Brockhausen/Wimbern. Die ausgebüxte Kuh aus Menden lässt sich weiterhin nicht einfangen. Sie scheint ihr freies Leben zu genießen – und verscheucht sogar Wildschweine
Der Brockhauser Bauer bekommt die Kuh einfach nicht vom Eis: Denn das seit inzwischen weit mehr als vier Monaten entlaufende Rind aus dem Stall des Mendener Landwirts genießt sein freies Dasein ohne Zäune und Tore in der Wimber Heide – und dem angrenzenden Wald. Anwohner konnten das Tier derweil bereits streicheln und bei Spaziergängen lief es den Wanderern hinterher.
+++ Lesen Sie auch: In Menden ausgebüxt: Tierarzt sucht mit Blasrohr nach Kuh +++
Doch nicht immer ist das ausgebüxte Tier so zahm. Wenn Fremde ihm sich bis auf einen bestimmten Abstand genähert haben, trottet es langsam weiter, um die Distanz zu halten. Geht man etwas schneller auf den Paarhufer zu, nimmt er schnell Reißaus. Zu den Pferden auf der Koppel und zu friedlichen Hunden pflegt die wildlebende „Kuh von Wimbern“ – wie das weibliche Rind in der Bevölkerung heißt – dagegen ein fast freundschaftliches Verhältnis. Sie lässt sich beschnuppern und schnuppert zurück.
Beobachter wünschen der ausgebüxten Kuh langes Leben auf Gnadenhof
Böse Zungen haben dem Fleischrind der Rasse „Limousin“ auch schon einen schelmischen Spitznamen gegeben: „Salami“. Ein Mendener Landwirt meinte dazu allerdings, dass diese Bezeichnung nicht ganz passe. Denn diese Wurst bestehe hauptsächlich aus Schweinefleisch.
Getötet, geschlachtet und verwurstet möchten die meisten Beobachter das friedliche Rind allerdings auch nicht sehen. Sie wünschen ihm vielmehr ein langes Leben auf einem Gnadenhof. Einige denken bereits über eine Patenschaft oder Spendenaktion nach.
Der Wimberner Landwirt Karl Korte freut sich indes, dass die Flurschäden auf seinen Ackerflächen durch Wildschweine extrem zurückgegangen sind, seitdem das Limousin-Rind diese zu seinem Revier zählt. Denn offenbar hat das frei laufende Großtier die scheuen Borstenviecher verscheucht. Die Wimber Heide ist in Bezug auf das Schwarzwild seit Monaten ein weißer Fleck. Dies bestätigen auch örtliche Jäger, die dort sonst eine enorm gute Abschussquote hatten und nun vergeblich auf ihren Hochsitzen ansitzen und nicht zum Schuss kommen. Denn das vor ihrer Flinte umherlaufende Rind ist kein Wild und somit nicht jagdbar.
Lediglich ein Soester Tierarzt ist auf der Pirsch, um das rotbraune Rind mit Blasrohr und Betäubungspfeilen zu narkotisieren und einzufangen. Der Tierhalter hat ihn mit diesem schwierigen Job beauftragt, nachdem andere Versuche gescheitert sind, um das Rind einzufangen. So wurde eine Selbstfang-Futterraufe wieder abtransportiert, nachdem das schlaue Rind trotz Heu und anderer Leckereien nicht in die Falle ging.
Gefahr eines Verkehrsunfalls auf einer der benachbarten Bundesstraßen
Geblieben ist hingegen die Gefahr, dass das Großtier auf einer der benachbarten Bundesstraßen (B 63 / Mendener Straße oder B 7 / Arnsberger Straße) laufen könnte und dort einen Verkehrsunfall verursacht. Ein Zusammenstoß mit einem Motorrad oder einem Kleinwagen bei schneller Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge wäre sicherlich wesentlich schlimmer als beispielsweise ein Zusammenprall mit einem Reh. Denn das Rind ist wesentlich größer und wiegt ein paar Hundert Kilogramm. Eine Kollision mit einem solch massigen Körper wäre für Fahrer und andere Fahrzeuginsassen fatal. Die Soester Kreispolizeibehörde und das Ordnungsamt der Gemeinde Wickede sehen aktuell übrigens trotzdem keinen Handlungsbedarf und sind ratlos, wie man die „Kuh von Wimbern“ vom Eis bekommt. Dies sei Aufgabe des Besitzers aus Brockhausen, so die Behörden.