Menden. Chaos vor dem Zelt der MKG Kornblumenblau in Menden: In der Warteschlange kam es zu mehreren Übergriffen. Jetzt werden weitere Details bekannt.
Die große Karnevalsparty der MKG Kornblumenblau hat am Samstag gegen 17 Uhr zu einem massiven Polizeieinsatz geführt. 1000 Menschen feierten bereits im Zelt auf dem Neumarkt, hunderte weitere wollten noch hinein. Es gab Tumulte, die Polizei riegelte den Eingang ab.
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„Es waren bis zu 1000 Menschen, die noch in das Zelt wollten. Unsere Kräfte konnten viele davon überzeugen, zu gehen. Hier kommt heute niemand mehr hinein“, erklärte Polizeisprecher Marcel Dilling im Gespräch mit der WESTFALENPOST. Kräfte aus dem gesamten Märkischen Kreis seien im Einsatz, Unterstützung wurde auch aus benachbarten Kreispolizeibehörden angefordert. Beamte aus den Kreispolizeibehörden Dortmund, Hagen und Unna waren im Einsatz. „Hier sind vor dem Zelt inzwischen mehr Polizisten als Besucher“, verwies Dilling um 19.35 Uhr auf eine „stabile Lage“. Die Polizei werde weiter eine starke Präsenz zeigen.
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Vor dem Zelt haben sich laut Dilling „tumultartige Szenen“ abgespielt, offenbar gab es auch ein Sexualdelikt, die Personalien eines Mannes wurden festgestellt, er erhielt einen Platzverweis, ein Veranstaltungsverbot und wurde angezeigt. Laut Polizei war es in der Warteschlange zu sexuellen Übergriffen gekommen.
Inzwischen sind Details zu der Tat bekannt. Innerhalb der Warteschlange vor dem Festzelt kam es demnach gegen 17.30 Uhr zu einer sexuellen Belästigung. Ein Balver (27) soll sein Opfer (20) versucht haben zu küssen. Wenige Minuten später soll eine weitere noch unbekannte Person ihr zudem unter den Rock an ihr Gesäß gefasst haben. Polizeibeamte konnten einen der Tatverdächtigen antreffen. Er erhielt einen Platzverweis und ein Veranstaltungsverbot. Die zweite Person ist flüchtig. Die Geschädigte konnte diese Person nicht näher beschreiben. Sie hatte im Gedränge eine Panikattacke bekommen und sich anschließend während der medizinischen Versorgung den Mitarbeitern des Rettungsdienstes anvertraut, die die Polizei hinzuzogen.
Eine weitere Tat ereignete sich um 18.45 Uhr. Ersten Angaben zufolge soll ein Mendener (32) eine Gruppe von vier Frauen „begrapscht“ haben. Die Frauen hatten auf sich aufmerksam gemacht, konnten aufgrund der unruhigen Gesamtumstände jedoch nicht unmittelbar detailliert befragt werden. Die Identität des mutmaßlichen Täters wurde festgestellt. Er erhielt einen Platzverweis. Nach Abschluss der Maßnahmen hatten sich die Opfer bereits vom Tatort entfernt. Die Polizei bittet die Frauen, sich mit der Polizeiwache Menden in Verbindung zu setzen.
Security bittet Polizei um Unterstützung
Die Polizei war am Samstagabend von der ohnehin am Zelt tätigen Security um Unterstützung gebeten worden. Vor dem Zelt befanden sich noch längere Zeit Personen, die auf Einlass hofften. Sie diskutierten mit Polizeibeamten und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes. Zu Randale kam es allerdings nicht.
Die Polizei dankte in den sozialen Netzwerken allen, die den Platz vor dem Zelt geräumt haben, für ihr Verständnis und forderte dazu auf, den Bereich zu meiden. Einige User machten sich Sorgen und fragten, ob es Verletzte gab. Drei Personen mussten mit Kreislaufproblemen medizinisch versorgt werden. Weitere Menschen meldeten sich über den Polizei-Notruf und berichteten von Personen mit einsetzenden Panikattacken.
Im Zelt wurde trotz der Vorkommnisse wie geplant weitergefeiert. Unsere Reporterin berichtete von einer „super Stimmung“. Die Menschen würden feiern, „als gäbe es kein Morgen“. Allerdings gab es auch dort Schlägereien: Um 20 Uhr kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen. Dabei soll eine Hemeranerin (19) eine Iserlohnerin (21) ins Gesicht geschlagen haben. Warum die beiden in Streit gerieten, ist noch unklar. Die Polizei verwies die Tatverdächtige des Platzes und ermittelt wegen Körperverletzung.
Eine weitere Schlägerei nahm etwa zwischen 21 und 21.30 Uhr im Raucherbereich des Zeltes ihren Anfang und soll kurz darauf auch draußen fortgesetzt worden sein. Die Tat selbst wurde später durch eines der Opfer im Krankenhaus Menden zur Anzeige gebracht. Demnach habe ein 24-jähriger Hemeraner zwei 27-jährige Männer aus Münster und Düsseldorf geschubst, geschlagen und auf dem Boden liegend getreten.Beide Opfer wurden leicht verletzt.
Vor dem Zelt befanden sich indes auch nach längerer Zeit, wohl wegen des trockenen Wetters, immer noch Menschen, die auf Einlass hofften. Die klare Botschaft war aber, dass das nicht der Fall sein werde. Deswegen sollte sich auch niemand mehr auf den Weg zum Zelt machen. Darauf verwies auch die Stadt Menden in den sozialen Netzwerken.
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Die Ereignisse zeigen, dass das Interesse an der Kostümparty am Samstagabend offenbar noch wesentlich größer war als an den beiden Tagen davor, als das Zelt an Weiberfastnacht und zur Herrensitzung auch schon fest in der Hand der Karnevalisten war. An vielen Stellen im Stadtgebiet wird an diesem Samstagabend gefeiert. Möglicherweise ergeben sich da für die Karnevalisten noch Alternativen für friedliche Partys.
Unbekannte beschädigen zwei Streifenwagen
Während der Einsatzbewältigung beschädigten unbekannte Täter zwei Streifenwagen. An der Wasserstraße rissen sie das hintere Kennzeichen samt Halterung ab. Am Südwall 33 traten sie einen Außenspiegel ab. Hierzu sucht die Polizei Zeugen. Sachdienliche Hinweise nimmt die Wache Menden unter Tel. (02373) 9099-0 entgegen.
Vor einer Diskothek in der Marktstraße kam es in der Nacht zu Sonntag gegen 4.20 Uhr zu einer Auseinandersetzung. In deren Verlauf soll eine Person Pfefferspray gegen einen 19-jährigen Hemeraner eingesetzt haben. Anschließend habe eine unbekannte Person auf ihn eingeschlagen. Im Rahmen dessen ging die Fensterscheibe eines Restaurants zu Bruch. Eine Rettungswagenbesatzung versorgte die Verletzungen des Opfers. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.
Am Sonntag dann war die Polizei mit mehr Kräften im Einsatz. Am Abend zogen die Beamten ein positives Fazit: „Stand 18.30 Uhr verliefen sowohl der Umzug, als auch die anschließenden Feierlichkeiten im Zelt und den umliegenden Gaststätten friedlich und störungsfrei.“ Nach polizeilichen Schätzungen gab es bis zu 8000 Besucher beim Umzug. Der Einlass zum Karnevalszelt am Neumarkt musste gegen 16 Uhr wegen Auslastung gestoppt werden. „Auch in diesem Umfeld kam es zu keinen Zwischenfällen“, so die Polizei.