Menden. Die Großbaustelle in der Waldemei ist fast fertig. Aber wie sieht es in einem Hochbehälter eigentlich von innen aus? Und wo kommt das Wasser her?

Viel ist von der Baustelle in der Waldemei nicht mehr zu sehen: fast alle Bagger sind weg, die Kräne fehlen und auch ein Betonmischer ist nicht mehr in Sichtweite. Doch was am meisten beim derzeitigen Spaziergang durch das Naherholungsgebiet auffällt, ist: das große Loch ist weg. Denn die Bauarbeiten für den n euen Hochbehälter , der Trinkwasser aus dem Wasserwerk verteilt, sind so gut wie abgeschlossen. Unsere WP-Redakteurin hat sich einen Einblick verschaffen können und vor dem endgültigen Abschluss eine Tour durch das ursprünglich riesige Loch mitten im Wald gemacht.

Noch Mitte dieses Jahres fuhren zahlreiche Lkw und Bagger durch die Waldemei. Rund 230 Betonmischer kamen zum Einsatz. Insgesamt verbauten die Verantwortlichen 175 Tonnen Betonstahl. Die Großbaustelle gibt es nun seit rund einem Jahr (WP berichtete). Der ursprüngliche Zeitplan wurde gut eingehalten. „Es läuft bisher eigentlich alles so, wie wir es geplant haben“, sagt Matthias Lürbke, Geschäftsführer der Mendener Stadtwerke.

Über dieses Rohr fließt das Wasser in die Kammer.
Über dieses Rohr fließt das Wasser in die Kammer. © WP | Sophie Beckmann

Fast doppelt so viel Wasser wie in der Leitmecke

Biegt man am Heimkerweg links in den Wald ein, läuft man quasi auf die Großbaustelle zu. Doch viel zu sehen ist davon nun nicht mehr. Was noch vor rund zwölf Monaten einem riesigen Loch glich, ist nun mit einer Erdschicht bedeckt und auch der Zaun ist schon fast komplett fertig. Ein gepflasterter Weg markiert die Zufahrt zum Eingang. Durch eine große Tür geht es dann ins Innere des Hochbehälters.

Über mehrere Treppen in der Mitte gelangt man zu den beiden Kammern. Denn der neue Hochbehälter hat – im Gegensatz zu dem vorherigen, der unmittelbar neben der Großbaustelle seinen Platz hat – zwei Kammern für Trinkwasser. In eine Kammer fließen später rund 2000 Kubikmeter Trinkwasser. Frank Eifler, Wasserexperte der Mendener Stadtwerke, vergleicht das Volumen gerne mit dem Schwimmbad: „Die Mendener lieben ja ihre Leitmecke. Zum Vergleich: Da passen insgesamt 2400 Kubikmeter Wasser ins Becken. Hier passen schon in eine Kammer 2000 Kubikmeter Trinkwasser.“

Eine der beiden Kammern ist schon befüllt. „Die kann man nur noch betreten, wenn man schwimmen möchte,“ sagt Frank Eifler und lacht. Doch endgültig mit Trinkwasser befüllt ist auch diese Kammer nicht. Denn zunächst wird immer erst ein wenig Wasser hineingefüllt, um alles zu prüfen. Erst muss die gesamte Kammer, die eine Länge von mehr als 28 Metern und eine Breite von fast 14 Metern aufweist, komplett desinfiziert werden. „Das macht ein spezielles Unternehmen“, erklärt Matthias Lürbke.

Über die Luke in den Drucktüren kann man einen Blick in die Wasserkammern werfen.
Über die Luke in den Drucktüren kann man einen Blick in die Wasserkammern werfen. © WP | Sophie Beckmann

Menden plant Abriss des alten Behälters 2021

Im nächsten Schritt wird ein wenig Wasser eingefüllt und dann kommt es drauf an: Proben zeigen, ob das Wasser in Ordnung ist. Erst wenn alle Werte im Normalbereich sind, wird die Kammer komplett mit Trinkwasser aufgefüllt. Die erste Wasserprobe soll voraussichtlich Ende November genommen werden. „Natürlich kann es passieren, dass nicht direkt alles in Ordnung ist, dann muss man alles erneut desinfizieren und schauen, woran es liegt und eine neue Probe nehmen“, sagt Lürbke. Das letzte Wort haben hierbei nicht die Stadtwerke, sondern das Gesundheitsamt. Das muss die Wasserqualität bestätigen und die Kammer freigeben.

