Menden. 14 Menschen verloren 2022 ihr Leben bei Unfällen im Straßenverkehr im MK, zwei von ihnen in Menden. Wie die Polizei nun reagieren will.
Was sich laut Polizei bereits in der Kriminalitätsstatistik bemerkbar gemacht hat, gilt gleichermaßen nun für die Verkehrsunfälle im Kreisgebiet. Das Ende der Corona-Beschränkungen führt zu deutlich mehr Unfällen auf den Straßen. Einen traurigen Höchststand vermeldet die Kreispolizeibehörde derweil mit Blick auf Tote im Straßenverkehr. Einen Unfallbrennpunkt gibt’s in direkter Nachbarschaft.
Fußgänger im Fokus
Wie im Bereich der Straftaten nehmen auch Unfälle auf Straßen im Märkischen Kreis 2022 merklich zu. 14.870 Mal krachte es, im Schnitt alle 36 Minuten. Nach einer regelrechten „Delle“ in der Verkehrsunfallstatistik 2020 (12.555 Unfälle) und 2021 (12.989 Unfälle) blickt die Kreispolizeibehörde nun auf Zahlen, die denen der Vor-Pandemie-Zeit entsprechen. Doch nicht nur die Zahlen der Unfälle steigen. Einen traurigen Höchststand müssen die Beamten derweil für Tote im Straßenverkehr vermelden. 14 Menschen verloren 2022 ihr Leben. Das ist der höchste Wert seit 2008.
Zwei Gruppen stechen dabei im Zahlenwerk der Polizei heraus: Seniorinnen und Senioren, die zu Fuß unterwegs sind; und Motorradfahrer. So starb etwa eine 84-Jährige Mendenerin im August 2022 an den Folgen ihrer Verletzungen, als sie an der Einmündung Papenhausenstraße/Westwall von einem Pkw erfasst wurde (WP berichtete). Ohne Folgen bleibt der tragische Tod der Fußgängerin nicht. Künftig soll es eine verbesserte Ausschilderung und abgesenkte Bordsteine in dem Kreuzungsbereich geben, aber auch einen bisher wohl einmaligen stadtweiten „Fußgängertag“. Dabei sollen laut Stadt-Pressesprecher Johannes Ehrlich durch vorbeugende Maßnahmen alle Verkehrsteilnehmer in Menden für mehr gegenseitige Rücksichtnahme sensibilisiert werden.
+++ Hintergrund: Das soll beim Mendener Fußgängertag passieren +++
Im Mai 2022 erlag ein 92-jähriger Pedelec-Fahrer in Menden seinen Verletzungen, nachdem er ebenfalls von einem Auto erfasst wurde. In Balve und Garbeck verloren zudem zwei Motorradfahrer ihr Leben bei Alleinunfällen.
Gefahrenpotenziale durch E-Bikes
Insgesamt verzeichnet die Polizeiwache Menden – die auch für Balve zuständig ist – einen deutlichen Anstieg der Unfälle. 1575 Mal krachte es 2022 auf Mendener Straßen, das sind 193 Unfälle mehr als noch 2021. Deutliche Steigerungen verzeichnet die Hönnestadt zudem bei der Zahl der Leichtverletzten (2021: 102; 2022: 115) sowie den Schwerverletzten (2021: 29; 2022: 34). Wie im Märkischen Kreis im Allgemeinen, so stehen Seniorinnen und Senioren auch in Menden im Fokus. Es verunglückten insgesamt 31 Senioren. Zwei dieser Verunglückten verstarben. Im Vorjahr waren es insgesamt 20 Verunglückte. „Diese Gruppe von Verkehrsbeteiligten war in zahlreichen Fällen offenbar irrig in dem Bewusstsein unterwegs, von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen zu werden“, so die Einschätzung der Kreispolizeibehörde.
Ein zweiter statistischer Schwerpunkt liegt unter anderem auf Fahrradfahrern. 46 Menschen verunglückten 2022 in Menden mit Rad, E-Bike oder Pedelec. 2021 waren es noch 37 Menschen, die bei Unfällen zu Schaden kamen. Doch nicht nur die absoluten Zahlen steigen, sondern vor allem die der Schwerverletzten (2021: 7; 2022: 10). „Die durch E-Bikes ermöglichte Mobilität muss insbesondere auch bei älteren Menschen zu einem neuen Gefahrenbewusstsein führen. Die hinzugewonnene Freiheit und Mobilität birgt bei den hohen Geschwindigkeiten ebenso hohe Gefahrenpotenziale“, resümiert die Polizei dazu. An erster Stelle der Unfallursachen bei Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten und Toten steht nach wie vor die überhöhte Geschwindigkeit. „Im Netzwerk mit dem Kreis und den Kommunen setzen wir weiterhin einen Tätigkeitsschwerpunkt und werden konsequent gegen Rasende vorgehen“, verspricht die Kreispolizeibehörde.
Zunehmend Probleme bereiten den Beamten auch die Menschen, die sich nach einem Unfall einfach aus dem Staub machen. 420 Unfallfluchten wurden 2022 in Menden aktenkundig. Das sind 48 Fälle mehr als im Vorjahr (372). Mit der Zahl der Unfallfluchten sinkt zudem die Aufklärungsquote. Lag sie 2021 noch bei 78 Prozent, fiel sie 2022 auf 63 Prozent.