Menden. Die Behindertenhilfe Menden hofft mithilfe eines Crowdfunding-Projektes auf ein Parallel-Tandem. Bewohner sind begeistert von dem Spezial-Fahrrad
„Radfahren wie auf Wolken“, so heißt das neue Crowdfunding-Projekt der Mendener Bank, das für die Behindertenhilfe Menden seit 9. November läuft.
Eltern eines Bewohners der Einrichtung Am Alten Amt hatten Frank Winkelkötter, langjähriger Mitarbeiter der Behindertenhilfe Menden, gefragt, ob er mit ihrem Sohn einmal Tandem fahren könnte. Das in die Tat umzusetzen, stellte den selbst begeisterten Radfahrer vor eine große Aufgabe. Denn was für die meisten Leute normal ist, nämlich sich auf Fahrrad zu setzten und loszufahren, ist für Menschen mit Behinderung auf einem normalen Rad schlichtweg nicht unbedingt möglich. Es braucht besondere Eigenschaften, Konstruktionen, um gehandicapte Personen an der Freude teilhaben zu lassen. Das Team um Jutta Voß, Geschäftsführerin der Behindertenhilfe, will alles daran setzen, den Traum der Bewohner ihrer drei Einrichtungen wahr werden zu lassen. +++ Lesen Sie auch: Eigene Wohnung war für Sabine nicht immer selbstverständlich +++
Parallel-Tandem mit E-Antrieb erfüllt besondere Anforderungen
Frank Winkelkötter begann, den Fahrradmarkt zu sondieren und stieß auf ein Parallel-Tandem mit elektrischem Antrieb, das die besonderen Anforderungen für Menschen mit Behinderung erfüllt. Mit Markus Braun aus Grevenbroich fand er einen Händler, der Spezialfahrräder vertreibt und ihm einen akzeptablen Preis machte. Die Beiden verabredeten sich, um zusammen die Anforderungen, die es braucht, um die Tandems fahrbar und sicher für das Klientel zu machen, zu besprechen. Der Fahrradhändler war sofort überzeugt und begeistert von der Idee, deshalb rechnete er mit spitzer Feder bei der Kalkulation. Dennoch betragen die Anschaffungskosten eines solchen Parallel-Tandems rund 10.000 Euro.
Tobi, ein Bewohner der Einrichtung, durfte zusammen mit Frank Winkelkötter zur Testfahrt aufbrechen. „Es ist ein herrliches Gefühl, ich fahre wie auf Wolken", war der begeisterte Ausruf von Tobi, als sie die Probefahrt beendeten. Damit hatte das Projekt auch seinen Namen. Tobi kam aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Es war für ihn die erste Fahrradfahrt seit seiner Kindheit.
Bewohner Thomas ist begeistert von der Probefahrt mit dem Parallel-Tandem
Auch Thomas, ein anderer Bewohner der Behindertenhilfe, berichtete begeistert von seiner Probefahrt. „Das könnte glatt unser neues Hobby werden", versicherten die beiden Männer. Sie können es kaum erwarten, regelmäßig mit den Tandems unterwegs zu sein. „Wir können neben unseren Betreuern sitzen und uns auf Augenhöhe begegnen, das ist einfach super“, meinten die Beiden. Und Jutta Voß fügte hinzu: „Es würde unseren Bewohnern ein Stück mehr Freiheit geben und ihnen ermöglichen, noch mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“
Schnell bot der ADFC Menden seine Hilfe an und die Mendener Bank kam mit ins Boot zur Realisierung eines neuen Crowdfunding-Projektes. „Bereits 14 Crowdfunding-Projekte konnten wir erfolgreich in die Tat umsetzten“, betont Florian Steuer, Mitglied der Geschäftsleitung der Bank. „Wir verdoppeln die Spende bis zu einem Betrag von 50 Euro, bis das Ziel von 10.000 Euro erreicht ist“, erklärte Marketingfachfrau Nadine Vellmer.
Noch 75 Tage verbleiben, um den Traum vom Radfahren Wirklichkeit werden zu lassen
Auch Bürgermeister Dr. Roland Schröder zeigte sich begeistert von der Idee und versprach, auch über die Homepage der Stadt Werbung für dieses besondere Projekt zu machen. Noch 75 Tage bleiben, um den Traum vom Radfahren nicht nur für Tobi und Thomas Wirklichkeit werden zu lassen. Dass Menden bekannt ist für seinen Zusammenhalt, da waren sich alle Beteiligten einig. Sie zeigten sich optimistisch, dass vielleicht schon Weihnachten eines dieser Spezialfahrräder unter dem Weihnachtsbaum am Alten Amt steht. „Das wäre ein ganz tolles Geschenk“, sagten Thomas und Tobi. Auch sie wollen dafür Geld spenden.