Fröndenberg. Die RB54 fährt zwischen Unna und Fröndenberg nicht. Dachse haben ihr Heim im Damm errichtet. Was jetzt passiert und wann die Bahn wieder fährt.
Sie sind irgendwie tapsig und sehen niedlich aus, wenn sie in der Natur unterwegs sind – und doch haben sie in Frömern einen großen Schaden angerichtet: Dachse. Seit Monaten ist die Bahnstrecke zwischen Unna und Fröndenberg gesperrt. Die Züge der Linie RB 54 können nicht fahren. Schuld daran sind Dachse. Sie haben den Bahndamm bei Frömern unterhöhlt. Das ist ein Problem.
Dachse leben gerne in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen, wo sie Nahrung finden. Als Unterschlupf dient ihnen ein Bau, der meist nicht nur größer als beim Fuchs ist, sondern auch über Jahrzehnte genutzt werden und enorme Ausmaße annehmen kann. Denn sie bauen gerne in die Tiefe und nutzen viele Zugänge zu ihrem eigentlichen Heim. So weit, so gut. Blöd nur, wenn sich eine Dachsfamilie dazu entscheidet, ihr Heim in einem Bahndamm zu errichten.
300 Meter Bahndamm mit zahlreichen Hohlräumen versehen
„Bei einer routinemäßigen Inspektion des Gleiskörpers der Eisenbahnstrecke Unna – Fröndenberg wurden die Schäden festgestellt“, teilt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage mit. Bereits Ende Juli wurden die Hohlräume festgestellt. Seitdem fahren dort keine Züge mehr. „Wie festgestellt wurde, wurde der Bahndamm hierdurch auf einer Länge von rund 300 Metern stark beschädigt. Die Fachexpertinnen und Fachexperten der DB erstellen gemeinsam mit Geologinnen und Geologen derzeit ein Instandsetzungskonzept“, so der Bahnsprecher.
+++ So haben wir bisher über diesen Fall berichtet +++
Aber warum sind diese Höhlen ein Problem? Droht der Damm einzustürzen? „Nein, der Damm ist nicht einsturzgefährdet. Allerdings haben sich durch den Dachsbau Unterhöhlungen im Erdreich ergeben, die die Gleise aus ihrer vorgegebenen Lage gebracht haben. Dies ist für einen Laien kaum sichtbar. Unsere Toleranzwerte bewegen sich hier im Millimeterbereich“, erklärt der Bahnsprecher. Das Gutachten der Geologen sei in Bearbeitung. Einen ähnlichen Fall habe es in unserer Region noch nicht gegeben. „Ähnliche Fälle sind vereinzelt aus südlichen Bundesländern bekannt.“
Keine Umsiedlung – Jagen aber erst nach der Schonzeit möglich
Eine Umsiedlung, wie bei besonders geschützten Tierarten, steht allerdings nicht an. „Der Dachs fällt nicht unter diesen besonderen Schutz. Er darf vergrämt und sogar bejagt werden“, so der Sprecher. Aber da gibt es aktuell ein Problem: „Allerdings ist die Jagd nur außerhalb der Schonzeit, die durch die winterliche Ruhezeit des Dachses bestimmt wird, erlaubt. Aufgrund der Schonzeit ist eine Bejagung derzeit nicht möglich.“
Hieraus ergebe sich auch, dass die Bahn derzeit keine Prognose abgeben kann, wann sie den Bahnbetrieb auf dieser Strecke wieder aufnehmen kann. Nach einer ersten Einschätzung wird die Reparatur bis mindestens Dezember 2022 andauern. Die Arbeiten an der Strecke laufen bereits. Mehrere Lastwagen haben in der Nähe eines Bahnübergangs an der Feldstraße kurz vor Ardey bereits einen großen Haufen Steine abgeladen. Auch bahnspezifische Geräte stehen parat, als die Redaktion die Strecke abfährt. Am Bahnhof in Frömern herrscht derweil gähnende Leere. Ein Zettel weist Bahnfahrern den Weg zum Schienenersatzverkehr und verdeutlicht, dass hier so schnell keine Züge mehr fahren werden.
Schienenersatzverkehr fährt aktuell
„Eine verlässlichere Prognose der Wiederinbetriebnahme wird sich erst in den kommenden Monaten ergeben“, heißt es auf Nachfrage. Auch die Höhe der Kosten ist bis zur Fertigstellung des Gutachtens nicht absehbar. Derweil bleibt die Strecke gesperrt. Für Bahnfahrer heißt das: Schienenersatzverkehr. Die Züge der Linie RB 54 werden durch Busse zwischen Unna und Fröndenberg ersetzt, die dann weiter nach Menden fahren.
+++ Auch wichtig: Gleiserneuerung bei der Hönnetalbahn – darauf müssen sich Gäste einstellen +++
Bis dahin lässt es sich Familie Dachs im Bahndamm noch gut gehen – und genießt vermutlich die Ruhe, ohne rüttelnde Züge.
Die Fahrplanänderungen sind in den Online-Auskunftssystemen der Deutschen Bahn enthalten und werden über Aushänge an den Bahnsteigen bekannt gegeben. Außerdem sind sie über die App „DB Bauarbeiten“ sowie unter zuginfo.nrw abrufbar.
Darüber hinaus entschuldigt sich die Bahn für die Lautstärke, die durch die Arbeiten am Bahndamm und am Gleis entstehen können. Man versuche die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten, heißt es von Seiten der Deutschen Bahn.