Menden. Die Pläne für einen neuen Bringhof unterhalb der Sollingstraße alarmieren die Nachbarschaft. Vor allem im Wohnheim des VKM ist die Sorge groß.

Die Planungen für einen Bringhof am Galbusch unterhalb der Sollingstraße lösen in der Nachbarschaft große Sorgen aus. Anwohner fürchten einen Wertverlust ihrer Grundstücke. Vor allem im Wohnheim des Vereins für Körper- und Mehrfachbehinderte (VKM) ist die Sorge groß. Die Menschen mit Autismus könnten unter Lärm und Verkehr besonders leiden. Die Stadtverwaltung prüft weiter Alternativstandorte. Um dieses Grundstück am Galbusch geht’s.

24 Bewohner reagieren besonders sensibel auf Lärm

Im Moment ist der Ausblick aus dem Wohnheim an der Sollingstraße noch direkt ins Grün. Die Bäume allerdings stehen schon auf dem Nachbargrundstück, das aktuell ein Lagerplatz des städtischen Bauhofs ist. „Das ist für uns eine Oase“, sagt VKM-Vorstandsmitglied César Cartagena. Der VKM fürchte aber längst nicht nur um die Idylle. Die 24 mehrfachbehinderten Bewohner der Einrichtung seien hochsensibel, erklären die Vorstandsvorsitzende Marie-Ellen Krause und Hausleiterin Andrea Vortmann.

Das müsse man sich so vorstellen, dass Autisten schon auf die kleinste Veränderung besonders empfindlich reagieren. Jeder rangierende Laster, jeder polternde Container, jedes Scheppern könne bei den Menschen Panik auslösen. Man sei froh, dass man in dem Wohnhaus Sollingstraße eine gewisse Ruhe und Sicherheit habe. Ausgerechnet der Weg rund um den Platz sei der Ort, wo die Bewohnerinnen und Bewohner ihre geringe Selbstständigkeit zumindest zum Teil leben können.

Auf dem heutigen Lagerplatz des Mendener Baubetriebs könnte der neue Bringhof entstehen.
Auf dem heutigen Lagerplatz des Mendener Baubetriebs könnte der neue Bringhof entstehen. © Westfalenpost | Arne Poll

Nachbarn an Sollingstraße und Galbusch fürchten Verkehr und Dreck

Auch andere Nachbarn fürchten den Abladeplatz direkt neben dem Wohngebiet. „Das ist hier eine ganz andere Situation als am heutigen Standort“, sagt Christoph Urban. Neben der Lärmbelästigung für die Nachbarschaft sei auch die Zufahrt eine Katastrophe. „Die schmale, abschüssige Straße Am Galbusch ist für das zu erwartende Verkehrsaufkommen, insbesondere Lkw-Verkehr, völlig ungeeignet“, erklärt er. Was sei, wenn es wie auf anderen Bringhöfen zu Bränden komme? Immerhin würden dort auch Schadstoffe verarbeitet.

Die Stadtverwaltung hatte selbst, nachdem der zuständige Zweckverband für Abfallwirtschaft eher zögerlich agierte, nach einem neuen Standort für den Bringhof geforscht. Dabei kristallisierte sich die 5000 Quadratmeter große Fläche als einzige heraus, die in Frage komme. Der Baubetrieb sei bereit, etwa die Hälfte des Areals, das auch an einen Bolzplatz grenzt, abzutreten, hieß es. Da schon zum Jahreswechsel ein neuer Standort benötigt wird, leitete die Stadtverwaltung mit politischer Zustimmung auch bereits das entsprechende Planverfahren ein.

„Aktuell befinden wir uns im Planfeststellungsverfahren. Das heißt, dass sowohl der Flächennutzungsplan als auch der Bebauungsplan für das Gelände geändert werden müssen“, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. „Durch diese beiden parallel laufenden Verfahren werden der Standort des Lagerplatzes für den MBB planungsrechtlich gesichert und die Option, dort den Bringhof einzurichten, ermöglicht.

Der Lagerplatz befindet sich unterhalb der Sollingstraße unweit der Westtangente.
Der Lagerplatz befindet sich unterhalb der Sollingstraße unweit der Westtangente. © Westfalenpost | Arne Poll

Stadt: Sorgen werden im Planungsverfahren berücksichtigt

Welche Chancen haben die Betroffenen, dabei mitzuwirken? Mit dem Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes startete ein zweistufiges Regelverfahren. „In einem solchen Verfahren sind die frühzeitige Bürgerbeteiligung und die Offenlegung des Planes vorgesehen“, erklärt Ehrlich. „Das heißt, dass die Bürgerinnen und Bürger daran beteiligt werden und jeder die Möglichkeit hat, Eingaben zu machen.“ Diese Eingaben, wie auch ein Schreiben, das der VKM ins Rathaus geschickt hatte, sollen dabei berücksichtigt werden.

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Letztlich müsse die Politik alle Belange abwägen und dann einen Beschluss fassen. „Da wir mitten im Verfahren sind, also noch keinen endgültigen Beschluss haben und noch nicht absehen können, wie viele und welche Einwände es durch die Bürgerinnen und Bürger gibt, prüfen wir nach wie vor auch weitere Standorte und Alternativen.“ Erst wenn der Bebauungsplan Rechtskraft erlange, gehe es in die konkrete Planung mit dem ZfA. Man sei aber in Kontakt.

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