Fröndenberg/Unna. Die Zahl der Straftaten in Fröndenberg ist 2021 ganz leicht gestiegen. Folgen der Coronapandemie sind aus Sicht der Polizei deutlich messbar.

Ganz leicht gestiegen ist die Zahl der Straftaten in Fröndenberg im Jahr 2021. Damit liegt die Ruhrstadt im Trend des gesamten Kreises Unna. Die Polizei verweist auf große Erfolge besonders bei den sogenannten Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, etwa Enkeltrick, und auf die immer noch messbaren Auswirkungen der Coronapandemie.

Fröndenberg und der Kreis Unna sind ein sicherer Ort zum Leben. Das unterstrichen Landrat Mario Löhr, der Abteilungsleiter der Polizei im Kreis Unna Torsten Juds sowie Christoph Strickmann, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde. Sie stellten nun die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2021 im Kreis Unna sowie die einzelnen Kommunen vor.

Straftaten allgemein

Insgesamt lässt sich ein leichter Anstieg der Straftaten für das vergangene Jahr feststellen. Im Kreisgebiet (abzüglich von Lünen, das zum Polizeipräsidium Dortmund gehört) wurden insgesamt 16.724 Straftaten angezeigt, und damit 114 mehr als 2020. Ungefähr in diesem Schnitt liegt auch Fröndenberg, wo die Zahl der Straftaten leicht von 799 auf nun 804 anstieg.

Größere Städte anfälliger für Straßenkriminalität

Fröndenberg fügt sich eigentlich in allen nennenswerten Kategorien in den Kreisdurchschnitt ein. Die größeren Städte wie Unna, so die Kreispolizeibehörde, seien anfälliger für Straßenkriminalität.

Und dann gibt es an manchen Orten aber auch immer Ausnahmesituationen die in die Statistik einfließen und herausstechen. Im Logistikzentrum von Amazon in Werne etwa gab es eine Fülle von Verdachtsfällen des Diebstahls durch Mitarbeiter, in Selm wurde eine Drogenküche hochgenommen und in Holzwickede gibt es augenscheinlich eine große Wut von Anwohnern auf wild in Wohngebieten abgestellte Autos, wo die Fahrer nicht die offiziellen Parkplätze des Flughafens nutzen (und bezahlen) wollen. Deshalb kommt es immer wieder zu Sachbeschädigungen an Fahrzeugen.

Die Verantwortlichen betonten dennoch die positive Entwicklung in der Entwicklung der letzten zehn Jahre. „Und wir liegen noch weit unter dem Durchschnitt von NRW", ergänzte Christoph Strickmann. In den Metropolen und Großstädten ist die Kriminalität in der Regel deutlich höher, auf dem Land niedriger. Der Kreis Unna liege ungefähr dazwischen, der Einfluss von Dortmund sei spürbar, so Strickmann. +++ Auch lesenswert: Fröndenberg: Im Corona-Jahr gab es weniger Straftaten +++

Straftaten öffentlicher Raum

Deutlich messbar sind auch weiterhin die Folgen des Coronavirus. Trends aus 2020 lassen sich auch im zweiten Pandemiejahr wieder erkennen. Ein in vielen Bereichen stillgelegtes öffentliches Leben hat auch Auswirkungen auf Straftaten im öffentlichen Raum: Ladendiebstähle, Taschendiebstähle und Raub, Körperverletzung im öffentlichen Raum, die zum Beispiel öfter bei Streit im Rahmen von Großveranstaltungen oder Zusammenkünften in Innenstädten auftreten. Homeoffice, geschlossene Schulen und der Wegfall vieler Freizeitaktivitäten führen dazu, dass Diebe viel seltener Wohnungseinbrüche unternehmen oder damit erfolgreich sind. Christoph Strickmann: „Wir erwarten, dass diese Zahlen auch wieder ansteigen werden. Alles andere wäre Utopie."

Aufklärungsquote

Aufgeklärt werden konnte im vergangenen Jahr dabei eine Einbruchserie, wo mehrfach in Fröndenberg, Unna und Umgebung zugeschlagen wurde. Insgesamt zeigt die Statistik für den Kreis Unna eine Aufklärungsquote von leicht über 50 Prozent, wobei die Zahlen je nach Deliktart sehr start schwanken. Sehr wenig Hoffnung darf man sich in Fröndenberg machen, wenn einem das Fahrrad gestohlen wurde. Von 21 solchen Diebstählen in der Ruhrstadt ließen sich 2021 genau zwei klären, im Vorjahr kein einziger. Im Bereich des Diebstahls machen die Zweiräder hier am Ort einen großen Anteil aus, übertroffen nur von Diebstählen aus Fahrzeugen. Auch hier kann der Täter fast nie ermittelt werden. Deutlich höher ist die Aufklärungsquote bei Körperverletzungen, fast 300 Fälle gab es insgesamt in Fröndenberg. Kapitalverbrechen mit Tötungsabsicht musste die Polizei im letzten Jahr für das Stadtgebiet hingegen gar nicht verzeichnen. +++ Lesen Sie auch: Durchsuchung in Fröndenberg: Blanko-Impfpässe und Drogen +++

Sexueller Missbrauch

Auch für den Bereich des sexuellen Missbrauchs, so Christoph Strickmann, müsse man unterstreichen, dass das Leben hier recht sicher sei und nicht hinter jeder Ecke eine Gefahr lauere. Die meisten Straftaten rund um Kinderpornografie würden sich um die Verbreitung entsprechender Dateien drehen. Die großen Missbrauchskomplexe in NRW strahlen insofern auch auf den Kreis Unna aus, als Täter wie zum Beispiel Käufer von solchem Material, hier leben.

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Enkeltrick

Eine enorm positive Veränderung zu 2020 beschreiben die Verantwortlichen der Polizei im Bereich der Kriminalität zum Nachteil älterer Menschen. Den sogenannten Enkeltrick am Telefon oder den falschen Polizisten an der Haustür fasst man darunter. Im Kreis fiel die Zahl der angezeigten Straftaten von 1248 auf 862. Kriminaldirektor Strickmann: „Grund ist unsere gute Präventionsarbeit, mit vielen Informationen und Aufklärungskampagnen haben wir die Bevölkerung sensibilisiert." Die Betrugsversuche könne man schließlich kaum eindämmen, aber dafür sorgen, dass die Menschen darauf vorbereitet sind und zu reagieren wissen. Meistens bleibe es damit zum Glück beim Versuch. Lag die Schadenshöhe ergaunerter Geldsummen 2020 noch bei fast einer Million Euro im Kreis, ist es jetzt nur etwas mehr als die Hälfte. Dennoch werden Menschen immer noch ausgetrickst und zahlen vier- oder fünfstellige Summen an Betrüger, die sich fast nie ermitteln lassen, weil sie wohl aus dem Ausland operieren.

Drohungen

Nicht nur bei Kritikern der Coronamaßnahmen kann man eine Verrohung der Sitten beobachten. Aber einen nennenswerten Anstieg, so die Kreispolizei Unna, bei Drohungen gegen Kommunalpolitiker etwa, könne man nicht feststellen. Im gesamten Gebiet habe man vielleicht eine Handvoll Fälle, sagt Christoph Strickmann. Einen Drohbrief habe es im vergangenen Jahr außerdem gegen den Landrat sowie gegen einen Impfarzt gegeben. Und auch die Querdenker-Szene gelte es, im Blick zu behalten. Ein krimineller Hotspot sei hier bislang aber nicht entstanden.