Fröndenberg. Was das Klimaschutzkonzept für die Ruhrstadt bedeutet – und wie viel Co2 jeder Fröndenberger einsparen muss, damit die Ziele erreicht werden.

Gut dreieinhalb Jahre nachdem die Stadt Fröndenberg den Klimanotstand ausgerufen hat, gibt es nun ein erstes, konkretes Maßnahmenpapier. Was das für die Ruhrstadt bedeutet – und wie viel Co2 jeder Fröndenberger einsparen muss, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können.

Konzept ist eine erste Grundlage

Es war eine Entscheidung, die im Spätsommer 2019 für Aufsehen sorgte. Fröndenberg ruft den Klimanotstand aus. Doch was das konkret bedeutet – und welche Maßnahmen man daraus ableiten möchte, war lange Zeit nur vage formuliert. Auf der einen Seite wurden Vorlagen um den eigentlich nur bürokratischen Aspekt „Auswirkungen auf den Klimaschutz“ erweitert. Alle Vorhaben und Maßnahmen der Ruhrstadt enthalten diesen Punkt inzwischen. Und mit Diane Bruners hat am 1. April 2021 dann auch eine städtische Klimaschutzmanagerin ihre Arbeit aufgenommen. Die Stelle wird im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) für zwei Jahre gefördert. Im Sommer 2022 stimmte der Rat schließlich über ein Klimaschutzkonzept ab. Aus mehreren Optionen entschied die Mehrheit dafür, dass sich die Stadt am Ziel der Bundesregierung, Co2-Neutralität bis 2045, in ihrem eigenen Handeln orientieren soll.

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Inzwischen steht das Klimaschutzkonzept, das in der kommenden Ratssitzung am Mittwoch, 2. November, nochmals Thema sein wird. Auf gut 190 Seiten fasst die Klimaschutzmanagerin die aktuelle Situation zusammen, zeigt auf, wie es um Fröndenberg bestellt ist – und was jeder Fröndenberger an Co2 einsparen müsste, damit die Klimaschutzziele erfüllt werden können.

Auffällig ist zunächst die Treibhausgas-Bilanz Fröndenbergs. Ungeachtet zwischenzeitlicher Steigerungen hat der Energieverbrauch in privaten Haushalten, Wirtschaft, Verkehr und Stadtverwaltung zwischen 1990 und 2019 abgenommen; von 515 GWh im Jahr 1990 auf 508 GWh im Jahr 2019. „Diese Entwicklung ist primär das Ergebnis abnehmender Energieverbräuche in den Sektoren private Haushalte und Wirtschaft, während der Verbrauch im Verkehrssektor zugenommen hat“, heißt es dazu im Klimaschutzkonzept. Und obwohl der „Einsatz der fossilen Energieträger Erdgas, Heizöl, Kohle, und Flüssiggas sich insgesamt auf einem rückläufigen Niveau befindet, bleibt Erdgas in 2019 mit einem Anteil von ca. 62 Prozent am städtischen Wärmeenergieverbrauch der wichtigste Energieträger“. Der Anteil erneuerbarer Energien ist seit 1990 um 6,4 Prozent gestiegen. Und obwohl in privaten Haushalten Erdgas und Heizöl in Fröndenberg noch immer den Löwenanteil ausmachen, hat vor allem der Verbrauch von Heizöl seit 1990 um 26 Prozent abgenommen.

Private Haushalte sind insgesamt für 35 Prozent der Energieverbräuche in Fröndenberg verantwortlich; gleiches gilt für den allgemeinen Verkehr mit 35 Prozent. Die Wirtschaft liegt bei 29 Prozent. Die Stadtverwaltung liegt bei 1 Prozent.

Das bedeuten die Ziele konkret

Anhand der Verbräuche stellt das Klimaschutzkonzept zudem die Treibhausgasemissionen dar. Hier kann die Ruhrstadt eine erste positive Entwicklung verzeichnen: von 216.000 Tonnen Co2 im Jahr 1990 sind die Emissionen bis 2019 auf 164.000 Tonnen gesunken. Fröndenberg pumpt also rund 24 Prozent weniger Co2 in die Luft als noch vor 30 Jahren. „Absolut gesehen existieren in Fröndenberg die größten Treibhausgas-Einsparpotenziale im Sektor der privaten Haushalte“, heißt es dazu. Der Schwerpunkt: Einsparungen bei der Raumwärme durch energetische Sanierungen. Ähnliches gilt für die Industrie mit Blick auf die Anwendungszwecke Prozesswärme und mechanische Anwendungen. „Im Vergleich dazu können kommunale Liegenschaften zwar nur geringfügig zur stadtweiten Emissionsminderung beitragen, aufgrund der Bedeutung im Hinblick auf ihre Vorbildwirkung bei der Durchführung von Energieeinspar- und Effizienzmaßnahmen sind diese jedoch nicht zu vernachlässigen.“

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Doch was heißt das nun konkret? Bis 2035 lautet das angestrebte Zwischenziel, dass Fröndenberg rund 60 Prozent Co2 – im Vergleich zum Jahr 1990 – einsparen soll. Dafür müssten bis dahin jedes Jahr 5200 Tonnen weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Heruntergerechnet bedeutet das, dass jeder Ruhrstädter im Jahr 250 Kilogramm Co2 einsparen müsste. Will Fröndenberg bis 2045 nahezu klimaneutral sein, müsste man ab dem Zwischenziel 2035 nochmals 360 Kilogramm Co2 je Bewohner einsparen.