Menden. In Menden wuchsen direkt an der Hönne tausende Tomatenpflanzen. Jetzt wurden die fast reifen Früchte einfach abgemäht. Der Ärger ist groß.
Direkt an der Hönne in Menden standen bis Anfang der Woche tausende Tomatenpflanzen. Wie genau sie dort hinkamen, ist noch unklar. Etliche Sammler freuten sich an der reichen Ernte. Jetzt setzte jemand dem Kuriosum ein Ende und mähte die Pflanzen fast alle ab. Die Aufregung darüber ist groß.
Man muss mittlerweile schon genau hinsehen: Aber die Böschung zur Hönne ist übersät mit unreifen Tomaten. Fingerdicke Stiele liegen kleingesenst am Boden. Es riecht nach den abgeschnittenen Nachtschattengewächsen. Ein großer Teil des Schnitts wurde bereits abtransportiert. Aber an den verbliebenen Stielen sieht man: Zwischen dem Schmelzwerk mit dem Bringhof und den Supermärkten standen bis Anfang der Woche wohl tausende Pflanzen dicht an dicht.
Bauarbeiter und Wasserverbände unter Kahlschlag-Verdacht
„Wir können noch nicht genau sagen, wer die Pflanzen abgemäht hat“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. In dem Bereich laufen aktuell Bauarbeiten für den Grünen Weg an der Hönne. Gleichzeitig wird der Bereich aber auch von den Wasserverbänden unterhalten und freigeschnitten. Die Stadtverwaltung hoffe auf baldige Klärung. Aktuell waren nicht alle Ansprechpartner erreichbar.
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Offen ist auch noch, wie die Tomaten dort hinkamen. „Stand Donnerstag sind die Tomaten dort nicht gezielt gepflanzt worden“, sagt Ehrlich. Nach Rücksprache mit dem städtischen Ökologen Philipp Zimpel gebe es aber zumindest eine Theorie, wie der Samen dort an die Hönne gekommen sein könnte: „Es ist ein denkbares Szenario, das dort eine Erdmischung eingesetzt worden ist, die bereits Samen enthalten hat.“ Zimpel brachte in Erfahrung, dass in Kompostwerken, der Erfolg der Kompostierung durch die Aussaat von Tomaten getestet wird. „Es könnte sein, dass dieser Samen in der Erde enthalten war“, sagt Ehrlich. „Tomatensamen sind offenbar sehr resistent.“
Ärger bei Passanten wegen der abgemähten Pflanzen
Die Stadtverwaltung will jetzt genau klären, woher die Erde in dem Bereich tatsächlich stammt. „Wir sind natürlich auch für andere Hinweise dankbar“, sagt Ehrlich. Die verunreinigte Erde sei nur eine Theorie. „Aber das ist ein Phänomen, das immer wieder auftaucht.“ Vor einigen Jahren wuchsen Tomaten im Bachbett der Oese.
Passanten ärgern sich unterdessen über das Abmähen. Die Tomaten hatten offensichtlich Kult-Charakter bei Spaziergängern, die den Weg regelmäßig nutzen. „Das sah so toll aus. Die wurden gerade alle rot“, sagt eine Frau im Vorbeigehen. Auch in einer Facebook-Gruppe wird Kritik an der Lebensmittelverschwendung geübt. „Mit den ganzen Tomaten hätte man halb Menden versorgen können“, sagt ein Nutzer. Ein anderer spricht gar von einem „Tomaten-Massaker“.
Was darf man mit Obst und Gemüse von städtischen Flächen machen
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Tatsächlich stünden auch die Tomaten grundsätzlich jedem zur Verfügung, erklärt Johannes Ehrlich. Wenn Obst oder Gemüse auf städtischen Flächen gedeihe, sei es sogar ausdrücklich gewollt, dass sich die Bürger auch daran bedienen. So wachse auf der Hönneinsel ein Feigenbaum, an vielen Straßen stünden Apfelbäume. „Wenn daran ein Apfel hängt, ist das keine Schande den mitzunehmen.“
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Auch bei der Bodenqualität müsse man sich zumindest im Fall der Tomaten keine Sorgen machen. Wenn im Bereich der Hönne Erde aufgebracht werde, sei die vorher geprüft. Bis in die belasteten unteren Schichten im Bereich der Schmelzwerk-Überbleibsel dringe wohl keine Tomaten-Wurzel vor.
Weniger genießbar sind wahrscheinlich die letzten verbliebenen Hönne-Tomaten. Zwischen Bürgersteig und Fahrbahn an der Unteren Promenade steht noch ein letzter Streifen mit Pflanzen, die reichlich Früchte tragen. Zwischen Auspuff und Hunden auf Gassi-Tour dürfte das Geschmacksvergnügen eher eingeschränkt sein.
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