Menden. „Endlich, endlich wieder!“ Gut 3000 Menschen beim Mendener Turmblasen nach zwei Jahren Pandemie-Pause. Sie hören eine Mutmach-Rede.
„Endlich, endlich wieder!“ Wie viele Mendener unter den gut 3000 Besucherinnen und Besuchern mögen beim Turmblasen an Heiligabend vor der Vincenzkirche genau das gedacht haben, was Bürgermeister Roland Schröder in seiner allerersten Live-Ansprache nach zwei Corona-Ausfällen sagte? Nach Aussagen vieler war es diesmal auch noch besonders schön: Das Wetter spielte mit, nach tagelangem Regen blieb es trocken. So war der alte Rathausplatz schwarz vor Menschen, die anfangs eher schüchtern die „Stille Nacht“ mitsangen, als sie oben von den Lendringser Turmbläsern intoniert wurde. Ganz anders wurde das nach dem zweiten Lied des in dezente WP-Schals gehüllten Weihnachtschores: Da wurde kräftig mitgeklatscht. Und nachdem der Bürgermeister die Menschen zu Mut und Zuversicht sowie zum kräftigen Mitsingen beim Abschluss mit „O du fröhliche“ aufgefordert hatte, da war auf dem Platz – Weihnachten.
Schröder erinnert an Digital-Turmblasen 2020 und ‘21: „Wir wissen uns eben zu helfen“
Wobei Schröder in seiner kurzen Ansprache auch daran erinnerte, dass die Corona-Ausfälle digital aufgefangen wurden: „Wir Mendener wissen uns zu helfen und lassen uns nicht unterkriegen!“ Und trotzdem: „Es ist unglaublich beeindruckend, wieder auf so viele Menschen blicken zu können! Schön, dass Sie dieser Tradition treu geblieben sind.“
Appell in der Krisenzeit: „In Demut und Dankbarkeit auch sehen, was wir haben“
In Mendens Wohnzimmer mit dem Vincenz und dem Alten Rathaus könne man „sehen, wie schön unsere Stadt ist“, begann Schröder. Überhaupt gelte es in Demut und Dankbarkeit auch einmal zu sehen, was für die allermeisten in Menden vorhanden ist. So würden nach dem Turmblasen zwar sicherlich viele in ein weniger beheiztes Zuhause zurückkehren, „aber es ist geheizt. Wir haben Strom, um das Licht anzuschalten, und wir können für unsere Familien und Freude ein Weihnachtsmahl zubereiten. Lasst uns an dieser Stelle an diejenigen denken, die das nicht können – ob hier bei uns in Menden oder auch in der vom Krieg geschundenen Ukraine.“ Großen Applaus gab es, als Schröder auch an die Mendener Pflege- und Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Hilfsverbänden erinnerte, die an Heiligabend nicht bei ihren Familien sein könnten, „weil sie für uns alle im Dienst sind“.
Trotz Kriegs, Corona und hoher Kosten: „Nie Hoffnungslosigkeit zulassen“
Der am 24. Februar ausgebrochene Krieg mitten in Europa habe das ablaufende Jahr am stärksten geprägt, wobei er sich mit der auslaufenden Corona-Pandemie, mit der Energiekrise und der Preisexplosion regelrecht überlappt habe: „So kommen wir seit Jahren nicht zur Ruhe – und viele auch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit“, erklärte Schröder. Doch niemals dürfe aus alledem Hoffnungslosigkeit erwachsen: Die sei nichts anderes als ein Gift, das zu Verzweiflung führen könne. Das Gegengift sei die Zuversicht, aus der entschlossenes Handeln entspringt.
+++ Auch interessant: Gebürtige Mendenerin Claudia Effenberg zieht ins Dschungelcamp +++
Bürgermeister lobt Wunschbäume für ärmere Mitbürger: Licht der Hoffnung
Hier hob Schröder die vielen zumeist ehrenamtlichen und aus der Bürgerschaft mit Spenden unterstützten Hilfsaktionen hervor, etwa die Mendener Wunschbäume für Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien oder für bedürftige Seniorinnen und Senioren. Darin sei nichts anderes zu sehen als ein Licht der Hoffnung, das in allen Weltreligionen eine Rolle spiele. Und weil Licht Hoffnung mache und erhalte, habe die Stadt ungeachtet all ihrer sonstigen Sparmaßnahmen die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt anbringen und erstrahlen lassen. Schröder dankte auch allen Beteiligten, die das Turmblasen überhaupt erst möglich machten: den wunderbar aufspielenden Turmbläsern des Fanfarenkorps Kolping Lendringsen, dem von der WP unterstützten Weihnachts-Ensemble des Chorverbands Hönne-Ruhr unter Chorleiter Hermann Diebecker sowie allen Helferinnen und Helfern im Hintergrund.
Pfarrer Senkbeil dankt Schröder für Mut machende Worte: „Das tat gut!“
Pfarrer Jürgen Senkbeil, der allen wieder die Weihnachtsgeschichte erzählte, dankte Schröder zunächst für seine „Mut machenden Worte: Das tat gut.“ Und als am Ende alle „O du fröhliche“ kräftig mitgesungen hatten, ging es für die meisten heim zur Bescherung. Diesmal hoffentlich einer wirklich schönen.