Menden. Jugendliche aus Israel waren um Gegenbesuch in Menden. Zum Abschied gab es Tränen. Was die Reisegruppe im Sauerland erlebte - und was sie plant.
Abschiedstränen sind geflossen, unvergessliche Erinnerungen werden bleiben. Und alle hoffen auf ein Wiedersehen. Der deutsch-israelische Jugendaustausch zwischen Menden und Mitzpe Hila ist nun zu Ende gegangen.
Die Stimmung bewegt sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen euphorisch-ausgelassen und wehmütig-traurig, wie man es auch von anderen Abschiedspartys kennt. Alle wollen noch einmal Spaß haben zusammen, wissen aber auch, dass das hier der letzte gemeinsame Abend ist. Zumindest vorerst.
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Ein Dutzend Jugendliche aus Menden war im Rahmen eines Austauschprogramms, federführend angestoßen von der evangelischen Kirchengemeinde in der Hönnestadt, über die Ostertage nach Israel gereist, dort in Gastfamilien untergekommen. Deren Jugendliche aus der kleinen nordisraelischen Siedlung Mitzpe Hila waren nun zum Gegenbesuch in Menden. Am Donnerstag ist dieser mit der Abreise wieder zu Ende gegangen. Viel zu schnell, da sind sich alle Beteiligten einig. Aber sie wissen auch, dass dieser Austausch eine einmalige und unvergessliche Gelegenheit und Erfahrung.
Jugendliche machen „die beste Erfahrung ihres Lebens“
Nun sitzen die deutschen wie auch die israelischen Jugendlichen im Bodelschwingh-Haus in einem großen Stuhlkreis beisammen, nehmen sich immer wieder freundschaftlich in den Arm und berichten der WP von ihrer gemeinsam verbrachten Zeit, hier in Menden sowie im April in Israel. Tim aus der Mendener Gruppe erzählt: „Wir sind eine große Familie geworden." Er wie auch alle anderen, die nun berichten, wollen ihrer Gastfamilie für die gute Aufnahme danken. Tim erinnert sich etwa an das Schwimmen im Toten Meer, an den Genuss von Falafeln. Während die israelischen Jugendlichen grinsend berichten, hier in Deutschland kulinarisch vor allem Currywurst und Döner für sich entdeckt zu haben. Nicht nur deshalb sagt Itay aus Mitzpe Hila: „Das war die beste Erfahrung meines Lebens."
Armin hofft, dass er nach seinem Schulabschluss 2023 wieder nach Israel reisen kann. Wie überhaupt alle aus der Gruppe mit technischen Hilfsmitteln in Kontakt bleiben wollen und hoffen, sich irgendwann einmal wieder zu sehen. Armin weiter über die Intention dieses Austausches: „Wir denken nun anders über andere. Vorurteile oder Klischees gibt es nicht mehr." Beim Besuch im April, als die Christen weltweit Ostern feiern, war für die Juden das Pessachfest. Armin dazu: „Das war eine große Ehre, dass die Gastfamilien ihr wichtigstes Fest, dieses große Ritual, mit uns zusammen gefeiert haben."
Besuch in Mitzpe Hila und Gegenbesuch in Menden
Vor dem ersten Zusammentreffen in Mitzpe Hila war die Mendener Reisegruppe zunächst noch etwas alleine in dem Land unterwegs, besuchte unter anderem Jerusalem. Was aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist die Zeit mit allen zusammen. Der Besuch am See Genezareth, ein Kunstprojekt oder auch ein Sonnenaufgang in aller Frühe bei Mitzpe Hila. Beim Gegenbesuch in Deutschland stand dann unter anderem eine Fahrt nach Köln auf dem Programm, natürlich mit dem Dom, dem man für einen beeindruckenden Ausblick auf Stadt und Rhein auch auf den Kirchturm stieg. Dorit Levi ist auf israelischer Seite die verantwortliche Betreuerin für den Austausch. Seit über zehn Jahren betreue sie solche Programme und Fahrten.
„Mit Menden war es nun so, als ob wir uns seit vielen Jahren kennen", beschreibt sie den freundschaftlichen Umgang. Ihr Ziel von Jugendaustausch: „Die beste Diplomatie geschieht von unten, nicht von oben." Wie wichtig ihr diese Treffen sind, unterstreicht sie damit: Demnächst wird sie nach Linz in Österreich reisen, wo ihrer Familie ein Stolperstein gewidmet wird. „Der Jugendaustausch ist mir aber fast noch ein bisschen wichtiger." Auch sie hat, in diesem Fall natürlich mit einem Augenzwinkern, manches Klischee im Kopf und stellte im Rahmen der Tage fest: „Auch die Deutschen sind nicht immer pünktlich."
Auch ernste Themen wie die gemeinsame Geschichte beider Länder angesprochen
Levi wie auch Pfarrerin Birgit Fiedler, verantwortlich für die Mendener Gruppe, wollen beide betonen, dass man zwar viel Spaß hatte bei den zwei Zusammenkünften, aber auch ernste Themen wie die gemeinsame Geschichte beider Länder intensiv ansprach. Im Rahmen der Stadtführung durch Menden ging es schließlich auch um die ehemalige jüdische Gemeinde und Synagoge der Hönnestadt. Außerdem besichtigte man die Wewelsburg, welche im Dritten Reich zu einem Nazi-Prestigeprojekt werden sollte.
Pfarrerin Fiedler betonte, dass man eben auf ganz verschiedenen Ebene zueinander gefunden habe. Es bleiben unvergessliche Erinnerungen und Freundschaften, auch über viele Kilometer hinweg.