Menden. Selbst Wohnmobilexperten staunen nicht schlecht bei der Geschichte von Hendrik Daus. Wie ein Eichhörnchen sein Wohnmobil lahm legte.
Was Hendrik Daus (54), einem Wohnmobilbesitzer aus Menden, jetzt passiert ist, hat selbst der erfahrene Caravan- und Wohnmobilhändler Thomas Kissmer vom Bräukerweg noch nicht gesehen. Ein Eichhörnchen hat das komplette Wohnmobil lahmgelegt. Kissmer kennt noch weitere kuriose Beispiele und weiß: Die Reparatur kann unter Umständen richtig teuer werden.
Vor einem Jahr haben sich Kati und Hendrik Daus einen Traum erfüllt, sie kauften sich ein gebrauchtes Wohnmobil. Zwar schon 30 Jahre alt, „aber gut in Schuss“, so beschreibt Daus selbst seinen Peugeot J5 Euramobil mit 95 PS. Zehn Urlaube und 10.000 Kilometer später, stellten sie auf der Rückfahrt von einem Kurzurlaub fest, dass ihr „Paul“, so haben die beiden ihr Wohnmobil genannt, nur noch über eine geringe Motorleistung verfügte, was ganz klar auf einen technischen Defekt hindeutete. Hendrik Daus, gelernter KFZ-Mechaniker, stellte sich bereits in Gedanken auf eine teure Reparatur ein. „Ich öffnete die Motorhaube und warf einen Blick in den Motorraum, ich fühlte zuerst den Schlauch, der zum Luftfiltergehäuse führt und wunderte mich, dass dieser flexible, weiche Schlauch sich auf einmal so hart anfühlte.“ Der erfahrene Handwerker begann mit der Demontage und glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er sah, was dann zum Vorschein kam. Jede Menge Eicheln verstopften den Schlauch und das Luftfiltergehäuse, so dass er sich der Fehler direkt erklären ließ.
Wie aber dieser Wintervorrat in sein Auto gelang, kann Henrik Daus bisher nur mutmaßen: „Ein Eichhörnchen mit unbegrenzter Sammelleidenschaft muss sich den Weg durch den Kühlergrill gesucht haben und hat den Ansaugschlauch vom Luftfilter und das Rohr vollgesteckt.“ Inzwischen kann Familie Daus schon wieder herzhaft darüber lachen. Thomas Kissmer vom gleichnamigen Geschäft in Menden erkennt anhand des Fotos direkt, worum es sich handelt. „Wir haben in unserer Werkstatt schon viele kuriose Schäden und Dinge gesehen, aber ein so fleißiges Eichhörnchen ist uns auch noch nicht untergekommen.“
Nicht nur Eichkätzchen, wie das Eichhörnchen auch genannt wird, verschaffen sich gerne Zutritt zu Fahrzeugen, um dort ihre Winterlager einzurichten – vor allem Mäuse nisten sich unentdeckt ein. Besonders in der Ruhe-/Wintersaison, in der die Fahrzeuge nicht viel bewegt werden, kommt es immer wieder zu unerwünschten Untermietern. Mäuse gelangen selbst durch winzig kleine Spalten und können großen Schaden anrichten. Nicht nur im Motorraum können sich Tiere verstecken.
Aus Erfahrung weiß Kissmer, dass die größte Schwachstelle bei Caravans und Wohnmobilen die Zwangsentlüftung ist, das sind mehrere Öffnungen im Bodenbereich. Sie sorgen dafür, dass Luftfeuchtigkeit nach außen transportiert werden kann und Gasherd und Heizung mit guter Frischluftzufuhr versorgt werden. Diese Öffnungen werden mit Kunststoffgittern abgedeckt und genau da liegt das Problem, Kunststoff härtet aus und wird mit der Zeit porös, dann ist es ein Leichtes für Nagetiere, sich den Eingang freizuknabbern. Erstmal im Gefährt angekommen, sind sie kaum noch aufzuhalten. „Das Skurrilste, was ich bisher gesehen habe, war, dass eine Mäuse Großfamilie sich in der Nasszelle eines Wohnwagens unter der Duschwanne ein gemütliches Zuhause eingerichtet hatte“, so Kissmer.
Für den Kunden kann die Reparaturrechnung dann gerne auch mal vierstellig werden, schließlich müssen WC und Duschwanne komplett ausgebaut werden, um den Schaden zu beseitigen. Solche Reparaturen seien für den „Normalschrauber“ nicht leistbar, versichert der Spezialist.
Übernimmt die Versicherung den Schaden? „Schäden, die durch Tierbisse entstanden sind, übernimmt in der Regel die Teilkaskoversicherung“, erklärt Rainer Rohe, freier Versicherungsmakler aus Menden. „Wenn das Eichhörnchen mit den Eicheln zum Beispiel die Auspuffanlage verstopft hätte, diese überhitzt wäre und dadurch ein Brand entstünde, wäre auch dass ein Fall für die Versicherung“, erklärt der Fachmann. Rohe rät Versicherungsnehmern, sich immer mit ihrer Agentur in Verbindung zu setzen.
Wie können Wohnmobilbesitzer vorbeugen? „Außer regelmäßiger Kontrolle der Gitter, gerade bei älteren Fahrzeugen, gibt es da nichts“, versichert Kissmer. Das bedeutet für alle Fahrzeugbesitzer: Ab und zu in der Standphase das Mobil inspizieren, um ein böses Erwachen nach dem Winterschlaf zu verhindern. „Ich werde auf jeden Fall immer wieder nach Paul schauen und gucken, ob alles in Ordnung ist“, schmunzelt Hendrik Daus.