie Hock, stellvertretender Abteilungsleiter Endoskopie, den Ablauf des Aufbereitungsprozesses aus.
Zwar gab es auch zuvor schon vergleichbare Geräte, doch seien die neuen schneller und leistungsstärker: „Die Endoskope sind schon nach 20 Minuten sauber statt nach 40“, sagt Jean-Marie Hock. Bis zur Verwendung hängen die Geräte dann im Trockenschrank, wo sie maximal sieben Tage gelagert werden dürfen. Werden sie bis dahin nicht verwendet, müssen sie erneut gereinigt werden.
Ebenfalls neu im St. Vincenz: Ein Elastographie-Gerät, „mit dem wir feststellen können, wie elastisch die Leber ist“, sagt Dr. Redemann. Diese Untersuchung sei etwa bei einer Fettleber oder einer Leberzirrhose wichtig.
Die Geräte wurden nicht nur für den Mendener Standort gekauft, sondern weitere 1,2 Millionen Euro haben die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) am Iserlohner Standort (St.-Elisabeth-Hospital) investiert, um dort die gleichen Geräte vorzuhalten. „Von allen Endoskopen haben wir jetzt die neueste Generation“, freut sich Dr. Sabine Redemann. „Das ist ein Quantensprung.“ Und Mohanad Zayed ergänzt: „Wir wollen schließlich konkurrenzfähig bleiben.“