Menden. In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs befinden sich zwei Luftschutzbunker. Wir haben uns dort mal umgeschaut. Hier findet ihr die Bilder dazu

Ingo Adam wischt die kleinen Spinnenweben vom Vorhängeschloss. Mit einem Ruck drückt er den Hebel der schweren Metalltür hoch. Dahinter verbirgt sich Mendens einzig verbleibender Luftschutzbunker. Doch Feldbetten und Notfallverpflegung sucht man dort vergebens.

Bunker über Jahre zurückgebaut

Die Mendener CDU erregte zuletzt Aufsehen mit einem Antrag zur Übersicht öffentlicher Bunkeranlagen in Menden. Im Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung rückte Wolfgang Exler (CDU) die Formulierungen zurecht: Es gehe nicht darum, Panik oder Angst zu schüren, sondern Möglichkeiten auszuloten. Schließlich habe man mit dem Krieg in der Ukraine – und einer möglichen Gefahr für weitere Staaten in Europa – so bis vor ein paar Wochen nicht rechnen können.

Blick in den 194 Quadratmeter großen Luftschutzraum unter dem HBK. Dort lagert Schulmobiliar und ausgemusterte Elektronik.
Blick in den 194 Quadratmeter großen Luftschutzraum unter dem HBK. Dort lagert Schulmobiliar und ausgemusterte Elektronik. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

„Wir haben über Jahrzehnte nicht darüber nachgedacht, dass wir so etwas mal brauchen könnten“, sagt Ingo Adam auf dem Weg in die Katakomben des Hönne-Berufskollegs. Der stellvertretende Schulleiter ist einer von wenigen, die überhaupt einen Schlüssel für die beiden Luftschutzräume haben. Dabei wirken sie von außen eher unscheinbar. „N 02 Lager Lebensm. 1“ prangt als Schild an der Wand. Dass man hier fast so etwas wie ein Tor in eine längst vergessene Zeit durchschreitet, wird allerdings vor der Metalltür deutlich. Mit einem kleinen Klacken öffnet Adam das Vorhängeschloss, drückt den Riegel nach oben. Doch dahinter verbirgt sich eine Art Schleuse mit einer weiteren, schweren Metalltür. Erst dahinter zeigt sich der unerwartet geräumige Luftschutzraum.

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Doch wer reihenweise Feldbetten oder Vorräte vermutet, liegt falsch. Seit weit über 20 Jahren, so schätzt Ingo Adam, werden dort Schulutensilien gelagert. Overhead-Projektoren, Stühle, Tische, Projektarbeiten und Schaltplatinen aus Elektrokursen stapeln sich dort. Und das hat einen Grund. Seit 2007 werden öffentliche Schutzräume nach und nach aus der Zivilschutzbindung entlassen. Heißt: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sollte in Absprache mit Bund und Ländern die Schutzräume zu Geld machen.

