Fröndenberg. Lautstarke Protest vor der Ratssitzung in Fröndenberg. Es sollte um den Streitfall Schmallenbach-Haus-Umbau gehen. So entschied das Gremium.
Streitfall Schmallenbach-Haus-Umbau: Eine abschließende Entscheidung über das gemeindliche Einvernehmen hatte nun der Stadtrat Fröndenberg zu treffen. Vor allem Anwohner stört, dass zahlreiche Bäume gefällt werden sollen. Vor dem Sitzungssaal gab es lautstarke Proteste.
Mitarbeiter appellieren an Ratsmitglieder
„Für den Campus!“, riefen gut zwei Dutzend Mitarbeiter des Schmallenbach-Hauses immer wieder vor dem Eingang zur Gesamtschule. Ratsmitglieder wie auch andere Zuhörer machten sich hier am Mittwochnachmittag durch das Spalier auf den Weg zur letzten Ratssitzung vor der politischen Sommerpause. Auf der Tagesordnung unter anderem: die Erteilung des sogenannten gemeindlichen Einvernehmens für die Umbaupläne auf dem Hirschberg, also der Segen der Stadt. Hier soll bekanntlich ein ganzer Gesundheitscampus entstehen. Der Kindergarten St. Marien ist seit zwei Jahren fertig, ein Neubau für ein Pflegeheim wächst gerade täglich, für den zweiten Neubau soll laut laut Planung ein fast 3000 Quadratmeter großes Waldstück am nördlichen Rand des Campus gerodet werden.
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Während die Befürworter des Umbaus also draußen lautstark und auf Plakaten ihre Meinung kundtaten, eine Zukunft für Pflege und Arbeitsplätze in Fröndenberg einforderten, äußerten sich die Gegner, die in deutlich geringerer Zahl zur Ratssitzung erschienen waren, in der Einwohnerfragestunde. Felicitas Kastel ist eine der Wortführerinnen, wohnt ganz in der Nähe des Altenzentrums: „Wir haben nichts gegen den Campus, sondern gegen den geplanten Standort des Neubaus Haus 2“, trug sie den Ratsmitgliedern vor. Sie sehe auch den Faktor der Arbeitsplätze hier. „Aber wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie neben unseren Häusern fast 3000 Quadratmeter Wald vernichtet werden“, sprach sie auch im Namen anderer Anwohner, die sich zu einer Initiative zusammengeschlossen haben. Den NABU haben sie dabei auch auf ihrer Seite. Kastels Frage an die Stadtverwaltung war, wie man den Umbauplänen zustimmen könne, wenn man doch die ökologischen Folgen schon selber als negativ betrachte. In einem anderen Tagesordnungspunkt hatten sich die Ratsvertreter schließlich auch mit einem Klimaschutzkonzept für Fröndenberg zu befassen Darin setzt man sich ehrgeizige Ziele. Das sei mit einer Entscheidung für den Umbau so wie geplant nicht vereinbar, erklärte Kastel. +++ Auch interessant: Schmallenbach-Haus: Neue Tagespflege im Zentrum entsteht +++
Geschäftsführer Fleck: Nach Umbau mehr Bäume als derzeit
Bauamtsleiter Tim Stein hingegen verwies auf die Rechtslage, das Bauvorhaben füge sich, so wie im Baugesetzbuch vorgesehen, in die Umgebung ein. „Damit ist es zulässig.“ Die Meinungsverschiedenheiten – aufseiten von Politik, Anwohnern wie Schmallenbach-Haus-Mitarbeitern – hatte es auch schon zuvor im Umwelt- und Hauptausschuss gegeben. Heinz Fleck, Geschäftsführer des Schmallenbach-Verbundes, hatte kürzlich schon gegenüber der Westfalenpost betont, nach dem Umbau und mit der grünen Gestaltung der neuen Außenanlagen stünden am Ende mehr Bäume auf dem Gelände als derzeit (WP berichtete). Nun erklärte er zu den Plänen: „Wir tun das für die Menschen. Und wir denken auch an den Umweltschutz.“ Nur eben anders als manche Anwohner oder das NABU sich das Vorgehen vorstellen. +++ Lesen Sie auch: Schmallenbach-Verbund: Preissteigerung macht Bau-Probleme +++
Grüne gegen Waldrodung
Für Grünen-Fraktionschef Martin Schoppmann unverständlich: „Es gibt ausreichend Alternativplanungen. Warum muss man unbedingt den Wald fällen?“ Lars Köhle (Bürgerfraktion) äußerte deutliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Vorlage, insbesondere ob sich der geplante Bau eben in die vorhandene Struktur einfüge. Aber auch er unterstrich bezüglich des gesamten Vorhabens: „Es geht nicht ums Verhindern, sondern Verbessern.“
Bei der Abstimmung waren von den drei großen Ratsfraktionen schließlich die Grünen gegen das gemeindliche Einvernehmen, die SPD präsentierte kein einheitliches Stimmungsbild und die CDU votierte dafür. Auch deshalb gab es insgesamt eine klare Mehrheit von 22 Stimmen für die Umbaupläne auf dem Hirschberg. In den Zuschauerreihen des Schmallenbach-Verbundes hörte man ein zustimmendes Murmeln für diese Entscheidung, das sich dann draußen vor der Aula, nachdem man den Sitzungssaal verlassen hatte, in lautem Jubel Bahn brach.