Menden/Märkischer Kreis. Beim Angriff auf Einsatzkräfte lasse sich laut Kripo-Chef auch eine gewisse Verrohung der Gesellschaft erkennen. Wie die Polizei reagieren will.

Corona ist vorbei. Zumindest beim Blick auf die Kriminalitätsstatistik für 2022. Dort zeigen die Zahlen für Menden und den gesamten Märkischen Kreis im Vergleich zu den Vorjahren steil nach oben. Beim Angriff auf Vollstreckungsbeamte und Einsatzkräfte lasse sich laut Kripo-Chef auch eine gewisse Verrohung der Gesellschaft erkennen. Wie die Polizei darauf reagieren will.

Corona aus Polizeisicht vorbei

„Die Fallzahlen befinden sich auf einem Fünf-Jahres-Hoch“, erklärt Benjamin Aufdemkamp, Leiter der Direktion Kriminalität. Für den Kripo-Chef der Polizei im Märkischen Kreisist vor allem mit Blick auf Betrugsdelikte und körperliche Auseinandersetzungen die Corona-Pandemie vorbei. Die Menschen hätten nach zwei Jahren der Einschränkungen einfach wieder Lust, rauszugehen und zu feiern. Und dazu zählten leider nun mal auch steigende Fallzahlen, sobald Alkohol im Spiel ist. „Einige Phänomenbereiche, die während Corona verschwunden sind, sind jetzt wieder da“, erklärt Aufdemkamp. Wenngleich es für die Statistik 2022 nicht ins Gewicht falle, seien die Vorkommnisse beim Zeltkarneval am vergangenen Samstag in Menden sinnbildlich dafür. „Da hat sich etwas aufgestaut“, ist sich Aufdemkamp sicher.

Einen Aufschwung ohne Einschränkungen erlebt derweil die sogenannte Straßenkriminalität: Diebstähle, leichte und schwere Körperverletzung, Raub. Verzeichnete die Kreispolizeibehörde 2021 noch 129 Raubdelikte, waren es 2022 189; die Zahl der Körperverletzungen ist ebenso gestiegen (2021: 260; 2022: 319) wie die Zahl der Diebstähle (2021: 5510; 2022: 6889). Doch die Fallzahlen führt der Kripo-Chef nicht alleine auf das Ende der Corona-Beschränkungen zurück. „Die Schwelle, bei der Polizei eine Anzeige zu stellen, ist gesunken. Das Angebot, gerade über das Internet, ist deutlich niederschwelliger geworden.“ Das sei politisch auch genau so gewollt, betont Aufdemkamp.

Aggression auf der Straße

Eine ähnliche Entwicklung wie der Märkische Kreis im Großen nimmt, ist auch für Menden erkennbar. 2791 Straftaten verzeichnete die Polizei 2022. Ein Jahr zuvor waren es noch 688 weniger. Noch auffälliger wird das beim Blick auf Diebstähle in Menden. Waren es 2021 noch 577 Fälle, sind es 2022 mit 930 Fällen über 60 Prozent mehr. „Jeder Fall ist einer zu viel. Aber es lässt sich leider nicht verhindern“, sagt Thomas Eckern, Direktionsleiter Gefahrenabwehr und Einsatz.

+++ Hintergrund: Mann schlägt und tritt Beamte bei seiner Festnahme +++

Bei einem weiteren Trend will die Kreispolizei künftig noch genauer hinschauen: dem Widerstand gegen oder tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte. In Menden ist die Zahl der Taten von 14 (2021) auf 21 (2022) gestiegen. „Was ein landesweiter Trend ist, ist es leider auch bei uns“, sagt Benjamin Aufdemkamp. Gerade deshalb soll es für 2023 genau in diesem Bereich ein eigenes Lagebild geben. Denn unter diesen Punkt fällt eben nicht nur der Faustschlag oder Tritt gegen Beamte bei einer Festnahme, sondern auch eine einfache Beleidigung. Rückschlüsse auf die Qualität der Angriffe seien daher derzeit nicht möglich. „Fest steht aber, dass sich das Verhalten der Menschen gegenüber Einsatzkräften verändert hat“, betont Aufdemkamp. Dazu zählten schlussendlich nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Feuerwehr und Rettungsdienst. „Die Aggression auf der Straße hat insgesamt zugenommen“, so der Kripo-Chef.