Menden. Inmitten von Baulärm haben im Rathaus 13 junge Leute beim Vorlesewettbewerb ihr Talent unter Beweis gestellt. Die Siegerin kommt aus Menden.

So schwierig wie in diesem Jahr war es wohl noch nie. Neun Mädchen und vier Jungen traten am Freitag (17. Februar) zum Kreisentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs an. Dabei hatten sie nicht nur mit ihrer Nervosität und zum Teil schwierigen Texten zu kämpfen. Vor allem der Lärm von der Rathausbaustelle erschwerte die Konzentration. Umso herausragender war das, was die Mädchen und Jungen, die sich zuvor an ihren Schulen durchgesetzt hatten, im Ratssaal ablieferten.

„Bei diesen Bedingungen habt ihr euch eigentlich alle den ersten Platz verdient“, rief ein Vater den Kindern von der Tribüne zu. Wie immer hatten die Schülerinnen und Schüler Daumendrücker mitgebracht – wobei sich das wie immer auf die Zeit vor der Corona-Pandemie bezieht. „Wir konnten den Wettbewerb in dieser Form zuletzt im Jahr 2019 durchführen“, erinnerte Andreas Wallentin, Inhaber der Buchhandlung Daub und Organisator der Veranstaltung. Während der Corona-Pandemie gab es den Wettbewerb zwar auch, allerdings in digitaler Form. „Das ist etwas völlig anderes und längst nicht so schön“, machte Wallentin keinen Hehl daraus, dass er den Vorlesewettbewerb in seiner bewährten Form bevorzugt.

Der Baulärm allerdings sorgte auch bei ihm für Kopfschütteln – und für Galgenhumor. „Sie müssen das wissen: In Menden wird gerade eine U-Bahn gebaut. Einziger Halt: Menden-Rathaus“, teilte er mit einem Augenzwinkern dem Publikum mit, das aus dem gesamten Kreisgebiet in die Hönnestadt gekommen war.

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Das Prozedere war so wie in den vergangenen Jahren: Die Schülerinnen und Schüler trugen nacheinander zunächst einen Abschnitt aus einem von ihnen selbst ausgesuchten Buch vor. Drei Minuten waren dafür jeweils angesetzt. Auffällig war, dass die jungen Leute bei der Auswahl ganz unterschiedliche Titel wählten. Zudem waren die Texte längst nicht so leicht, wie es in den Vorjahren hier und da durchaus mal der Fall war.

Im Anschluss wartete dann ein Buch auf die Mädchen und Jungen, das so neu war, dass sie es noch nicht kannten. Der Roman „Das Universum ist verdammt groß und super mystisch“ von Lisa Krusche wurde dabei in Zwei-Minuten-Abschnitten vorgelesen. Kurioserweise zeigten gleich mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerade bei dieser eigentlich schwierigeren Aufgabe ihr Können. Das Lesetempo war oft besser als bei den bekannteren Texten.

Über all das urteilte eine vierköpfige Jury. Ihr gehörtern die Buchhändlerin Tina Ullrich, die Lehrerin Karin Wallentin, die Leiterin der Dorte-Hilleke-Bücherei Veronika Czerwinski und WESTFALENPOST-Redakteur Dirk Becker an. Sie vergaben jeweils bis zu fünf Punkte in den Kategorien Lesetechnik, Interpretation und Textstellenauswahl (nur bei Aufgabe 1) und ermittelten so, wer den Kreisentscheid gewinnt.

Berlinern bringt der späteren Siegerin keine Extrapunkte

Das Rennen war knapp, die Unterschiede nicht groß. Letztlich setzte sich mit Malin Venus aber eine Schülerin aus Menden durch. Sie besucht das Hönne-Gymnasium und wird den Märkischen Kreis nun beim Entscheid des Regierungsbezirkes Arnsberg vertreten. Die Schülerin hatte für das Publikum sogar eine Besonderheit parat: Das von ihr ausgewählte Buch „Kannawoniewasein“ von Martin Muser ließ sie Berlinern. Diese sprachliche Besonderheit brachte zwar in der Bewertung ihrer Leistung keine Extra-Punkte, war aber ein unterhaltsames Element.

Letztlich bewiesen alle Schülerinnen und Schüler ihr Talent. Sie hatten ihre Schulen würdig vertreten. Als Belohnung erhielten sie alle nicht nur eine Urkunde, sondern auch ein neues Buch und ein Lesezeichen. „Ich bin beeindruckt, wie gut ihr das gemacht habt“, resümierte Andreas Wallentin und hatte auch noch ein Lob für die Zuhörerinnen und Zuhörer parat: „Sie waren wunderbar aufmerksam und ruhig.“ Reicht ja auch, wenn die Presslufthammer alles geben.