„Erst wenn hier alles klappt, geht der alte Behälter außer Betrieb“, erklärt Frank Eifler. Im kommenden Jahr, 2021, soll dieser dann auch abgerissen werden. Doch das sind derzeit lediglich die Pläne, denn vorher muss die Großbaustelle vollkommen fertig sein und vor allem das Trinkwasser muss in Ordnung sein.

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40 bis 50 Jahre soll der neue Behälter mit zwei Kammern dann halten. Und danach wird er keinesfalls abgerissen, es folgt lediglich eine Sanierung und bei Bedarf auch Ausbesserungen. Frank Eifler und Matthias Lürbke gehen beide davon aus, dass sich das Konstrukt lange halten wird. Man habe viel verändert im Vergleich zu früheren Hochbehältern. Das fängt bei der Beschichtung der Kammern an, erklärt der Geschäftsführer. „Früher hat man viel mit Fliesen gearbeitet oder mit Glas.“ Doch durch die Fugen kam es immer mal wieder zu Problemen.

WP-Redakteurin Sophie Beckmann und der Geschäftsführer der Stadtwerke Matthias Lürbke in einer der beiden Kammern.
WP-Redakteurin Sophie Beckmann und der Geschäftsführer der Stadtwerke Matthias Lürbke in einer der beiden Kammern. © WP | Sophie Beckmann

Daher nutzte man bei der Beschichtung der beiden Kammern des neuen Hochbehälters lediglich Beton. „Das sieht zwar nicht so schön aus, ist aber besser“, sagt Frank Eifler. Und dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Beton. Die Bestandteile, Sand sowie der Zement, müssen zertifiziert und geprüft sein. „Das ist dann eben auch teurer“, fährt Matthias Lürbke fort. Dennoch habe man es geschafft, sich an den ursprünglichen Kostenplan, der rund zwei Millionen Euro umfasste, zu halten.

Drucktüren mit kleinen Luken zur Beobachtung

Betritt man das erste Untergeschoss des Behälters kann man durch das Fenster einer Drucktür schauen. Es ist ähnlich wie in einem U-Boot. Die kleine runde Luke ermöglicht den Blick in das Innere der Kammer. Doch dahinter steckt weniger der Spaßfaktor, sondern viel mehr die Möglichkeit zur Kontrolle des Wassers, des Zulaufs und des Höhenstands. Denn das Wasser soll nicht höher als 5,15 Meter steigen. Überschreitet der Wasserstand diese Grenze, wird das Wasser automatisch abgepumpt.

So sah die Großbaustelle noch vor gut einem Jahr, im November 2019, aus.
So sah die Großbaustelle noch vor gut einem Jahr, im November 2019, aus. © WP | Sophie Beckmann

Über ein großes, langes Rohr fließt das Trinkwasser in die jeweilige Kammer. „Wasser muss immer in Bewegung sein“, merkt Eifler an. So läuft es in der rechten Kammer von rechts nach links, wobei es nach den 28 Metern um die Kurve muss und den restlichen Raum der Kammer füllt. „In der zweiten Kammer ist das Ganze dann spiegelverkehrt“, erklärt Lürbke.

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Im nächsten Schritt muss noch der fehlende Luftfilter eingebaut werden, damit sich auch keine Pollen und Co. im Wasser sammeln – und kommt bald schon die erste Probe des Wassers. Von außen fehlen noch Teile des Zauns, der das ganze Gelände abtrennt. Doch von außen ist jetzt schon kaum noch zu erkennen, dass hier mal ein riesiges Erdloch war und sich täglich die Wege von Lkw von Betonmischer kreuzten.

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