Menden. Die Stadtwerke Menden haben ihr Tarifmodell geändert. Mieter mit Gemeinschaftszähler zahlen jetzt anteilig deutlich mehr Grundgebühr als vorher.

Das neue Tarifmodell für das Trinkwasser in Menden stößt einigen Kunden sauer auf. Vor allem Mieter von Mehrfamilienhäusern ohne eigenen Zähler in der Wohnung seien im Nachteil, sagt Bernd Rose, der selbst Vermieter am Nordwall ist. Der einzelne Mieter müsse plötzlich deutlich mehr zahlen. Die Stadtwerke betonen, dass Mieter bei geteilten Zählern im Vergleich zum Einfamilienhaus einfach bislang sehr günstig davon gekommen seien. Man müsse nun aber alle an den Fixkosten beteiligen.

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Vermieter in Sorge um soziale Ausgewogenheit

Statt vorher 1000 Euro insgesamt müssten seine Mieter nun 40 Prozent mehr für Wasser zahlen, die auf die einzelnen Wohnungen umgelegt werden, erklärt Rose. Er kritisiert: „Ich mache mir ernsthaft um meine Mieter Gedanken. Ich finde es sozial unausgewogen.“ Die Stadtwerke hatten zum 1. August ein Tarifmodell eingeführt, bei dem der Gesamtwasserverbrauch über den Grundpreis entscheidet. Das Prinzip: Wer wenig verbraucht, kommt günstiger weg. Bis 150 Kubikmeter Jahresverbrauch zahlt man den alten Grundpreis von 199,53 Euro. Vielverbraucher zahlen auch einen entsprechend höheren Grundpreis – bis zu 803,50 Euro in der höchsten Stufe.

Neu ist: Wenn in einem Mietshaus mit mehreren Parteien alle zusammen verbrauchen, wird man schnell als Gemeinschaft zum Vielverbraucher und rutscht in eine höhere der fünf neuen Grundpreisstufen. In vielen Mietshäusern ist ein gemeinsamer Hauptzähler üblich. Die Wasserkosten werden dann über private Unterzähler auf die einzelnen Wohnungen umgelegt. Üblich ist auch ein Herunterrechnen nach Personenzahl in der Wohnung.

Alexander Nickel von den Stadtwerken Menden (links).
Alexander Nickel von den Stadtwerken Menden (links). © WP | Jürgen Overkott

Stadtwerke: Müssen Grundkosten mehr auf alle verteilen

„Wir müssen die Kostensteigerung gerechter auf die Verbraucher verteilen“, sagt Stadtwerke-Vertriebsleiter Alexander Nickel. Insofern sei es durchaus beabsichtigt gewesen, die Menschen, die bislang nur eine geringe Grundgebühr bezahlt haben, mehr zu belasten. „Die Kosten beim Wasser sind vor allem Fixkosten“, sagt Nickel. So investieren die Stadtwerke jährlich zwei Millionen Euro ins Wassernetz, zuletzt in den Hochbehälter in der Waldemei.

„Die Kostensteigerung wäre auch so auf die Mieter zugekommen, wenn man den Arbeitspreis für den Kubikmeter erhöht hätte“, erklärt Nickel. Das hätte dann aber alle Verbraucher mit einem eigenen Zähler ungleich mehr belastet.

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Stadtwerke: Schon bei zwei Familien lohnt es sich gegenüber Einzelzähler

Stadtwerkesprecherin Xenia Kehnen rechnet vor, dass der gemeinsame Zähler immer noch günstiger sei als ein einzelner für jeden Mieter. „Schon bei zwei Familien ist der Grundpreis günstiger als nur bei einer.“ Ein Praxisbeispiel: Geht man von 100 Kubikmetern Jahresverbrauch aus, kostet der Zähler fürs Einfamilienhaus jetzt 199,53 Euro im Jahr (Stufe 1: bis 150 Kubikmeter Verbrauch). Im Zweifamilienhaus mit gemeinsamen Zähler und insgesamt 200 Kubikmetern Verbrauch lande man bei einem Gesamtpreis von 294,77 Euro (Stufe 2: bis 375 Kubikmeter Verbrauch). „Das ist ja eher positiv“, erklärt Xenia Kehnen. Deutlich wird der Anstieg allerdings in der Relation: Ein Sechs-Parteien-Haus, das bislang anteilig gut 30 Euro Grundgebühr zahlte, verdreifacht den Preis auf über 90 Euro.

Die neue Grenze könne auch Sparanreize liefern, betonen die Stadtwerke. Sie selbst habe sich gemeinsam mit ihrer Hausgemeinschaft das Ziel gesetzt, unter einer Grenze zu bleiben, sagt Kehnen. Anders als bei Strom und Gas könne man aber von einer Stabilität beim Wasserpreis sprechen: „Der ist seit vielen Jahren bei 1,69 Euro pro Kubikmeter.“

Bernd Rose kann die Argumentation der Stadtwerke durchaus nachvollziehen. Er sieht dennoch Mieter im Nachteil, weil gerade da das Geld oft knapper sei. „Ich sorge mich um Menschen, die gerade jetzt mehr rechnen müssen und vielleicht existenzielle Nöte haben.“