Menden. SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill brachte keine guten Nachrichten mit in den Mendener Sozialausschuss. Sie berichtete von bedrückender Armut.

Die Inflation treibt Sorgenfalten auf die Stirn. Etwa bei Mendens Kommunalpolitikern und den Verantwortlichen des DeCent-Ladens in Menden. SKFM-Geschäftsführerin berichtete im Sozialausschuss von bedrückender Armut und noch düstereren Aussichten. Denn außerdem befürchtet sie für den Laden nach Real den Wegfall eines weiteren Lieferanten.

Auch durch die Berichterstattung der Westfalenpost sei er auf die Dringlichkeit dieses Themas in Menden aufmerksam geworden, schickte Ausschussvorsitzender Bernd Alban den Beratungen auf der Tagesordnung voraus. Kürzlich hatte die WP berichtet, dass der DeCent-Laden des SKFM mit knapper werdenden Lebensmitteln zu kämpfen und zu Spendenaktionen eingeladen hat. Die Mitglieder des Sozialausschusses in Menden wollten sich deshalb ein genaues Bild von der Situation machen und hatten für ihre Sitzung SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill eingeladen.

Lebensmittel werden knapp

Die berichtete, dass die Menge der von den Supermärkten bereitgestellten Lebensmittel seit dem vergangenen Jahr deutlich zurückgegangenen sei. So wirklich erklärbar sei es ihr nicht, vielleicht plane mancher Markt seit der Coronapandemie anders, knapper. Dazu käme jetzt auch die Knappheit mancher Lebensmittel durch den Ukrainekrieg. „Und durch die Schließung von Real wird sich die Situation in Menden deutlich verschärfen. Das war ein großer Lieferant." +++ Lesen Sie auch: Real in Menden: Sorge um Waren für den Sozialmarkt +++

Marita Hill befürchtet weiteres Ungemacht und den nächsten Wegfall eines Supermarktes, der kurz vor dem Ablauf stehende, aber noch genießbare Lebensmittel zur Verfügung stellt. Lidl habe in einzelnen Bundesländern schon sein neues Projekt der „Rettertüten“ gestartet. Zum Beispiel Obst und Gemüse über dem Mindesthaltbarkeitsdatum werde in großen Tüten zu einem kleinen Preis verkauft. Die Bedürftigkeit wie bei einer Tafel werde hier freilich nicht geprüft. Hill: „Ich gehe davon aus, dass dieses Projekt noch in 2022 in ganz Deutschland starten wird.“ Ob und wie viel der Discounter dann noch an den heimischen De-Cent-Laden abgebe, sein dann sehr fraglich.

Der Aufruf an den Schulen um Spenden habe hingegen gut gewirkt. „Erste Rückläufe sind da. Wir sind überwältigt“, sagte Marita Hill im Sozialausschuss. Und auch kämen einige Geldspenden um Lebensmittel für den Laden zuzukaufen. „Aber das kann ja keine Dauerlösung sein." Denn das Prinzip sei es ja eigentlich, den Überschuss aus dem Handel mit den Bedürftigen zusammen zu bringen. Hill nannte Zahlen und Eindrücke zur aktuellen Situation.

Durch die Lebensmittelknappheit und einen größeren Kreis an Bedürftigen könnten die DeCent-Kunden im Moment nur alle drei Wochen zum Einkauf vorbeikommen. Bislang war das jede Woche möglich. „Die Entlastung durch DeCent wird damit immer geringer." Denn der Laden sei eigentlich gedacht als Ergänzung zu anderen Unterstützungen. Der verbilligte Einkauf solle andere Teilhabe ermöglichen, das Mitwirken im Sportverein etwa oder mal einen Kinobesuch. Aber die aktuelle Inflation in alle Bereichen mache alles zunichte. Dabei stehe das ganz dicke Ende noch aus, so waren sich Marita Hill wie auch mehrere Politiker bei ihren Wortmeldungen einig, wenn Anfang kommenden Jahres die Nachzahlung für Nebenkosten ins Haus flattere. Hill: „Dann bleibt kein Geld mehr zum Leben." Die SKFM-Geschäftsführerin berichtete von erschütternden Beispielen aus dem Alltag armer Menschen, die hier Beratung erhalten. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Sozialmarkt Menden und DeCent: Ohne Spenden droht das Aus +++

Möglichkeiten sind begrenzt

Die Wortmeldungen von Ausschussmitgliedern wurden auch deutlich, wie von Norbert Majd (UmSo-Fraktion): „Da fehlen mir die Worte. Das ist beschämend für unser Land.“ Aber die Möglichkeiten von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung seien dabei begrenzt, waren sich auch alle einig. Für Marita Hill gibt es nur eine Lösung: Die Regelsätze müssen hoch. „Alles andere ist nur Symptombehandlung." Zumindest könne Kommunalpolitik dabei Druck auf die heimischen Landes- und Bundespolitiker machen. Dirk Huhn (Grüne): „Die Politik hat versagt. Das müssen wir alle in unsere Parteien mitnehmen." +++ Auch lesenswert: Secondhand-Geschäft: Neuer Fairkauf eröffnet in Lendringsen +++

Aber gibt es auch lokal Möglichkeiten? Bernd Alban (SPD) brachte etwa einen städtischen Notfallfonds ins Spiel. Und Nikolaus Paraschos die Frage, ob nicht heimische Landwirte auch den DeCent-Laden mit Lebensmitteln unterstützen könnten. Zudem wurde die Verwaltung durch die Ausschussmitglieder beauftragt, eine Vorlage zu dem Thema zu erarbeiten. Außerdem, so Bernd Alban, sollen sich die sozialpolitischen Sprecher der Fraktionen zu dem Thema beraten. Für die Linderung akuter Not sei man dann auch bereit, andere Projekte gegebenenfalls erstmal zurückzustellen.