Brockhausen/Wimbern. Der Soester Tierarzt will um eine Abschussgenehmigung bei den Behörden bitten. Das Limousin-Rind ist vor fast fünf Monaten in Menden ausgebüxt.

Die ku(h)riose Geschichte von dem ausgebüxten Rind eines Bauern aus Brockhausen, das nunmehr seit fast fünf Monaten frei in der Feldflur in Wimbern herumstreift (wir berichteten), könnte ohne „Happy End“ ausgehen. Denn der Soester Tierarzt Michael Behrendts erklärte jetzt gegenüber der Westfalenpost Menden: „Da wir das Rind bislang nicht mit Narkosepfeilen betäuben und einfangen konnten, wollen wir nun bei der zuständigen Kreispolizeibehörde und beim Veterinäramt des Kreises Soest um eine Abschuss-Genehmigung bitten. Denn alle anderen Maßnahmen waren bislang erfolglos. Ich werde bis zum Todesschuss durch Jäger aber auch selbst noch einmal versuchen das Rind mit Betäubungspfeilen zu treffen, um es so in einen Transportanhänger zu bekommen.“ +++ Lesen Sie auch: Ausgebüxte Kuh aus Menden genießt ihre Freiheit weiterhin +++

Ohne die entsprechenden behördlichen Genehmigungen dürfte das Rind in freier Wildbahn nicht so einfach erschossen werden. Denn die „domestizierten Paarhufer“ zählen nicht zum „jagdbaren Wild“. So ist für die Abschussgenehmigung auch nicht die Untere Jagdbehörde des Kreises Soest zuständig, sondern die fürs Waffenrecht verantwortliche Polizeibehörde. Diese informiert zudem das Veterinäramt der Kreisverwaltung über einen entsprechenden Antrag eines Tierhalters.

Auch mit einem solchen Fangstall lässt sich das Rind bislang nicht einfangen.
Auch mit einem solchen Fangstall lässt sich das Rind bislang nicht einfangen. © Andreas Dunker

Da der Antrag zum Abschuss aber noch nicht bei den Behörden in Soest eingegangen ist, können diese auch noch nichts Konkretes in der Angelegenheit mitteilen. Polizeihauptkommissarin Diana Kettelhake als Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde in Soest erklärte am Montag nur: „So einen Fall hatten wir noch nicht. Wir müssen einen solchen Antrag gegebenenfalls erst einmal im Hause prüfen. Es handelt sich um eine Einzelfallentscheidung.“ +++ Auch lesenswert: In Menden ausgebüxt: Tierarzt sucht mit Blasrohr nach Kuh +++

Ordnungsamt Wickede: Bislang keine konkrete Gefahr, sondern nur Vermutungen

Das Ordnungsamt der Gemeinde Wickede (Ruhr), das „grundsätzlich auch für entlaufene Tiere zuständig“ ist, sieht aktuell jedenfalls keinen dringenden Handlungsbedarf. Pressesprecher David Schmeiser aus dem Wickeder Rathaus sagte am Montag: „Im Fall des entlaufenen Rinds liegt zum aktuellen Zeitpunkt keine konkrete Gefahr vor, sodass ein Einschreiten seitens des Ordnungsamtes nicht erforderlich beziehungsweise nicht möglich ist.“ Der verantwortliche Halter habe ja einen Tierarzt mit der Betäubung beauftragt. Adrian: „Alles Weitere bleibt abzuwarten.“ Denn bislang gebe es ja keine konkrete Gefahr, sondern nur Vermutungen über mögliche Gefahren.

Der Soester Tierarzt versucht, das Tier mithilfe eines Blasrohr zu betäuben.
Der Soester Tierarzt versucht, das Tier mithilfe eines Blasrohr zu betäuben. © Andreas Dunker

Insbesondere wenn das Rind in der Dämmerung oder Dunkelheit unkontrolliert auf die nahen Bundesstraßen B 7 und B 63 laufen würde, gäbe es eventuell eine erhebliche Gefährdung des Straßenverkehrs. Motorrad- oder Autofahrer könnten bei einer Kollision mit dem mehrere hundert Kilogramm schweren Tier schwer oder gar tödlich verletzt werden. Zum Glück sei das entlaufene Rind bislang aber relativ „standorttreu" und halte sich eher am Waldrand auf, teilte Tierarzt Michael Behrendts mit. Passanten können die „Kuh" häufig friedlich grasend auf der Wimber Heide beobachten. Von einer Anliegerin ließ sich das rotbraune Limousin-Rind sogar schon streicheln.

Ausgebüxte Kuh aus Menden ist weiterhin Ortsgespräch

„Die Spaziergänger freuen sich in der Regel, wenn sie das Rind sehen", weiß Wimberns Ortsvorsteher Edmund Schmidt. Die Meinung darüber, ob das Tier dringend wieder eingefangen und in den Stall in Brockhausen gehöre oder ob man ihm ein möglichst langes Leben in Freiheit gönne, gingen auseinander. Auf jeden Fall sei die „Kuh“ weiterhin ein Ortsgespräch. Obwohl er selbst Jäger sei, habe auch er allerdings keine Ambitionen, das Tier zu erlegen, ergänzte Schmidt.

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Auch Polizeibeamte würden das Tier nur ungern abschießen, sagte Wolfgang Lückenkemper, ebenfalls Sprecher der Kreispolizeibehörde in Soest. Falls es notwendig würde, kämen die Kollegen aber natürlich auch im Gefahrenfall oder bei einem Gnadenschuss ihrer Dienstpflicht nach. Allerdings hätten die Polizisten keine klassischen Jagdwaffen zur Verfügung, um das Rind zu erlegen.

Cowboys wollen Rind fangen

Frank Kemper von den berittenen „Rinderhirten“ aus Hagen, einer Art Cowboys, meldete sich am Montag bei unserer Redaktion ebenfalls zu Wort und bot seine Hilfe an. Notwendig sei auf jeden Fall aber ein großer mobiler Fangstall, der das Tier durch ein trichterförmiges Gatter in einen Viehanhänger leiten müsse.

Gute Ratschläge, wie der Bauer das entlaufene Rind wieder einfangen könne, gibt es viele. Doch eine Erfolgsgarantie gibt es nicht, so dass der Tierhalter aus Menden seit Monaten schlecht schläft, während die ausgebüxte Kuh in Ruhe über Wiesen und durch Wälder streift.