Menden/Wickede. Die Vorstände von Mendener Bank und Volksbank Wickede arbeiten offensichtlich weiter an geplanter Fusion. In Wickede wurden Kritiker eingeladen.

„Die Fusion mit der Mendener Bank ist ad acta gelegt", hatte Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Klatetzki wörtlich erklärt, nachdem bei der außerordentlichen Generalversammlung der Volksbank Wickede am 28. September im Bürgerhaus in Wickede die notwendige Dreiviertelmehrheit knapp verfehlt wurde. Doch genau das Gegenteil ist scheinbar der Fall. Denn die Vorstände der beiden Genossenschaftsbanken arbeiten aktuell offensichtlich weiterhin akribisch an der geplanten Verschmelzung der beiden kleinen Kreditinstitute. +++ Lesen Sie auch: Mendener Bank: Fusion mit Volksbank Wickede vorerst geplatzt +++

So erhielten die namentlich bekannten Kritiker der Fusion, die sich in der Versammlung öffentlich zu Wort gemeldet hatten, jetzt per Brief eine schriftliche Einladung zu persönlichen Gesprächen mit den Vorstandsmitgliedern Joachim Bauerdick und Holger Georg Schwarz.

Die beiden Bankdirektoren wollen an verschiedenen Terminen im November nochmals mit ihren Argumenten für die Fusion mit Menden werben. Denn mit 155 Ja-Stimmen und 62 Nein-Stimmen war die notwendige 75-Prozent-Mehrheit für die Fusion nur knapp verfehlt worden.

Aufsichtsräte und Vorstände hatten offenbar mit wohlwollendem Abnicken gerechnet

Trotz des mangelnden Mandats durch die Mitglieder der Genossenschaft als Eigentümer sind die Pläne zur Verschmelzung der beiden Unternehmen schon weit gediehen, da Aufsichtsräte und Vorstände offenbar nur mit einem wohlwollenden Abnicken ihrer Vorstellungen durch die Versammlung gerechnet hatten.

Doch dort stieß man auf Widerstand. Denn zu vielen Mitgliedern fehlte eine ergebnisoffene Prüfung möglicher anderer Optionen. Zudem bemängelten sie die fehlende Vorlaufzeit für eine kontroverse Diskussion vor einer solch endgültigen Entscheidung über das Ende der Eigenständigkeit der Wickeder Volksbank.

Kein weiteres Vergleichsangebot zur Verschmelzung mit Mendener Bank

Dass Aufsichtsrat und Vorstand in Wickede sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hätten, mindestens ein weiteres Vergleichsangebot zur geplanten Verschmelzung mit der Mendener Bank einzuholen, sei unverständlich, erklärte Genossenschaftsmitglied Bernd Pieper. Und weiter: „Ein Rücktritt von Klaus Klatetzki als Aufsichtsratsvorsitzender wäre nur konsequent."

Anders als von Aufsichtsrat und Vorstand dargestellt, sei die Fusion mit Menden „nicht alternativlos", hieß es. So zeigte sich Stefan Neuhaus überrascht, dass bisher ausschließlich mit der Mendener Bank über eine Fusion gesprochen worden sei. Und Bernd Pieper war irritiert, dass die Wickeder Gremien im Vorfeld kein Gespräch mit der Volksbank Hellweg als dominierende Genossenschaftsbank im Kreis Soest geführt hatten.

„Die Drohkulisse: ,Wickede wird von der Volksbank Hellweg geschluckt und als Automaten-Filiale wieder ausgespuckt!‘ ist völlig unbegründet“, meint Pieper und ist damit nicht allein. „Solange es Kunden mit entsprechendem Bedarf gibt, wird Wickede eine personenbesetzte Filiale bleiben“, ist sich Pieper sicher.

Volksbank Hellweg aus Soest durchaus an Gesprächen zur Übernahme interessiert

Damit scheint er durchaus recht zu haben. Denn auf Anfrage der Westfalenpost erklärte Bernd Wesselbaum als Vorstandssprecher der Volksbank Hellweg aus Soest: „Wir sind in jeder Kommune unseres Geschäftsgebiets mit einer personenbesetzten Filiale präsent. Wickede ist ja kein unbedeutendes Marktgebiet. Von daher würde es aus unserer Perspektive auch dort keine reine Automatenfiliale geben.“

Und man sei durchaus an Gesprächen bezüglich einer Übernahme der Enklave im westlichen Kreisgebiet interessiert, betonte Wesselbaum. Nur sei mit der Volksbank Hellweg leider bislang gar nicht über eine Fusion gesprochen worden.

Und Wesselbaum versicherte, dass die Volksbank Hellweg in absehbarer Zeit auch keine Verschmelzung mit einer gleich großen oder größeren Bank plane. Vielmehr wolle die regionale Genossenschaftsbank ihr Geschäftsmodell auf den Kreis Soest konzentrieren. Da passe Wickede gut ins Mosaik.

Derweil warten die Verantwortlichen bei der Mendener Bank ab, wie sich die Lage in Wickede weiter entwickelt. Bislang habe es in Menden noch keine neue Gremiensitzung in der Angelegenheit gegeben, berichtete Vorstandssprecher Ulrich Hackl auf Nachfrage der Westfalenpost.