Menden. Das Oscar-Kino wurde eingestellt. Die Filmreihe wurde zuvor seit Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit der Stadt auf die Beine gestellt.
Eine jahrzehntelange Tradition in Menden ist still und leise zu Ende gegangen: Das Oscar-Kino – Mendens kommunale Kinoreihe – wurde eingestellt.
Sebastian Boos, Besitzer des Corso-Kinos an der Twiete, nennt auf WP-Nachfrage den Grund: „Das Ganze läuft einfach nicht.“ Kaum ein Kunde habe sich die Filme aus der Oscar-Reihe anschauen wollen. „Die Filme, die die Stadt ausgesucht hat, waren einfach grauenhaft.“ Es gebe „sicherlich Menschen, die diese Filme gerne gucken, aber nicht in Menden“, stellt Sebastian Boos fest.
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Er habe zwei Anläufe unternommen, die Oscar-Reihe wieder neu zu beleben, doch diese seien gescheitert, erklärt der Kino-Besitzer Sebastian Boos mit Blick auf die Besucherzahlen: „Bei der ersten Vorstellung waren es drei Personen und bei der zweiten vier.“
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Kulturbüro bedauert die Einstellung der Oscar-Reihe
Das Kulturbüro, das die Reihe sonst gemeinsam mit dem Kino durchgeführt hat, bedauert die Einstellung der Oscar-Reihe. Das Kulturbüro hätte „Oscar“ gerne weitergeführt. „Unserem Kulturbüro und auch Dirk Huhn als Vorsitzendem des Kulturausschusses war an dieser neuen Chance für ,Oscar‘ durch den Betreiberwechsel des Kinos sehr gelegen“, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Deshalb bedauere das Kulturbüro „die Entscheidung des Betreibers, der schon nach der zweiten Vorführung ,Oscar‘ beendet hat“. Allerdings, so die Stadt, müsse man auch die andere Seite sehen: „Trotz Werbung durch das Kulturbüro sind offenbar einfach nicht genügend Gäste zu den Vorführungen gekommen.“
Statt „Nomadland“ liefen Filme aus dem regulären Programm
Ein Mendener, der sich bei der WP-Redaktion meldete, bedauert die Einstellung der Oscar-Reihe sehr. „Im November hätte ,Nomadland‘ laufen sollen, es liefen jedoch stattdessen drei Filme aus dem regulären Programm des Corso-Kinos“, stellt der enttäuschte Leser fest. Zudem sei zu diesem Zeitpunkt auf der Website der Stadt Menden noch der offizielle Eintrag zum Oscar-Kino inklusive des vollständigen Programms abrufbar gewesen und es habe keinerlei Hinweise auf die Einstellung des Programms gegeben. Der Mendener blickt zurück auf ein „sehr enttäuschendes und abruptes Ende eines anders geplanten Kinoabends“ und bedauert, „dass selbst für das mutlose Minimalprogramm, mit dem das Oscar-Kino zuletzt antrat, kein Platz in der Mendener Kulturlandschaft ist“.
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Die Kooperation zwischen dem Kulturbüro der Stadt Menden und dem (einstigen) Palasttheater, das mit dem neuen Inhaber jetzt als Corso-Kino firmiert, gibt es schon seit 1986. Oft wurden die Filme sogar im wöchentlichen Rhythmus gezeigt. Unter anderem durch die Corona-Pandemie gab es eine etwa vierjährige Pause. Mit dem neuen Besitzer des Kinos wurde dann ein Neuanlauf der Oscar-Reihe gestartet. Ursprünglicher Plan war, jeden Monat einen Oscar-Streifen zu zeigen.
Viele ältere Klassiker im Programm
Ausgesucht habe die Filme das Kulturbüro, erklärt Dirk Huhn, Vorsitzender des Kulturausschusses, auf Nachfrage der Westfalenpost. Er selbst habe das geplante Programm, das aus älteren Klassikern bestanden habe, noch mit dem aktuelleren Film „Nomadland“ (von 2020) ergänzt. Doch gehe es nicht um Schuldzuweisungen, denn die Oscar-Reihe sei ja gerade so konzipiert, dass hier keine aktuellen Block-Buster laufen, sondern Filme, die sonst in Programmkinos in Bochum oder Dortmund gezeigt werden.
Anspruchsvolle Filme in der Oscar-Reihe
„Das Oscar-Kino soll ja anspruchsvoll sein“, erläutert Dirk Huhn. „Und natürlich ist die Frage, ob das genügend Menschen in Menden interessiert, berechtigt.“ Doch aufgeben will er die Oscar-Reihe noch nicht, „mir ist das ein großes Anliegen“. Er habe Verständnis für den Kino-Betreiber, der nach den ernüchternden Besucherzahlen die Reißleine gezogen hat. „Dann müssen wir überlegen, ob man nicht von allen Seiten mit mehr Manpower und gegebenenfalls einer Finanzspritze da dran gehen kann – wir brauchen eine Win-win-Situation für die Verwaltung und den Kino-Betreiber.“ Das Konzept indes wolle gut überlegt sein, „aber ich würde die Oscar-Reihe nicht einfach aufgeben wollen“.