Unna. Die Kreispolizei Unna hat die Kriminalstatistik 2022 vorgestellt. Nach Corona gab es wieder mehr Straftaten, die Aufklärungsquote stieg aber auch.

Da legen Menschen einen Kilogramm schwere Goldbarren vor ihre Haustür, weil angeblich Polizisten diese abholen wollen. Andere schieben sämtliche Ersparnisse in bar unter ihre Biotonne, weil sie dort vermeintlich sicherer sein sollen. Und wieder andere überweisen große und kleine Beträge, weil ihnen scheinbar Enkel oder Kinder in Notlage eine WhatsApp-Nachricht geschrieben haben. „Kann mir alles nicht passieren“, sagen Sie? Vorsicht, denn die Täter machen gehörig Druck – und die Opfer gelten oft nicht als besonders leichtgläubig.

Polizeioberrat Stefan Heimbuch, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde Unna, hat Telefongespräche, bei denen der sogenannte Enkeltrick ahnungslose Menschen dazu bewegen soll, Bargeld und Wertsachen auszuhändigen, schon selbst verfolgt. „Die Täter erlangen eine große Macht über ihr Opfer. Es ist wahnsinnig schwer, diesem Druck zu entkommen“, berichtet er.

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Enkeltrick-Varianten gibt es viele. Die Kreispolizeibehörde Unna hat den Kampf dagegen zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht, weil die Schäden riesig sind. Im Jahr 2022 erbeuteten Täter im Kreis Unna insgesamt 331.771 Euro auf diese Art. 2021 waren es 524.865 Euro und 2020 sogar 954.394 Euro. „Die Schäden sind riesig. Neben den Betroffenen werden ja auch mögliche Erben noch zu Opfern“, spricht Heimbuch Klartext.

Präventionsarbeit soll im Kampf gegen Betrüger helfen

Mit intensiver Präventionsarbeit kämpft die Polizei gegen diese Form der Kriminalität. Wo sich solche Taten genau ereignen und wie hoch der Schaden jeweils ist, teilt die Behörde öffentlich in der Regel nicht mit, um die Opfer, die sich ohnehin oft sehr schämen, nicht erkennbar zu machen und so zusätzlich zu belasten. Fakt aber ist: Schon im jungen Jahr 2023 steht fest, dass die Schadenssumme des Vorjahres übertroffen wird. Die Polizei veröffentlicht in den sozialen Medien viele kurze Aufklärungsfilme und will in Zukunft auch auf die Fähigkeiten der „echten“ Enkelkinder setzen. „Die haben oft noch einen guten Draht zu ihren Großeltern“, weiß Polizeihauptkommissar Bernd Pentrop, Leiter der Pressestelle der Polizei in Unna.

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Wozu intensive Präventionsarbeit führt, zeigt die Tatsache, dass es 2022 in 94,57 Prozent der angezeigten Enkeltrick-Fälle beim Versuch blieb. „Ich gehe aber davon aus, dass die Dunkelziffer sehr groß ist“, mutmaßt Stefan Heimbuch. Sehr klein ist die Aufklärungsquote in diesem Bereich – sie liegt bei nur 1,23 Prozent. „Wir arbeiten sehr professionell, aber das tun die Täter auch“, erklärt Heimbuch. Und: Die Polizei erfährt von den Fällen in der Regel erst, wenn der Schaden da ist.

Bei Aufklärungsquote macht Unna einen Sprung nach oben

Insgesamt aber haben Heimbuch, Pentrop und Landrat Mario Löhr als Leiter der Kreispolizeibehörde Unna gute Nachrichten. Bezogen auf die Gesamtkriminalität mit 19.053 Delikten im Jahr 2022 liegt die Aufklärungsquote bei 55,36 Prozent. Im Jahr davor (16.724 Straftaten) war sie mit 50,17 Prozent noch deutlich geringer. „Im Landesvergleich mit insgesamt 47 Behörden kommen wir von einem wenig rühmlichen 43. Platz, haben aber einen Sprung auf Platz 15 geschafft“, freut sich Heimbuch über die Erfolge. Das liegt vor allem daran, dass die Entwicklung im Kreis Unna gegen den Landestrend positiv ist. „Wir haben eine sehr gute Aufklärungsquote, dafür danke ich allen in der Kreispolizeibehörde“, urteilt Landrat Löhr.

Weniger bedeutsam in der Kriminalstatistik werden Wohnungseinbrüche. 484 beziehungsweise 432 Einbrüche gab es kreisweit in den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019. Im Jahr 2022 waren es 310, darunter nur 16 Fälle in Fröndenberg. „Wohnungsbesitzer können mit relativ einfachen Mitteln viel erreichen“, ermuntert Heimbuch dazu, den Einbruchsschutz weiter ernst zu nehmen. Täter würden meist nur kurz ihr Glück versuchen. Bekämen sie eine Tür oder ein Fenster nicht schnell auf, zögen sie weiter.

Fröndenberg: Wachsende Zahl von Taschendiebstählen

Nicht nur, aber auch in Fröndenberg, bereitet ein Anstieg von Taschendiebstählen Sorgen. 21 solcher Taten wurden 2022 in der Ruhrstadt angezeigt, im Vorjahr waren es mit zehn Fällen weniger als die Hälfte. Bezogen auf den Kreis Unna stieg die Zahl von 358 (2021) auf 482 (2022). Damit liegt sie auch über den Werten der Vor-Corona-Jahre 2018 (337) und 2019 (303).

Heimbuch verwies auf die Professionalität der Diebe, die auch in Gruppen arbeiteten. Andererseits seien Opfer oft auch noch zu blauäugig, ließen zum Beispiel Handtaschen in Einkaufswagen liegen, wenn sie selbst in einen anderen Gang gingen. Auch Geldbörsen und Handys werden oft nicht sicher genug aufbewahrt – nämlich nah am Körper und ohne Zugriffsmöglichkeit von außen.