Menden/Balve/Fröndenberg. Die Hönnetalbahn fährt nicht. Die Deutsche Bahn wollte einen „besonderen Blick“ auf den Schülerverkehr werfen. Jetzt gibt es doch eine Änderung.

Dachshöhlen im Bahndamm, Gleiserneuerungen auf Teilstücken, fehlendes Personal und jetzt auch noch fehlende Ersatzteile für die Züge: Mit der Regionalbahn RB 54, besser bekannt als Hönnetalbahn, gibt es seit Wochen immer wieder Probleme. Nun ist die Strecke zwischen Unna und Neuenrade eigentlich komplett bis Sonntag, 12. Februar, außer Betrieb genommen worden. Stattdessen hat die Deutsche Bahn (DB) einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet – was vor allem mit Blick auf den beginnenden Schülerverkehr am Montag bei vielen Menschen für Unmut sorgte. Doch am Freitagnachmittag ändert die Bahn überraschend den Kurs. Jetzt sollen doch Züge zum Einsatz kommen.

„Ab Montag wird es einen Zug geben“ – Bahn ändert den Kurs

Für unzählige Schülerinnen und Schüler, die aus Fröndenberg, Balve und Neuenrade zur Schule nach Menden pendeln, war lange nicht klar, ob die Busse sie zur richtigen Zeit in die Hönnestadt bringen und ob es möglicherweise eine Verstärkung der Flotte geben wird. Die DB hatte auf Nachfrage der Westfalenpost angekündigt einen „besonderen Blick auf den Schülerverkehr“ zu richten. Dann herrschte mehrere Tage Stille. Freitagmittag hieß es dann von Seiten einer Bahnsprecherin: Der bestehende Fahrplan wird sich auch ab Montag nicht ändern. Wenige Stunden später dann die Kehrtwende. „Ab Montag wird es einen Zug geben, der ab Neuenrade um 7 Uhr verkehrt und in der Gegenrichtung ab Menden um 13.08 Uhr in Richtung Neuenrade fährt“, so die Bahnsprecherin. Das seien die wichtigen Verbindungen für Schülerinnen und Schüler, die „nun – ergänzend zu den beiden Busverbindungen (6.40 Uhr, und 6.50 Uhr ab Neuenrade, siehe Fahrplan) – die Schülerverkehre stärkt“, heißt es weiter.

Hier gibt es den kompletten Fahrplan des Schienenersatzverkehrs der Hönnetalbahn:

Aber wo liegt überhaupt das Problem? Normalerweise sind laut der DB auf der Regionalbahnlinie RB 54 vier Züge im Einsatz. „Insgesamt sind vier Busse den ganzen Tag im Einsatz, um die Züge zu ersetzen“, sagt die Bahnsprecherin weiter. Die Fahrpläne mit den Abfahrtzeiten für den Schienenersatzverkehr seien in den digitalen Auskunftsmedien hinterlegt und würden an den Haltestellen des Schienenersatzverkehrs aushängen. Eine Recherche im Netz zeigt: Wer die Bahn-App nicht nutzt und sich im Fahrplan-Meldungs-Dschungel der DB nicht auskennt, kommt bei der Beschaffung aktueller Informationen schnell an seine Grenzen.

+++ Dachse bauen sich ihr Heim im Bahndamm – die Folgen für den Zugverkehr sind immens +++

Fahrzeiten verlängern sich – Anschlussverbindungen checken

Doch wer es geschafft hat, sich über die Fahrzeiten zu informieren, muss sich auf eine längere Reise einstellen: „Reisende müssen mehr Zeit einplanen, denn der Bus ist nicht so schnell unterwegs wie der Zug“, erklärt die Bahnsprecherin und rechnet vor: „So beträgt die Fahrzeit zwischen Menden und Balve 23 Minuten mit dem Zug und 32 Minuten mit dem Bus, zwischen Menden und Fröndenberg 7 Minuten mit dem Zug und 15 Minuten mit dem Bus.“ Wer also wichtige Anschlussverbindungen erwischen muss, sollte sich einen entsprechenden Puffer in den Zeitplan einbauen.

+++ Pleiten, Pech und Pannen der Hönnetalbahn: Das sind die Gründe dafür +++

Als „unzumutbar für die Bevölkerung“ hatte MK-Landrat Marco Voge aus Balve in einer Protestnote an NRW-Bahnchef Werner Lübbering vor einigen Tagen das Vorgehen des Verkehrsunternehmens bezeichnet (wir berichteten). Auch der heimische Verkehrspartner der Bahn, Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), hatte sich von der Entscheidung der Bahn buchstäblich überfahren gefühlt. Die heimischen Eisenbahnfreunde fanden ebenfalls deutliche Worte: „Es ist eine Katastrophe“, so Vereinssprecher Johannes Schmoll. Schülerinnen und Schüler hätten bereits vor den Schulferien durch den Zugausfall Probleme gehabt und seien zu spät zum Unterricht und zu Prüfungen erschienen.

Balves Bürgermeister ist stinksauer und spricht von „desaströser Informationspolitik“

Ebenso hangelte es jüngst Kritik von Balves Bürgermeister Hubertus Mühling, der im Gespräch mit dieser Zeitung von der Deutschen Bahn „Perspektiven und Lösungen“ für die derzeit gesperrte Hönnetalbahn forderte. „Wir kritisieren die stetigen Zugausfälle und im konkreten Fall die desaströse Informationspolitik der DB“, sagte er. „Wenn wir über den ÖPNV als echte Alternative zum Individualverkehr sprechen, dann muss dieser ÖPNV auch funktionieren.“ Diese Zustände könne und wolle er nicht länger hinnehmen.

Und wie steht die Bahn dazu? Bereits zu Beginn des Jahres hatte ein Bahnsprecher erklärt, dass sich das Unternehmen „ausdrücklich bei unseren Kunden für die Situation entschuldigen“ wolle. Der Grund für die Ausfälle seien Lieferengpässe von dringend benötigten Ersatzteilen, beispielsweise von Radsätzen, Drehgestellen, Getrieben und Bremsscheiben für die im Sauerland-Netz und somit auch auf der Linie der RB 54 eingesetzten Pesa-Fahrzeuge. Die Teile stammen normalerweise aus der Ukraine, in der bekanntlich seit geraumer Zeit Krieg herrscht. Doch die Schüler-Zugverbindung sei nun doch eine „gute Nachricht“.

Die neuen Zugverbindungen sollen „schnellstmöglich in den digitalen Auskunftsmedien“ (www.zuginfo.nrw) abrufbar sein.