Bösperde. Giuseppe Piano verlor als Kind sein Gehör. Als Friseur berät er gehörlose Menschen per Gebärdensprache. Jetzt macht er in einer TV-Sendung mit.

Schon als Kind hat er gerne Haare frisiert. Doch dass er wirklich Friseur werden konnte, verdankt Giuseppe Piano wohl auch seiner Beharrlichkeit. Denn der junge Mann ist fast komplett taub.

Hörend zur Welt gekommen

Giuseppe Piano kam hörend auf die Welt. Doch nach einer Hirnhautentzündung verlor er sein Gehör. „Der Hör-Nerv wurde damals geschädigt“, erzählt er. Die Folge: Er konnte nichts mehr hören. „Und normale Hörgeräte hätten nichts gebracht.“

Giuseppe Piano arbeitet im Friseursalon Haarkunst in Bösperde. Gleich mehrere gehörlose Kundinnen freuen sich, dass er die Gebärdensprache beherrscht. 
Giuseppe Piano arbeitet im Friseursalon Haarkunst in Bösperde. Gleich mehrere gehörlose Kundinnen freuen sich, dass er die Gebärdensprache beherrscht.  © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Seine Eltern sahen schließlich im Fernsehen einen Beitrag über die Möglichkeit, ihrem Sohn mit Cochlea-Implantaten helfen zu können – also eine Hörprothese für Gehörlose und Ertaubte. Als Giuseppe Piano drei Jahre alt war, wurde ihm das Cochlea-Implantat eingesetzt.

Cochlea-Implantat musste ersetzt werden

Dass es diese Möglichkeit gibt, ihn wieder hören zu lassen, empfindet Giuseppe Piano als großes Geschenk. Als vor einigen Jahren das Implantat defekt war und er bis zum Ersatz drei Monate ohne das Implantat auskommen musste, war dies eine große Einschränkung: „Da konnte ich drei Monate nichts hören.“ Ein hundertprozentiger Ersatz für ein intaktes Gehör sei das Cochlea-Implantat indes nicht. „Ich gucke beim Hören immer auch auf die Lippen“, verrät Giuseppe Piano. Schwierig seien Situationen, in denen Menschen ihn beispielsweise aus der Ferne rufen.

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Giuseppe Piano, der aus Hemer stammt, hat als Kind eine Förderschule für Hörgeschädigte in Bochum besucht, berichtet er: „Und da habe ich auch die Gebärdensprache gelernt.“ Zwar habe er diese eigentlich nicht gebraucht, da er durch das Cochlea-Implantat auch die Möglichkeit hatte, Sprechen zu lernen. „Aber ich fand das so interessant, dass ich die Gebärdensprache zusätzlich gelernt habe.“

Im ersten Corona-Lockdown schlossen bundesweit alle Friseursalons

Nachdem er auf der Förderschule den Hauptschulabschluss gemacht hatte, wechselte er für den Realschulabschluss in ein Internat in Essen. Danach bewarb er sich um eine Ausbildungsstelle zum Friseur – „und ich wurde sofort genommen“, erinnert sich der 26-Jährige an seine Lehrzeit in Iserlohn. Nach Abschluss seiner Ausbildung wollte Giuseppe Piano eigentlich in einen Salon in Hagen wechseln. Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit dem ersten Lockdown schlossen bundesweit alle Friseursalons: „Damit hatte sich das dann erst mal erledigt.“

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Seit zwei Jahren arbeitet der junge Mann nun im Salon „Haarkunst“ an der Heidestraße in Bösperde. Dass er eigentlich taub ist und ein Cochlea-Implantat trägt, war dort nie ein Hindernis: „Wenn ich mal etwas nicht verstehe, frage ich nach“, erzählt Giuseppe Piano. Das könne aber auch unabhängig von der Maskenpflicht passieren – zum Beispiel bei Männern mit Bärten oder wenn jemand nuschele.

Gehörlose Kundinnen kommunizieren per Gebärdensprache mit ihm

Zwei Kundinnen freuen sich ganz besonders über Giuseppe Pianos Arbeit: Die beiden Frauen sind gehörlos und haben nun die Möglichkeit, ihre Frisierwünsche über die Gebärdensprache mitteilen. Zuvor mussten sie in anderen Salons immer aufschreiben, wie die Haare geschnitten, gefärbt oder frisiert werden sollten. Eine eher umständliche Prozedur. Giuseppe Piano gegenüber kommunizieren sie nun mit ihren Händen ihre Stylingwünsche.

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„Meine Eltern haben mir beigebracht, dass alles ganz normal ist und gut so ist, wie es ist“, sagt Giuseppe Piano dankbar. „Sie haben mich nie in Watte gepackt.“ Und so musste er auch nicht lange nachdenken, als seine Chefin Denise Rademacher ihn fragte, ob er sich nicht für eine Fernseh-Sendung bewerben wolle, in der es ein Vorher-Nachher-Umstyling geben sollte.

Als Friseur machte er bei „Cut it – Die VorHair-NachHair-Show“ mit

„Cut it – Die VorHair-NachHair-Show“ heißt das Format, das auf dem TV-Sender sixx gezeigt werden soll. Es gehe darum, dass frisch ausgebildete Stylisten Menschen mit Schere, Farbe, Make-up und Föhn individuell umstylen, erzählt der Friseur. Viel verraten darf Giuseppe Piano noch nicht. Ab September sollen die Sendungen ausgestrahlt werden.