Menden. Paradies für Rowdies und Angst-Raum für Bürger: Das Mendener Rathaus, Polizei und Stadtwerke wollen den Schattweg-Tunnel endlich sicherer machen.
Wie kann man einem Angstraum in der Stadt seinen Schrecken nehmen? Mit dieser Frage will sich in Menden jetzt eine Expertenrunde befassen – konkret mit dem vielgenutzten Fußgängertunnel am Schattweg. Der abgelegen wirkende Durchgang ist immer wieder Ziel von Vandalismus und Schmierereien, erst kürzlich wurden mehrere Leuchten zerstört (die WP berichtete). Zudem beschleicht viele Menschen dort „ein starkes Gefühl von Unsicherheit“, wie auch die Stadtverwaltung einräumt. Daher soll jetzt eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Abteilungen des Rathauses, der Polizei und der Stadtwerke Menden konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten. Die Ideen will die Verwaltung dann den Politikerinnen und Politikern im Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung zur Beratung vorlegen.
Ordnungsamt: „Es muss nicht erst etwas passieren, damit etwas passiert“
Von Überfällen auf Menschen im Tunnel, sagt Mendens Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt auf WP-Nachfrage, sei in den letzten Jahren allerdings nichts bekannt geworden, zumindest ihrer Behörde nicht. „Aber wir wollen eine sichere und saubere Stadt haben und dabei nicht nach dem Motto verfahren: Es muss erst was passieren, damit was passiert.“
Wohlfühlen in der Stadt ist nicht nur eine Frage der Kriminalitäts-Statistik
Der Auslöser
Ende Juli haben unbekannte Täter in der Unterführung zwischen Innenstadt und der Siedlung Obsthof/Schattweg einen großen Teil der Lampen zerstört. WP-Leserinnen berichteten daraufhin von ihrer Scheu, den Tunnel noch zu passieren.
Die Wände sind wieder stark beschmiert worden. Von der extrahellen Wandfarbe, die vor einiger Zeit eigens aufgebracht worden war, ist fast nichts mehr zu sehen.
2020 gab es in unmittelbarer Nähe des Tunnels einen Raubversuch.
Lange Zeit sei ein Faktor wie die „gefühlte Sicherheit“ eher abgetan worden, weil er sich naturgemäß nicht mit Zahlen untermauern lässt. Auch die WP erhielt auf Anfragen bei der Polizei oft nur den Hinweis auf die vergleichsweise niedrige Kriminalitätsrate in Menden, auf die personellen Ressourcen – und das Problem schien erledigt. Heute betrachten Sicherheitsbehörden die Sache differenzierter, berichtet Schmidt: „Es ist so, dass andere Städte bei der Sicherheit größere Probleme haben als Menden. Aber ob ich mich in meiner Stadt wohl und sicher fühle, ist auch für mich persönlich als Bürgerin mehr als nur ein weicher Standortfaktor, den man vernachlässigen kann.“
Notruftaste, Beleuchtung und weniger Gebüsch sind Möglichkeiten
Den Antworten darauf, wie am Schattweg konkrete Maßnahmen aussehen könnten, will sie nicht vorgreifen. Aber es gebe grundsätzlich zahlreiche Möglichkeiten. Die reichten von Notrufknöpfen über verbesserte Beleuchtung bis hin zur Auslichtung der Gebüsche. Letzteres wurde 2012 an der Galbreite praktiziert, nachdem es kurz hinter dem dortigen Fußgängertunnel einen brutalen Messerangriff auf eine 19-Jährige gegeben hatte.
Video-Überwachung? „Es sollte keine Denkverbote geben“
Und eine Kameraüberwachung? „Das ist aus verschiedenen Gründen nicht das Erste, was einem einfallen sollte“, sagt Schmidt. Aber Denkverbote gebe es auch nicht. „Für die neue Arbeitsgruppe, in der wir als Ordnungsamt nicht den Hut aufhaben, an der wir aber beteiligt sind, wird es zunächst darum gehen auszuloten, was vor Ort konkret sinnvoll und machbar ist.“
Ob sich die Task Force auch mit weiteren Problemzonen der Stadt befassen und womöglich eine feste Instanz werden wird, bleibe indes abzuwarten.