Rundgang durch Mendens letzten öffentliche Bunkeranlage

In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden. Das Berufskolleg verwendet die beiden Luftschutzräume seit über 20 Jahren als Lagerraum. Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage.
In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden. Das Berufskolleg verwendet die beiden Luftschutzräume seit über 20 Jahren als Lagerraum. Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Der Lageplan im Treppenhaus zeigt die beiden Luftschutzräume sogar.
Der Lageplan im Treppenhaus zeigt die beiden Luftschutzräume sogar. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Der schleusenartige Zugang hinter der ersten Metalltür.
Der schleusenartige Zugang hinter der ersten Metalltür. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden.
In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage.
Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Im Raum lagern alte Elektroteile, etwa aus dem Physikunterricht.
Im Raum lagern alte Elektroteile, etwa aus dem Physikunterricht. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Elektroteile, Dokumente, Aktenordner finden sich auf dem ausgemusterten Mobiliar. 
Elektroteile, Dokumente, Aktenordner finden sich auf dem ausgemusterten Mobiliar.  © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Ein wenig Vorrat ist zwar vorhanden, allerdings lange abgelaufen: Der Multivitaminsaft hat das Haltbarkeitsdatum 31. August 2005.
Ein wenig Vorrat ist zwar vorhanden, allerdings lange abgelaufen: Der Multivitaminsaft hat das Haltbarkeitsdatum 31. August 2005. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Ein Schülerprojekt: die automatische Cocktailmaschine.
Ein Schülerprojekt: die automatische Cocktailmaschine. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden. Das Berufskolleg verwendet die beiden Luftschutzräume seit über 20 Jahren als Lagerraum. Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage.
In den Katakomben des Hönne-Berufskollegs (HBK) findet sich die einzig verbliebene - und sicher begehbare - Bunkeranlage in Menden. Das Berufskolleg verwendet die beiden Luftschutzräume seit über 20 Jahren als Lagerraum. Der stellvertretende Schulleiter Ingo Adam führt durch die Anlage. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Ein möglicher Ausgang, der allerdings entsprechend gesichert ist. Blick in den Schacht von unten.
Ein möglicher Ausgang, der allerdings entsprechend gesichert ist. Blick in den Schacht von unten. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
Der zweite Luftschutzraum. Hier liegen Hämmer, Ölkanister, Aktenordner und dergleichen herum.
Der zweite Luftschutzraum. Hier liegen Hämmer, Ölkanister, Aktenordner und dergleichen herum. © Unbekannt | Unbekannt
Bis ins Jahr 1983 reichen die Aktenordner zu Praktika zurück.
Bis ins Jahr 1983 reichen die Aktenordner zu Praktika zurück. © Westfalenpost | Tobias Schürmann
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Aus einigen sind Wohnprojekte entstanden, andere wurden zu gesicherten Rechenzentren und in einigen wird heutzutage – aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen – medizinisches Marihuana angebaut. „Bereits vollständig aus der Zivilschutzbindung entlassen wurden die Hausschutz- und Schulschutzräume“, heißt es dazu vonseiten des BBK. Die Vermarktung der Bunker hatte im Jahr 2020 die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernommen (BImA). „Im aktuellen Kontext des Krieges in der Ukraine hat sich der Bund dafür entschieden, die weitere Entwidmung öffentlicher Schutzräume zunächst ruhend zu stellen und das Rückabwicklungskonzept für öffentliche Schutzräume zu überprüfen“, teilt die BImA dazu aktuell mit.

Schülerprojekte lagern in HBK-Bunker

Dass der Luftschutzraum am Hönne-Berufskolleg nochmals anders genutzt wird, dürfte zumindest bezweifelt werden. Eine Zulassung für einen Klassen- oder Laborraum werde man dafür angesichts von Sicherheitsstandards wohl nicht bekommen, sagt Ingo Adam. Es fehlt an Rettungswegen und Beleuchtung. Adam schlendert durch den Raum, der Blick schweift über die Tische hinweg. „Das ist eine Cocktailmaschine“, sagt er und zeigt auf ein Holzgestellt, in das mehrere Flaschen eingespannt sind. Das Schülerprojekt sollte automatisch Cocktails in der passenden Rezeptur zusammenmixen, erinnert sich der stellvertretende Schulleiter. Im Fall der Fälle könnte der 194 Quadratmeter große Raum zügig wieder freigezogen werden. Doch wie es um Lüftungs- oder Sanitäreinrichtungen bestellt ist, ist unbekannt.

+++ Hintergrund: Weltkriegsbunker bei Bauarbeiten am Hönne-Gymnasium entdeckt +++

Im Hintergrund röhrt ein Bautrockner. Ein paar Meter weiter gibt’s aber gleich noch einen Luftschutzraum. Auch der ist ähnlich gesichert. An der Wand lehnt ein Regal mit vergilbten Aktenordnern. Sie reichen bis ins Jahr 1982 zurück. Praktika und Handbücher reihen sich nebeneinander in dem recht kargen Raum. In einer ausgemusterten Ölwanne ist noch Wasser. Vermutlich, seitdem die Hönne im vergangenen Jahr hier große Teile – wie etwa die Kreissporthalle – überflutet hat. „Für uns ist das alles relativ normal“, sagt Ingo Adam. Selbst die Schüler wüssten im Grunde nichts von den beiden Räumen im Kellergeschoss. Dass die Luftschutzräume vor langer Zeit aufgegeben wurden, wundert ihn nicht. „Die Unterhaltung kostet schließlich Geld.“