Menden. Die Stadt Menden kauft eine riesige Überflutungsfläche an der Hönne. Auch für den umstrittenen OBO-Bau im Biebertal gibt es eine Lösung.
Die Stadt Menden erwirbt eine große Fläche im Ohl aus dem Besitz von Graf Dücker Plettenberg. Das Areal soll künftig dem Hochwasserschutz dienen und als sogenannte Retentionsfläche die Innenstadt vor schweren Hochwasser-Ereignissen wie im vergangenen Sommer schützen. Zum ungewöhnlichen Grundstücksdeal gehört auch, dass die Stadt alle Flächen am Gut Rödinghausen in Erbpacht übernimmt. Ein weiterer Teil des Dreier-Abkommens: Das Unternehmen OBO kauft eine weitere Teilfläche in dem Bereich und baut sein Logistikzentrum jetzt direkt neben die bestehende Produktion – statt im Biebertal.
Gut 110.000 Quadratmeter Fläche zwischen Ohl und B 515 in Menden an Stadt und OBO
„Uns bietet sich eine Jahrhundertchance, den Hochwasserschutz für Menden noch besser zu machen“, sagt Bürgermeister Roland Schröder. Die Fläche habe eine immense Bedeutung für die Stadt Menden. Schröder präsentierte den Deal am Freitagnachmittag gemeinsam mit den Anwälten der Gräflich Dücker-Plettenbergschen Verwaltung und OBO. Die aktuell landwirtschaftlich genutzte Fläche befindet sich im Bereich zwischen der B 515 und Hüingsen unterhalb des Ohls.
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Anwalt Christian Unkhoff stellte den Vorgang als geradezu einmalig heraus. Es sei „Familientradition“, dass die Familie Grundstücke in der Regel nur per Erbpacht abgebe. Der Graf trenne sich nur in Ausnahmesituationen von dem Besitz. Das sei hier aber quasi der Fall. Wie schnell die Flut in die Stadt schießen kann hatte sich im vergangenen Jahr Mitte Juli gezeigt. Damals stieg der Hönnepegel wegen des Starkregens binnen weniger Stunden auf ein Rekordniveau von 3,30 Meter, nachdem der Pegel sich noch 24 Stunden zuvor fast auf Normalniveau gezeigt hatte. Es kam zu Überflutungen in der Innenstadt mit schweren Schäden auch an städtischen Gebäuden. Die Fläche soll jetzt bis zu 50.000 Kubikmeter Wasser auffangen.
OBO baut Logistikzentrum und erweitert Metallkompetenzzentrum
Zweiter Teil des großen Deals ist, dass das Unternehmen OBO Bettermann den zweiten Teil der Fläche übernimmt. Dieses Grundstück ist bereits als Industriefläche ausgewiesen. Ulrich Bettermann kündigt an, auf dieser Fläche sein geplantes Logistik-Zentrum verwirklichen zu wollen. Laut OBO investiert das Unternehmen etwa 38 Millionen Euro in das Zentrum. Auch das Metallkompetenzzentrum wird erweitert. Am Ende könnten nach Unternehmensangaben 200 Arbeitsplätze entstehen, 60 waren für die Logistik ursprünglich eingeplant. Die Hallen sollten eigentlich am Eilinger Kamp im Biebertal gebaut werden. Dort hatte Bettermann, dessen Familie die Grundstücke seit 1958 gehören auf Baurecht pochen wollen. Dies sorgte aber für deutlichen Widerstand bei Anwohnern, die den Bebauungsplan für nicht rechtens halten. Die Stadt habe trotz anderer Vorgaben der Bezirksregierung am Gewerbegebiet im Grünen unterhalb der Lürbke festgehalten, hieß es. Die Diskussion wird nun hinfällig.
„Für die Unternehmensgruppe OBO Bettermann geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Wir haben immer gehofft, das Gelände südlich unseres Metallkompetenzzentrums bis zu den Kalkwerken gewinnen zu können“, sagt Ulrich Bettermann. Auf der 61.000 Quadratmeter großen Fläche soll eine 20.000 Quadratmeter große Halle gebaut werden. „Da das Gelände an das Metallkompetenzzentrum grenzt, sind hier die Wege des Material- und Produktionsflusses natürlich viel kürzer und umweltschonender.“ Bettermann appellierte an die Stadt, schnell eine Baugenehmigung zu erteilen. Alle Seiten betonten die gute Zusammenarbeit. Weitere Berichte folgen.