Wenholthausen. Landwirte mit Mutterkühen erhalten künftig eine Prämie. Darüber freut sich Christian Otto aus Wenholthausen. Ausreichend sei das aber nicht.
Der Besuch der damaligen Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf dem Hof von Christian Otto in Wenholthausen ist inzwischen zwei Monate her - ins Sauerland gekommen war die Politikerin, um mit hiesigen Mutterkuhhaltern über deren Probleme und Nöte zu sprechen. Organisiert wurde das Treffen vom SPD-Abgeordneten Dirk Wiese und dem Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Hochsauerlandkreis. Nun gibt es ein Ergebnis des Treffens und den bisherigen Bemühungen der entsprechenden Landwirte in ganz Deutschland: In Zukunft erhalten sie eine Prämie in Höhe von 77 Euro im Jahr pro Kuh.
Ordentliche Entlohnung für Öko-Leistungen
„Nachdem damals ein gewisser Betrag für Mutterkuhhalter in der Flächenprämie integriert war, gab es lange keine Zuschüsse. Nun wurde uns eine tierbezogene Prämie in Aussicht gestellt und diese wird ab 2023 tatsächlich ausgezahlt“, berichtet Christian Otto. Darüber freue er sich natürlich zunächst einmal, immerhin habe man jetzt einen „Fuß in der Tür“ und werde überhaupt bedacht. Doch sei die Haltung von Mutterkühen damit wirtschaftlich noch immer nicht aufzufangen. Für eine Prämie hatte sich beim Treffen mit Svenja Schulze auch Dirk Wiese ganz deutlich ausgesprochen. Er wolle, dass Landwirte für ihre Ökosystemdienstleistungen – wie etwa eine insektenfreundliche Bewirtschaftung oder natürlich auch die extensive Mutterkuhhaltung – ordentlich entlohnt werden. Nur so habe Landwirtschaft in Deutschland Zukunft und kann zu Klimaschutz, Tierwohl und biologischer Vielfalt beitragen.
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„Es ist ja so, dass die Kuh letztlich nur das Kalb einbringt. Und von dessen Erlös müssen wir dann alles finanzieren“, so Otto. Da die monatlichen Kosten für Futter, Pacht der Flächen, Material für Weidezäune, etc. stets ansteigen, jedoch nicht der Erlös, werde es immer schwieriger, die Mutterkuhhaltung wirtschaftlich erfolgreich darzustellen. Daher würden die meisten Landwirte seiner Größe die Mutterkuhhaltung auch nur im Nebenerwerb betreiben - leben könne man davon nicht. Zwar würden er und seine Kollegen genau die Tierhaltung gewährleisten, die sich die meisten Verbraucher wünschen - bezahlen wollten aber die wenigsten für die Mutterkuhhaltung mit Weidegang.
Mehr Unterstützung aus Politik angemahnt
Daraus ergibt sich für Christian Otto eine Problematik, die nicht nur die eigenen und die wirtschaftlichen Sorgen der Kollegen betrifft, sondern für die gesamte Region viel weiter reiche: „Der Hochsauerlandkreis ist eine Tourismus-Region, die unter anderem davon lebt, dass man Kühe auf grünen Wiesen sieht. Wenn plötzlich kein Tier mehr dort stehen würde, würde sich das mit Sicherheit auch auf den Tourismus auswirken.“
Um auch dem entgegen zu wirken, will er auch zukünftig „an allen Fronten“ dafür kämpfen, dass die Branche Unterstützung durch die Politik erhält. Ein nächster Schritt soll im Januar erfolgen, dann wird aus dem Arbeitskreis Mutterkuhhaltung aller Voraussicht nach ein Mutterkuh-Ausschuss. Damit könnten die Interessen der betroffenen Landwirte mit einer Stimme im Vorstand des Westfälischen Landwirtschaftsverbands vertreten werden. „Final wird darüber in der kommenden Kreisverbandsausschusssitzung entschieden“, erklärt Christian Otto.
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Weiterhin wünsche er sich, dass sich noch mehr Kollegen für die Mutterkuhhaltung einsetzen würden. „Ich bin da ganz ehrlich, meiner Meinung nach äußert sich der Milch-Ausschuss zu wenig zu diesem Thema.“ Unterstützung von der neuen Bundesregierung erhoffe er sich dabei natürlich auch. „Wir sind weiterhin mit den Umweltministern von Bund und Land in Kontakt und gehen davon aus, dass wir auch bei der neuen Regierung Gehör finden. Aber die muss ja nun erstmal ihre Arbeit aufnehmen“, sagt der Wenholthauser Mutterkuhhalter abschließend.
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In seinem Pachtbetrieb hält Christian Otto 20 Mutterkühe samt Nachzucht. Die Tiere weiden täglich auf 18 Hektar Grünland.
Zusätzlich gehören zwei Hektar Ackerland zum Betrieb.
Im Hochsauerlandkreis gibt es etwa 500 Mutterkuhbetriebe - im Durchschnitt halten diese zehn Mutterkühe, erklärt Landwirt Christian Otto.