Menden. Stadtalarm in Menden: Die Feuerwehr ist nach dem Starkregen im gesamten Stadtgebiet im Großeinsatz. Die Entwarnung kam am frühen Dienstagmorgen.

  • Ein Unwetter hat im Mendener Stadtgebiet für mehr als einhundert Feuerwehreinsätze gesorgt.
  • Vielerorts lief die Kanalisation über, Keller wurden überflutet.
  • Die Feuerwehr gab gegen 0.30 Uhr am Dienstagmorgen Entwarnung.

Es dauerte knapp zwei Stunden, dann war der ganze Spuk vorbei. Am späten Montagnachmittag wurden zahlreiche Häuser in Menden unter Wasser gesetzt. Dieses Mal allerdings nicht – wie im vergangenen Juli – wegen einer überlaufenden Hönne. Statt dessen drückte in vielen Fällen Grundwasser hoch.

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Die Hönne in Menden nach Starkregen am 16. Mai.
Die Hönne in Menden nach Starkregen am 16. Mai. © WP | Corinna Schutzeichel

Bürgerinnen und Bürger rufen im Sekundentakt bei der Polizei an

Nach dem Platzregen am späten Nachmittag riefen Bürgerinnen und Bürger im Sekundentakt bei der Polizei an. „Das Wasser hat die Gullydeckel hochgedrückt, die dann teilweise mittig auf der Straße lagen“, so die Polizeiwache Menden. Zwischenzeitlich sei auch berichtet worden, dass eine Häuserwand an der Hauptstraße eingedrückt worden sei. Das habe sich zum Glück nicht bewahrheitet.

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Die Feuerwehr hatte gegen kurz vor 17 Uhr Stadtalarm ausgelöst. Durch die Sirenen wurden sämtliche verfügbaren freiwilligen Einsatzkräfte in die Gerätehäuser im Stadtgebiet gerufen. „Vor allem sind es vollgelaufene Keller“, berichtet Feuerwehr-Sprecher Stefan Deitel über die Einsätze. „Das Wasser drückt sich hoch.“

Feuerwehr-Einsatz an der Hauptstraße: Im Bild Markus Jünger (links) und Stefan Deitel.
Feuerwehr-Einsatz an der Hauptstraße: Im Bild Markus Jünger (links) und Stefan Deitel. © WP | Corinna Schutzeichel

Betroffen sind Anwohner im gesamten Stadtgebiet

Anders als beim Jahrhundert-Hochwasser im vergangenen Sommer sind dieses Mal nicht vornehmlich Anwohner der Hönne betroffen. Zwar stieg der Hönne-Pegel sichtlich an, so dass manche Anlieger schon in Sorge waren – nämlich von 30 Zentimetern (16.30 Uhr) auf knapp 1,60 Meter. Doch die Höhe der Spundwand, die den Fluss und die Bebauung trennt, wurde längst nicht erreicht. „Wir haben Einsätze im ganzen Stadtgebiet“, erklärt Stefan Deitel.

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Da Menden derart stark von den Wassermassen getroffen wurde, wurde auch überörtliche Hilfe angefordert, wie Markus Jünger von der Feuerwehr erklärt, als er und seine Kollegen gerade bei einem Einsatz an der Hauptstraße in der Fußgängerzone sind. Hier sind die Häuser 14, 16 und 18 betroffen.

Wassermassen treffen manche zum wiederholten Mal

Jildiz Dogan hat ihr Grundstück von der Seite der Hönne mit einer Mauer geschützt, die sie nach dem letzten Hochwasser extra bauen ließ. Im Hintergrund sieht man die Hönne, die hier nicht übers Ufer getreten ist. Dieses mal kam das Wasser von der Balver Straße.
Jildiz Dogan hat ihr Grundstück von der Seite der Hönne mit einer Mauer geschützt, die sie nach dem letzten Hochwasser extra bauen ließ. Im Hintergrund sieht man die Hönne, die hier nicht übers Ufer getreten ist. Dieses mal kam das Wasser von der Balver Straße. © WP | Corinna Schutzeichel

Auch an der Balver Straße pumpen die Feuerwehr-Kräfte Keller leer. Manche Bürger treffen die Wassermassen zum zweiten Mal in kürzester Zeit. „Nicht schon wieder“, fasst Jildiz Dogan ihre Gedanken zusammen, die ihr angesichts des Wassers in ihrem Haus kamen. Bereits im vergangenen Sommer war sie vom Rekord-Hochwasser betroffen. Anschließend ließ sie eine Mauer in ihrem Garten errichten, die mit Platten zugemacht werden kann, falls die Hönne wieder Richtung Hochwasser steigen sollte.

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„Ich habe Kaffee getrunken und war noch ganz ruhig, als ich gesehen habe, dass die Hönne nicht über die Ufer tritt“, sagt Jildiz Dogan. Doch das böse Erwachen kam, als sie feststellte, dass das Wasser dieses Mal von der anderen Seite, nämlich über die Balver Straße, auf ihr Grundstück und in ihr Haus lief. „Hier wurden gerade die Fliesen neu verfugt“, sagt sie fassungslos. Immerhin habe ein Handwerker in Windeseile eine Mini-Mauer errichtet, um noch größeren Schaden abzuhalten. „Hoffentlich kündigt mir meine Versicherung jetzt nicht, weil es doch schon der zweite Schaden ist“, sorgt sich Jildiz Dogan.

Düstere Wolken über Menden: Am Montagnachmittag zieht ein Gewitter auf.
Düstere Wolken über Menden: Am Montagnachmittag zieht ein Gewitter auf. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Mehrere Geschäfte betroffen, darunter Rewe, Nino E Sarah und Rottler

Auch mehrere Geschäfte sind vom Hochwasser betroffen: zum Beispiel Rewe in Lendringsen, die Eisdiele Nino E Sarah, die eigentlich nach der Beseitigung der Schäden vom vergangenen Jahr bald in der Mendener Innenstadt wieder öffnen wollten, sowie „Rottler Hörgeräte“.

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Bilanz der Feuerwehr am Abend: mehr als 120 Einsätze. Die abzuarbeiten, werde voraussichtlich die ganze Nacht dauern, so Stefan Deitel. Die beste Nachricht allerdings ist: Es seien keine Menschen verletzt worden, und „die Lage ist jetzt überschaubar und entspannt“, sagt Feuerwehr-Sprecher Fabian Kreutz am Abend.

Gegen 0.30 Uhr am Dienstagmorgen konnte die Feuerwehr auf Facebook vermelden: „Die meisten Einsätze konnten inzwischen abgearbeitet werden, vereinzelt sind noch Einheiten im Stadtgebiet tätig. Alle überörtlichen Kräfte wurden mit herzlichem Dank für die Unterstützung wieder in ihre Heimatstädte verabschiedet.“

Nachrichten in den Sozialen Netzwerken häufen sich

In den Sozialen Netzwerken posteten viele Mendener Videos und Fotos von den Wassermassen. Zu sehen sind Gullydeckel, aus denen Wasser quillt oder auch ganze Wasserläufe, die sich ihren Weg über den Fuchshöhlenweg/Krankenhausweg nach unten bahnen.

Außerdem melden sich in den Mendener Gruppen auf Facebook mehrere Personen, die Auto-Kennzeichnen im Bereich „Ob dem Lahrtal“ gefunden haben. Angeblich, so schreiben die Finder, hätten sich diese beim Durchfahren einer großen Pfütze von den Wagen gelöst. „Einige sind durch die überschwemmte Straße gerast und ich denke, die Schilder sind dadurch abgegangen“, schreibt eine Nutzerin.

Feuerwehr manchmal auch bei nicht echten Notfällen gerufen

Die Feuerwehr wurde auch zu mehreren Einsätzen gerufen, die unnötig Personal gebunden haben. „Bitte nur in echten Notfällen anrufen“, sagt Fabian Kreutz. Bisweilen hätten sich Mendener gemeldet, „bei denen dann eine Fünf-Zentimeter-Pfütze im Hausflur stand“. Melden indes sollen sich Bürger immer auch dann, wenn Gullydeckel auf den Straßen hochstehen: „Dann bitte immer 112 anrufen“, sagt Fabian Kreutz.